Blutdrucksenkende Mittel und ihre Nebenwirkungen - Auswirkungen auf Lipödem?

  • Hallo,

    ich hoffe, ich stelle die Frage hier im richtigen Forumsteil. Ich habe auch schon nach ähnlichen Threads gesucht, aber nichts zutreffendes gefunden.


    Mein Blutdruck ist wegen eines Medikamentes, das ich für eine andere Krankheit seit 2018 einnehmen muss, zu hoch (so im Bereich 140/150:100, mein Ruhepuls war vor dem Medikament immer sehr niedrig, 60 oder darunter, seit dem Medikament ist er bei 70-75) - daher soll ich jetzt Blutdrucksenkende Mittel nehmen. Ich habe Angst vor den Nebenwirkungen und wie diese sich aufs Lipödem auswirken. Gibt es Erfahrungen mit Blutdrucksenkern und Lipödem?


    In meinem Fall soll es der ACE-Hemmer Ramipril sein, allerdings in der niedrigsten Dosierung, 2,5 mg. Wenn ich den typischen Nebenwirkungshusten bekomme, soll ich mich direkt beim Arzt melden (ja, tolle mögliche Nebenwirkung in Zeiten von Corona!), aber ich habe noch viel mehr Angst, dass der Wirkmechanismus, so gut ich den Wikipedia-Artikel zum Medikament verstehe, zu einer Verstärkung von Ödemen führen könnte.Wenn ich es richtig verstehe, verstärkt das Medikament die Gefäßpermabiliät, was zu mehr Einlagerungen im Zellzwischenraum führen könnte? Steigt damit für mich als Lipödem-Patientin die Gefahr, dass ich ein Lipo-Lymphödem entwickele?


    Hat jemand Erfahrungen mit diesem oder einem anderen ACE-Hemmer? Oder mit einer anderen Art Blutdrucksenker, z.B. Sartane? Werden bestimmte Wirktstoffklassen von Blutdrucksenkern besonders empfohlen beim Lipödem? Ich habe Angst vor dem Prinzip Trial& Error, mit dem beim Verschreiben von Blutdrucksenkern anscheinend vorgegangen wird. Der Arzt hat geprüft, dass es keine Wechselwirkungen zu meinen anderen Medikamenten gibt, aber die Information zu Lipödem und Kompression schien er eher so hinzunehmen.


    Danke für Hinweise, Informationen, Erfahrungen!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Annesche,

    ACE-Hemmer können als Nebenwirkung zu Ödemen führen durch die erhöhte Permeabilität der Gefäßwände, das ist richtig.

    Sartane wirkt auf das Angiotensin II, das eine Gefäßverengung und damit Blutdruckanstieg verursacht. Der entsprechende Rezeptor wird blockiert, so daß die Gefäße weitgestellt bleiben. Eine Ödembildung gibt es bei allergischer Reaktion (Quincke-Ödem) an Händen, Füßen,Gesicht oder Genitale. Ist aber, glaube ich, eher selten.

    Vielleicht melden sich die Ärzte hier im Forum noch dazu, ansonsten würde ich an Deiner Stelle einen Internisten fragen (ich nehme an, Du warst beim Hausarzt?).

    Liebe Grüße


    Griselda

  • Ja wie Dr. Martin schrieb, ACE Hemmer wie Ramipril machen lymphologisch weniger unerwünschte Arzneimittelnebenwirkungen als z.b. Calziumantagonisten.


    Bezüglich des Reizhusten unter ACE Hemmer ist es so, dass sie als Betroffene trockene Hustenattacken bis hin zu trockenem Dauerhusten oder Räuspern entwickeln. Es ist sehr untypisch für einen "regulären Infekt", eher noch mit einem Refluxhusten zu verwechseln aber ansonsten schnell zu erkennen. Bis zu 10% aller Patienten mit ACE Hemmer entwickeln im Laufe der Behandlung diese Nebenwirkung. Nach Absetzen/Umstellen verschwindet der Husten recht zügig wieder.


    Aber auch vor Calciumantagonisten müssen sich Lymphödempatienten nicht fürchten, die Nebenwirkung Ödem ist nämlich dosisabhängig, geringe Dosis wenig Risiko (ca. 4%) und maximale Tadesdosis von zB. Amlodipin höheres Risiko (ca 11%).


    Ich habe seit ca. 2 Jahren viele meiner Blutdruckpatienten in meiner Hausarztpraxis auf ein Kombinationspräparat umgestellt, ohne eine höhere Rate von Ödemen zu beobachten. Der Vorteil: Nur eine Tablette mit 2 verschiedenen Wirkstoffen und oft niedrigere Dosis der Einzelwirkstoffe mit gleich gutem/besserem Effekt auf die Blutdrucksenkung. Beispiele wären Lisam (Lisinopril+Amlodipin) oder Candam (Candesartan+Amlodipin) bzw. ähnliche und Generika.


    Wichtig ist, dass sie bei neuen Symptome immer Rücksprache mit ihrem Arzt/Ärzten halten. Bei Nebenwirkungen kann umgestellt werden. Es stehen ja gottseidank eine Menge unterschiedlicher Stoffe zur Behandlung des Blutdruckes zur Verfügung.