Lymphödem und Partnerschaften

Hallo an alle!

ich bin weibl., 44 und habe mein Bein-LÖ schon seit meinem 12. Lebensjahr, aber nur linksseitig. Meine Beine sind damit recht ungleichmäßig; der Unterschenkel ist eindeutig dicker, als die andere Seite. Ich bin eine attraktive Frau (merkt man ja schnell an allgemeinen Blicken der MännerJ) und weiß diese Ungleichheit im Alltag gut zu kaschieren. Mit meinem Partner bin ich seit 19 Jahren zusammen, von Anfang an war das überhaupt kein Problem für ihn, er hat mir mit seiner Selbstverständlichkeit jede Scheu genommen (Beisp.: Meine erste Nacht bei ihm, ich ziehe im Bad heimlich die Strumpfhose aus und stecke sie zwischen seine Handtücher im Regal. Am nächsten Morgen komm ich dann ins Bad und sehe, dass er sie wohl zufällig gefunden hat und fein säuberlich zusammengelegt hat – oben drauf J)

Jetzt ist mir aber etwas passiert, was eigentlich demütigender nicht sein kann und ich bin selbst schuld, weil ich mein LÖ nicht gleich erwähnt habe. Mein Partner und ich haben seit dem vorigen eine echte Krise mit Trennungszeiten und vielem Hin und Her.

Ich habe dann vor einigen Monaten einen Mann kennengelernt, zuerst eine hauptsächlich körperliche Beziehung, LÖ immer schön kaschiert – ich kann das mittlerweile ganz gut L. Er ist mir in all der Zeit regelrecht nachgelaufen, hat mich SMS, Mails, Anrufen und dem ständigen Wunsch nach Treffen umgarnt. Ich habe mich dann auch richtig richtig verliebt., aber die körperliche Beziehung wg. meines Partners beendet. Wir haben uns aber weiter -nur so- getroffen, er hat mich unheimlich umgarnt und ich war soweit, wg. ihm meinen Partner endgültig zu verlassen. Sex hatte ich in den letzten Wochen aber verweigert, weil ich mich noch nicht getrennt hatte.

Jetzt kam es gestern aber Schlag auf Schlag – die Hormone – wir waren im Tageslicht „zusammen“, er zieht mich aus, sieht meine beiden Beine, stutzt und ich frage: „Stört dich das?“ Er antwortet „nein“ und wir „machen“ weiter. Ich habe aber gleich gemerkt, dass ihn das irritiert hat. Ich habe ihm danach erklärt, was es ist und er fragte noch, ob ich das plötzlich bekommen hätte, das hätte er doch früher nicht gemerkt und ob man dagegen nichts tun könnte. Ich habe dann gestanden, dass ich es aus Selbstschutz immer gut zu verstecken wusste und gesagt „Jetzt kennst du mich mit allem was zu mir gehört“. Ich musste dann auch gleich weg und er sagte (wie immer) „Melde dich“ und ich sagte, „Melde DU dich bei mir, wenn du mich so akzeptieren kannst wie ich bin“.

Heute habe ich dann eine merklich abgekühlte Mail auf der Arbeit von ihm bekommen. Irgendwie habe ich das gestern schon geahnt und jetzt so reagiert, dass er weiß, ich dränge mich nicht auf, wenn er damit nicht klar kommt, noch ein Gespräch angeboten, dann soll es gut sein. Aber er kann heute nicht!? Wir „können aber telefonieren“. Noch gestern hätte er sich ein Bein ausgerissen, mich 3x am Tag zu sehen.

Jetzt sitze ich da und bin zum ersten Mal im Leben wg. meines LÖ abgewiesen worden. Hätte ich nur gleich die Karten auf den Tisch gelegt, dann wäre mir diese Enttäuschung erspart geblieben, wahrscheinlich auch die ganze mit ihm verschwendete Zeit. Ich bin selbstbewusst und weiß, dass ich jemandem der so reagiert nicht nachtrauern muss, aber es tut trotzdem sehr sehr weh.

Ich weiß nicht, wie ihr euch verhaltet, was euch passiert ist, schreibt doch mal, aber mein Rat ist, nichts zu verstecken, sonst kann es nach hinten losgehen…………….

Danke für eure Antworten.

Ich habe mich nicht wg. des anderen Mannes getrennt, die Probleme und Trennungsphasen begannen schon Monate früher. Trotz seiner Akzeptanz meines Beines ist auch mein Partner ein Mensch mit Ecken, Kanten und Fehlern - wie wir alle. Eine funktionierende Partnerschaft hat viele Aspekte und die Gründe für unsere Trennung liegen in ganz anderen Bereichen. Ich kann doch nicht mit jemandem nur deshalb zusammenbleiben - wenn die Liebe geht - weil er mein Bein akzeptiert? Wäre es denn fair dem Partner gegenüber, mit dieser Berechnung zu handeln? Zu denken, einen anderen bekomme ich nicht, also bleibe ich und nehme ihm damit die Chance eine Partnerin zu finden, die ihn liebt? Genau das hat so ein Mann wie mein Partner gerade nicht verdient oder seht ihr das anders?

Hat jemand hier schonmal den Gedanken einer Trennung verworfen, aus Angst niemanden mehr zu finden? Das wäre ungerecht dem Partner gegenüber. So was macht man sich sowieso nicht leicht, schon gar nicht nach 19 Jahren.

Was mir passiert ist, kann jedem passieren, ich bin nur ein Mensch. Nur war es für mich deshalb besonder schlimm, weil ich auf mein Bein reduziert worden bin: Mit dem Bein will man nicht! Das war keine schöne Erfahrung, die ich mir einfach von der Seele schreiben wollte. Wenn ich jemanden liebe, dann nehme ich ihn doch wie er ist und kann gar nicht anders.

@ Ulla:

Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen ("Ähm, schwierige Sache ...aber im Grund ist doch alles klar.....und wieder was dazugelernt! 8o"). Das meinte meine Freundin auch: Um eine Erfahrung reichern und um ein Ar......... ärmer.

Silberling:
("Also ich möchte mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber ein echtes Problem scheint Dein Lipödem nicht zu sein !")
Also ich habe kein Lypödem, sondern ein Lymphödem, aber wie meinst du das, dass das kein echtes Problem zu sein scheint? Es ist schon massiv und nach 30 Jahren Leben damit, hat die Schwerkraft ihre Spuren hinterlassen. Ich bekomme wöchentlich Lymphdrainage und trage ständig und immer eine Kompressionsstrumphose.

Leah: „Und wegen solch einem Typen sich verletzt fühlen, dass lohnt nicht. Ist er nicht wert.“

Ja, ich sage mir das auch und es geht besser. Und du hast Recht: Es hätte schlimmer kommen können, nämlich dann, wenn ich meinen Partner wg. dieses Mannes verlassen hätte.
Habe eine schöne Anzeige (s. Anhang) der Paralympics gefunden, die zu meinem Thema passt, das hätte ich ihm am liebsten gestern zurück gemailt – habs aber nicht getan.

Dieter: Das stimmt, da mache ich viel falsch. Das LÖ hat sich während meiner Pubertät ausgebildet, also genau in einer Zeit, in der man sehr empfindlich ist, was die Urteile anderer angeht und dieses Bedürfnis, mein Bein zu verstecken, hat sich nicht geändert - es gab ja die letzten 20 Jahre aber auch keinen Grund dazu und davor hat mich auch nie ein Freund deswegen verlassen - im Gegenteil, wenn ich mich trennen wollte, dann kam "dein Bein stört mich nicht". Irgendwie wusste ich immer, dass ich diese Erfahrung jetzt, irgendwann einmal machen werde.........

ich trage es ab jetzt immer in meinem Geldbeutel; damit ich mein Selbstbewusstsein nicht verliere

peggy:

Ich wünsche dir, dass du nie ein solche Erfahrung machst. Kein Selbstwertgefühl ist völlig unerschütterlich. Attraktivität ist einmal das körperliche + besonders die Ausstrahlung.........und das geht mir im Moment vollkommen ab. Aber das wird hoffentlich bald wieder werden.

ja, Turameri, das stimmt, ich muss mich nur immer daran erinnern. Ich schäme mich (nicht wg. des Beines, sondern meines Verhaltens) und es ist mir peinlich, das hätte ich mir ersparen können.

peggy:

Was armselige Charaktere, diese Mitarbeiter. Du hast hoffentlich auch noch gute Kollegen auf der Arbeit? Gerade da würde die Anzeige der Paralympics doch als Wink mit dem Zaunpfahl über dem Schreibtisch vielleicht die ein odere - falls vorhandene - Gehinrzelle dieser Mobber aktivieren!?

Du bist eine schöne junge Frau mit einer tollen Ausstrahlung!