Diuretika induzierte Ödeme

  • Hallo!
    Ich würde mich gerne mit folgendem Problem an Sie wenden: Bis vor kurzem habe ich etwas überdosiert täglich ein kaliumsparendes Diuretikum eingenommen, das offensichtlich nicht indiziert war. Ich habe es vor nunmehr 14 Tagen unter Rücksprache mit meinem Hausarzt konsequent abgesetzt, der auch ein ausführliches Blutbild machen ließ: Der vor einigen Monaten ziemlich erhöhte Kreatininwert ist zum Glück wieder nahezu auf Normalmaß gesunken, auch die Elektrolyte sind in Ordnung.
    Mein Problem ist, dass ich nach Absetzen des Diuretikums unter dem Phänomen der diuretikainduzierten Ödeme zu leiden scheine, sprich beim Aufstehen sind Augenlider und Finger geschwollen, am Abend die Unterschenkel und ich empfinde ein schlimmes Spannungsgefühl. Dieses Phänomen scheint unter den Umständen wohl "normal". Da es bei mir relativ stark ausgeprägt ist, wurde mir eine vorübergehende Zwischenmedikation mit einem Aldosteronantagonisten verschrieben.
    Mein Hauptproblem aber ist das Gewicht. In den 14 Tagen seit Absetzen habe ich fast 4 Kilo zugenommen, Tendenz steigend. Auch eine anfängliche Gewichtszunahme scheint zu dem Krankheitsbild zu gehören, diese sollte laut Fachliteratur (z.B. Middeke et al.) jedoch ab dem 10. Tag stagnieren und sich dann zurückbilden, bis nach ca. zwei Wochen schließlich das Ausgangsgewicht wieder erreicht ist oder sich das Gewicht 1 bis 2 Kilo über dem "verfälschten" Gewicht unter Diuretika einpendelt. Davon kann bei mir jedoch keine Rede sein. Bei einer Kalorienzufuhr von ca. 1500 kcl derzeit, nehme ich jeden Tag weiterhin zwischen 300 und 400 g zu. Nun bekomme ich es schon etwas mit der Angst zu tun und frage mich, wohin das führen soll?
    Kann es sein, dass dieser Rückbildungs-/(Rebound-)prozess bei mir einfach länger andauert oder sollte ich zusätzliche medizinische Maßnahmen wie PÖT anstreben? Ich leide schon sehr unter den verquollenen, schmerzenden Beinen am Abend, ein Phänomen, das ich, ehe ich die Diuretika einnahm, so ausgeprägt nie hatte, und weiß gar nicht, wie ich dieses Wasser (denn um etwas anderes kann es sich angesichts der Kalorienzufuhr und der Eindellbarkeit der Knöchel/Unterschenkel nicht handeln) wieder loswerden soll. Vielen herzlichen Dank im Voraus!

  • Guten Morgen,


    wenn längerfristig und sogar überdosiert (??) Diuretika eingenommen wurden, ist mit einem solchen rebound zu rechnen. Günstiger wäre ein Ausschleichen gewesen - das abrupte Absetzen ohne engmaschige ärztliche Führung und Begleitung ist für Patienten eben wegen der Gewichtszunahme schwer zu akzeptieren. Versuchen Sie, den Gedanken an das Gewicht vorerst völlig hintanzustellen und sich vor Augen zu führen, dass ihr Körper sich erst wieder neu einfinden muss. Es ist ein schwieriger Entzug - wie bei anderen "Süchten" auch. Gehen Sie in dieser Zeit besonders pfleglich mit sich um, essen nur leicht verdauliche Speisen, sorgen für ausreichend Schlaf und vor allem viel Bewegung. Es wird sich lohnen!

    Sabine Stüting


    Ärztin, Klinik Rheine

  • Liebe Frau Dr. Stüting,
    vielen herzlichen Dank für diese schnelle und informative Antwort. Im Nachhinein denke ich auch, dass ein Ausschleichen besser gewesen wäre. Doch nun, da ich davon weg bin, wäre es vermutlich nicht gut, wieder mit einer niedrigen Dosis einzusteigen. Sollte ich mit meinem Hausarzt vielleicht darüber sprechen, ob es Sinn macht, das Spironolacton (dessen Effekte ohnehin eher gering sind) etwas länger zu nehmen, um die Ausscheidung des Wassers zu unterstützen?
    Sie denken also aber grundsätzlich, dass sich mein Gewicht mit etwas Geduld letztlich wieder einpendeln wird? Ist es ratsam, in dieser Situation eine strikte Diät zu halten? Momentan traue ich mich kaum noch etwas zu essen, weil die Waage immer sofort so sehr nach oben schnellt (und danach nicht wieder nach unten), selbst bei leichtem Essen und Achten auf die Kalorienmenge. Verstärkt es die Wassereinlagerungen, wenn man viel trinkt (mein Arzt meinte, ca. 1,5 Liter solle ich bei meiner Konstitution schon zu mir nehmen, trinke ohnehin so gut wie nur Kräutertee und Wasser).
    Danke sehr, nochmals und herzlicher Gruß!

  • 1. Rat: verstecken Sie Ihre Körperwaage - Sie machen sich nur verrückt


    2. Rat: verstecken Sie die Küchenwaage und essen Sie ganz normal


    3.Rat: trinken Sie weder bewusst viel noch bewusst wenig - bei normalem Durstgefühl landen Sie dann so ca. bei den 1,5 l, die Ihr Hausarzt benannt hat. Wenn Ihre Trinkmenge stark davon abweicht, versuchen Sie sich bei dieser Menge einzupendeln (auch das Durstgefühl und Trinkverhalten kann ja verändert sein.

    Sabine Stüting


    Ärztin, Klinik Rheine