Nachtversorgung, adaptive Kompression, Wickeln, ... ?

  • Hallo zusammen,


    Im Forum gibt es zwar schon mehrere Themen über Nachtversorgung und adaptive Kompression, ich hab auch schon etliche Themen durchgelesen, aber irgendwie fehlt mir leider noch der Überblick bzw das tiefere Verständnis für die Unterschiede bzw Anwendungsbereiche... deswegen nun von mir ein neues Thema :)

    Hintergrund meines Interesses ist, dass ich eine Woche im Urlaub war und sich mein sek. Lymphödem im linken Bein tagsüber verschlechtert hat.

    Aktuell trage ich konsequent tagsüber CCL2. Keine Nachtversorgung. 2x 45 min MLD pro Woche.

    Im Urlaub waren wir viel auf den Beinen (Städtereise/Wanderurlaub). Also eigentlich viel positive Bewegung. Abends hatte ich dann immer ein starkes Spannungsgefühl im Unterschenkel und mein Fußknöchel war dicker als sonst.

    Ich habe dann jeden zweiten Abend selber gelympht. Morgens war das extreme Spannungsgefühl wieder weg, auch wenn ich am Vorabend nicht gelympht habe.

    Nichtsdestotrotz hatte ich nach dem Urlaub einen cm Umfang mehr an meiner Standard-Messstelle am OS....

    Da ich mein Leben nicht in der Horizontalen verbringen möchte, muss ich wohl mehr dagegenhalten. Die Frage ist nur wie.

    Mit meiner Physio habe ich nun schon vereinbart, dass sie mir zeigt wie man wickelt. Das kann und mache ich bislang noch nicht. Wäre dann wahrscheinlich gut als Nachtversorgung nach solch anstrengenden Tagen wie im Urlaub.

    Noch etwas praktischer und einfacher sind ja fertige Nachtversorgungen (Jobst Relax, ...) oder adaptive Kompression (Juxtafit, ACS Light, Mobiderm Autofit, ...).

    Es gibt "so viel verschiedenes", dass ich grad nicht weiß was für meinen Fall besser geeignet wäre und was ich zuerst probieren soll....

    Mit meiner SaniFee hab ich auch schon geredet. Sie konnte mir aber auch nicht eindeutig vermitteln, was ich probieren soll.

    Ist denn adaptive Kompression auch als Nachtversorgung geeignet?

    Was würdet Ihr aus Eurer Erfahrung am ehesten empfehlen?

    Wäre super, wenn Ihr mir bitte ein paar Tips geben könntet!


    VIelen Dank schon mal u LG

    StarGirl

    • Offizieller Beitrag

    Das wichtigste wäre wohl, wenn du jedesmal nach der manuellen Lymphdrainage durch die Therapeuten bandagiert werden würdest.

    Ich lasse diese Bandagierung dann bis zum nächsten Morgen dran und bewege mich damit.


    Eigenbandagierung lernst du am besten während der stationären Entstauung in einer lymphologischen Fachklinik KPE Phase 1.

    Einen Nachtstrumpf würde ich mir dann im Anschluss maßgefertigt anfertigen lassen, der hält ja in der Regel zwei Jahre.

    ACS light ist meines Erachtens gedacht, über der maßgefertigten Flachstrick tagsüber getragen zu werden.

    Ich persönlich trage das Knöchelelement auch über dem Nachtstrumpf.

    Es ist einfacher anzulegen als eine komplette Eigenbandagierung.

    Letztgenannte ist für mich angenehmer. Ich habe aber auch eine softcompres bandagehilfe. Letztgenannte ersetzt Polsterung und Trikotstrumpf und vereinfacht das ganze.

    • Offizieller Beitrag


    circaid® juxtafit® essentials Bein: Medizinisches adaptives Kompressionssystem als Alternative zum lymphologischen Kompressionsverband

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    circaid® juxtafit® essentials Bein ist ein medizinisches adaptives Kompressionssystem zur initialen Entstauung in der Lymphödem-Behandlung. Dank der sehr hohen Wandstabilität bietet es optimale Kompression bei leichten bis schweren Lymphödemen. Nach Einweisung durch Fachpersonal macht das einfache An- und Ausziehen circaid® juxtafit® essentials Bein zu einer praktischen Alternative zu herkömmlichen lymphologischen Kompressionsverbänden.

    • Offizieller Beitrag

    Was ich so lese können sie Tag und Nacht getragen werden und sind die bessere Alternative zum Wickeln.

    Dies können aber nur die betätigen die den Unterschied kennen und das Produkt im Einsatz haben.

    Es ist von mir nur eine Mutmaßung die ich aus dem Text der Hersteller entnehme.

    Gerne könnt Ihr mich verbessern ;)

  • Danke Uli für die Infos!!

    Zumindest an einem meiner beiden wöchentlichen MLD-Termine ist es möglich, dass ich bis zum nächsten Morgen gewickelt bleibe. Das werde ich definitiv mal ausprobieren.

    Die Frage wäre nur, was eine gute Möglichkeit ist wenn ich mal wieder in einer Situation wie im Urlaub bin. Also unterwegs, keine MLD möglich, höhere Beanspruchung des Beins tagsüber.

    Welche Maßnahme(n) kann ich ergreifen um die Situation in der Nacht wieder zu verbessern?

    Gerade wenn ich unterwegs bin, ist ein vorgefertigtes System wsl einfacher als selber Wickeln...

    Der Juxtafit sieht wirklich ganz gut und effektiv aus. Danke Dir Sprinter fürs raussuchen!! Hoffentlich ist er auch schön kuschelig ;)

    • Offizieller Beitrag

    Ich vermute, gerade kuschelig ist er nicht.

    Er ist vermutlich auch nicht massgefertigt.


    Lass dich bitte bandagieren, bis oben hin . Es muss verordnet werden. Auch das Material dafür muss verordnet werden. Bewege dich mit der Bandagierung. Es ist anstrengend.

    Autofahren sollte man aus versicherungsrechtlichen Gründen nicht mit Bandagierung.

    Über Nacht: du musst es ausprobieren. Wenn es schmerzt, muss die Bandagierung sofort ab.


    Wann war deine letzte stationäre Entstauung in einer lymphologischen Fachklinik KPE Phase 1?

  • Hi Uli,

    ich weiß mittlerweile, dass Du ein Anhänger der stationären Entstauung in einer lymphologischen Fachklinik KPE Phase 1 ;)
    Das ist ja auch verständlich, da diese Maßnahme ja total viel bringt!! Dessen sollte sich jeder Patient bewusst sein!

    Einerseits sinnvoll am Anfang der Erkrankung (wie bei mir) um alles zu lernen u Kontakte zu knüpfen. Andererseits natürlich auch im ganzen Verlauf der Erkrankung um den Zustand des Ödems immer wieder zu verbessern.

    Ich war in solch einer "Reha" bislang noch nicht, möchte das aber unbedingt mittelfristig machen! Nur jetzt kurzfristig kann ich es leider nicht realisieren, möchte aber dennoch eine Lösung für mein "Urlaubsproblem" haben :)

    Bandagieren steht jetzt an erster Stelle bei mir.

    Und mit dem Juxtafit liebäugel ich auch mal...

    • Offizieller Beitrag

    Anhänger der Schulmedizin, ja klar!


    Deine Formulierung klingt sehr abwertend.

    Die Leitlinie Lymphoedem kennst du?


    Wie oft wurdest du bereits fachgerecht bandagiert?


    Eigenbandagierung macht ja nur Sinn, wenn man weiß, wie eine fachgerechte Bandagierung sich anfühlt. Auch durch Eigenbandagierung können Schäden entstehen.


    Seit wann besteht dein Lymphödem?

  • Hi Uli,

    Das tut mir leid!! Ich wollte das definitiv nicht abwerten!! Das war ein freundliches Augenzwinkern und kein ironisches böses!

    Ich hab eben schon öfter von Dir gelesen, dass Du auf die stationäre Entstauung hinweist.

    Das ist das Blöde mit Schreiben statt Reden :( da kommt leider immer wieder was falsch rüber.

    Es war wirklich nicht so gemeint, wie Du es interpretiert hast!

    Ich bin selber Anhänger der Schulmedizin (Naturwissenschaftler :) )! Und die Leitlinie kenne ich mittlerweile.


    Bandagiert wurde ich bislang noch nie. Möchte mir das nun von meiner Physiotherapeutin beibringen lassen.

    Ödem seit August 2020. Bislang eigentlich recht stabil. Nur das Verschlechterungs-Erlebnis im Urlaub hat mich eben etwas zurückgeworfen und frustriert.

    • Offizieller Beitrag

    Du bist 39 und hast ein sec. Lymphödem seit ca. 18 Monaten. Ursache weiß ich nicht.

    Eine Therapeutin, die dich schon eine Zeitlang lympht und bisher nicht bandagiert hat? Also, da wäre ich äußerst zurückhaltend, mir von ihr die Eigenbandagierung beibringen zu lassen. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass sie es nicht gut kann . Und du kannst es mangels Vergleich nicht beurteilen.


    Sie hätte von sich aus bereits zu Beginn deiner Behandlung dort darauf drängen müssen, dass du nach der MLD bandagiert wirst .


    In deiner Situation wären aktuell vermutlich wirklich die käuflichen adaptiven Systeme besser, da , vorausgesetzt, es erfolgt eine gute Einweisung, die Wahrscheinlichkeit einer Schädigung geringer ist.


    Gibt es in Regensburg nicht ein Lymphnetz? Eine Selbsthilfegruppe?


    Eine Physiopraxis, die einen Schwerpunkt Lymphödem hat??

  • Hm. Sie hat gesagt, dass sie bei Földi lymphologisch ausgebildet wurde. Das ist aber schon "ein paar Jährchen" her.... Ihre MLD ist insofern effektiv, dass sich mein LÖ bisher nicht verschlechtert. Nur das Bandagieren war auf ihre Initiative eben bislang noch kein Thema.


    Eine Selbsthilfegruppe gibt es in Regensburg nicht.

    Zwar ist im Lymphnetzwerk eine in Kelheim (Nachbarort) gelistet. Bei den angegebenen Kontaktdaten habe ich aber niemanden erreicht. Eine Nachfrage im Regensburger Selbsthilfegruppen-Dachverband KISS ergab, dass es aktuell leider nichts dergleichen gibt in Regensburg.


    Eine umfassende Recherche nach Physiopraxis mit Schwerpunkt Lymphödem in Rgbg u Umgebung habe ich bislang noch nicht gemacht, werde dies aber nun auf jeden Fall nachholen.


    Kaum hab ich meinen Beitrag gepostet, habe ich gesehen, dass Du Infos geschickt hast Kasimir. Dankeschön!!!! :)

    • Offizieller Beitrag

    Noch mal zu dem bemängelten Verhalten, auf die Notwendigkeit einer stationären Entstauung hingewiesen zu haben: ich hatte meine erste Entstauung im 35 . Krankheitsjahr. Da war das Bein schon drei Jahre lang buchstäblich "explodiert". Ich habe dann vier stationäre Entstauungen benötigt, um wieder ein zufriedenstellendes Ergebnis zu haben, mit dem ich hoffentlich bis zum Renteneintritt arbeiten kann .

    In den letzten sieben Jahren habe ich mir lymphologisches Fachwissen angeeignet und eine Lymphie-SHG gegründet. Auch hier gab es keine.


    Gerade Lymphies mit sec. Lymphödem profitieren meines Erachtens besonders von einer "frühen" stationären Entstauung, nicht erst, wenn das Kind bereits ins Wasser gefallen ist. Jedenfalls beobachte ich das in meiner SHG.

    • Offizieller Beitrag

    Sie wird den Kurs der Foeldiklinik besucht haben. Wie oft mag sie in den vier Wochen bandagiert haben? Wieviele gesunde Beine? Wieviele Lymphbeine? Frag sie doch bitte!


    Mein erster Therapeut hatte einige Jahre in der Foeldiklinik gearbeitet. Dem war das Bandagieren in Fleisch und Blut übergegangen.

    Der hat mich nicht gefragt, ob ich bandagiert werden möchte. Der hat es einfach gemacht und entsprechend die Verordnung ändern lassen.

    • Offizieller Beitrag

    Bandagiert wurde ich bislang noch nie.

    Die (Flachstrick-)Kompression muß im optimal entstauten Zustand abgemessen werden. Diesen erreicht man nur, wenn nach der MLD der Zustand mittels (Kurzug-)Bandagierung gehalten wird, und in weiteren MLD noch verbessert wird. (Jedes mal mit Bandagierung).

    Ein deutliches Zeichen, daß die MLD wirkt, ist der Effekt, daß man Wasser lassen muß.

    • Offizieller Beitrag

    In deiner Situation wären aktuell vermutlich wirklich die käuflichen adaptiven Systeme besser, da , vorausgesetzt, es erfolgt eine gute Einweisung, die Wahrscheinlichkeit einer Schädigung geringer ist.

    Die gibt es auf Rezept da Sie eine Hilfsmittelnummer haben.

    Also ab zum Arzt und Verschreiben lassen.


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