Re: Fragen zur Fettabsaugung bei Lipödem

  • Hallo Tara,

    > - Ab welchem Ausmaß wird ein Lipödem nicht mehr als ein ästhetisches Problem sondern als eine ernsthafte Krankheit anerkannt?

    ## Also, meiner Meinung nach ist das Lipödem eine ernsthafte Krankheit, sobald Schmellungen, Schmerzen, blaue Flecken, eben das ganze Programm ... vorliegen. Wie Dr. Schmeller schon mehrfach schrieb, hängen die Schmerzen nicht unbedingt vom Umfang ab, man kann also auch mit Normalgewicht sehr unter seinen lipödematösen Beinen leiden. Und natürlich gibt es immer Leute, die schlimmer dran sind, aber das kann doch kein Argument sein!

    Die "unernsthafte" Variante wird Lipohypertrophie genannt, siehe dazu auch hier.


    > Ich habe mir bei meinem letzten Arztbesuch angehört, dass es viel schlimmere Ödempatientinnen gibt, mit unerträglichen Schmerzen, deswegen die Lösung meines Problems durch eine FA nicht uneingeschränkt befürwortet werden würde, nicht gegenüber einer Krankenkasse.

    ## Es gibt genug Ärzte, die ihre Patientinnen unterstützen! Ich habe meinem Antrag auf Kostenübernahme insgesamt sage und schreibe drei Ärztliche Atteste beigefügt.


    > - Beim selben Arzt wurde mir auch mitgeteilt, dass Patienten wie ich, die ein scheinbar nur ästhetisches Problem haben, bei einer FA extreme Ansprüche an ihr Erscheinungsbild danach haben, und deswegen schwer zufrieden zu stellen sind, und demnach keine "Wunschpatienten".

    ## Das finde ich ja krass! Natürlich stellen Patientinnen mit ästethischem Problem hohe Ansprüche, die dürfen ja schließlich auch privat liquidieren. Die Masche, die dieser Arzt durchzieht, finde ich extrem fies. Auf der einen Seite hast du angeblich keine Krankheit, sondern nur ein kosmetisches Problem, auf der anderen Seite hast du gefälligst zufrieden zu sein, mit dem, was er fabriziert. Das kann nicht korrekt sein!


    > Heißt das, dass bei ästhetischen Beanstandungen nach einer solchen FA (z.B. Dellen, Ungleichmäßigkeit) notwendig gewordene Nachoperationen nicht im Operationspreis inbegriffen sind?

    ## Nach meiner Erfahrung ist das im Allgemeinen sowieso nicht im Preis inbegriffen. Da muss man gucken, was der Arzt vorschlägt bzw. was im Behandlungsvertrag festgelegt wird. Ich musste immer unterschreiben, dass ich Nachkorrekturen selber bezahle. Du musst dir halt auch klarmachen, dass du dann bei der Erst-OP mehr bezahlen musst, irgendwie muss der Arzt das ja finanzieren.

    Natürlich ist die Lage schwierig, da man ein großes Areal im "aufgeblasenen Zustand" operiert, da lassen sich Dellen eben nicht ausschließen. Aber meistens ist es ja mit einer OP eh nicht getan, da kommen die Dellen dann eben bei OP Nr. 2 dran.


    > Könnte man sich also als Lipödempatientin in dieser Methode von jedem erfahrenen Ästhetischen Chirurgen (ohne Spezialisierung auf Lymph-Krankheiten) operieren lassen, mit konsequenten ML�s und Kompressionsbestrumpfung danach, mit dem gleichen Effekt wie bei einem auf Lymphe spezialisierten Operateur?

    ## Meiner Meinung nach lautet die Antwort: Ja! Wenn man sich mal diese "bewegten Bilder" anschaut, dann sieht man, was dort passiert. Und wenn man das mit der Methode vergleicht, die Plastische Chirurgen anwendet, wird man feststellen, dass das identisch ist.

    Außerdem operieren ja auch Plastische Chirurgen Patientinnen mit Lipödem, die, ohne zu wissen, was sie haben, in die Praxis gekommen sind. Das sieht man auch in den Alben mit den Vorher-Nachher-Bildern.

    Trotzdem sollte man natürlich nicht zu jedem Wald-und-Wiesen-Chirurg gehen, er sollte schon Ahnung vom Lipödem haben und schon einige Patientinnen mit dieser Krankheit operiert haben (also nicht am Abend vorher mal schnell gegoogelt haben ;-)).

    Wenn du es noch nicht kennst, kannst du auch mal im u.g. Forum vorbeischauen.

    Viele Grüße
    Ulla C. (jetzt mit Zusatz, zur Unterscheidung)

  • Hallo Ulla,

    vielen Dank für Deine Antworten, Bemerkungen. Das bestärkt mich darin, daß ich weitersuchen muß nach einem Arzt, bei dem es mit dem Vertrauen, und auch mit der Sympathie, besser klappt.

    Die bewegten Bilder haben mir beim Anschauen einen Stich in die Bauchgegend versetzt. Es ist ja erschreckend, was Frau hierbei durchmachen muß. Wenn es irgendeine andere erfolgreiche Methode gäbe, um dieses Fett wegzukriegen, wie z.B. konsequent fasten, oder täglich 5 Stunden Sport zu treiben, oder..., würde ich sie ab sofort umsetzen, als einen solchen Eingriff in den Körper. Nun ja, so langwierig das alles dauert, habe ich bis zu diesem Eingriff wahrscheinlich noch viel Zeit, das alles auszuprobieren, auch wenn es scheinbar keinen Sinn macht. Vielleicht gibt es bis dahin auch neue, schonendere Methoden wie Wegbeamen oder Ähnliches...

    Der einzige Unterschied, den ich bei der Operation feststellen konnte, ist die Bewegrichtung des Einstich-/Saugnadels; diese geschieht in den bewegten Bildern in eine bestimmte Richtung. In einer Fernsehdoku sah ich, daß der Arzt beim FA längs und quer und in allen Richtungen herumstocherte, was noch schlimmer aussah. Ich denke, das ist diese Unterscheidung "Längs-Technik" gegenüber "Criss-Cross-Technik".

    Viele Grüße,
    Tara

  • Zu diesem Thema habe ich mal eine andere Frage ... und zwar, wenn das Ödem durch Absaugen entfernt wird, entwickelt es sich im laufe der Jahre wieder oder ist man es nach der OP ein Leben lang los?

  • Hallo Andrea,

    zur Klarstellung. Das Ödem beim Lipödem wird durch das Absaugen nicht entfernt. Entfernt wird das krankhaft vermehrte Unterhautfettgewebe, wo sich das Ödem ansammelt. Das Fett wirkt wie ein "Schwamm" auf das Ödem. Diese Schwammwirkung wird durch die Fettabsaugung beseitigt.
    Prinzipiell wird das Ödem immer besser nach der Absaugung. Wenn man vor dem Eingriff wenig Ödemprobleme hatte, kann es sein, daß das Ödem danach nicht mehr in Erscheinung tritt. Wenn man vor dem Eingriff viel Last mit den Ödemen hatte, werden diese nicht völlig verschwinden, sich aber deutlich bessern. Wie stark diese Besserung im Einzelfall ist, kann man aber leider nicht genau vorhersagen. Man kann also ein Lipödem mit einer Absaugung nicht völlig heilen, aber hochgradig bessern.
    Besonders erfreut sind die Patienten immer über die Normalisierung der Körperproportionen. Man hat wieder ein "normale" Figur und kann sich - z.B. im Schwimmbad - wieder sehen lassen und "übliche" Kleidung kaufen.

    Also, die meisten Lipödem-Patientinnen müssen weiterhin einen Kompressionsstrumpf tragen (aber seltener und oft einen mit niedrigerer Kompressionsklasse) und zur manuellen Lymphdrainage gehen (aber auch wesentlich seltener und mit besserem und länger anhaltendem Erfolg).

    Prof. Dr. W. Schmeller