Wann Klinik?

  • Hallo,
    wann bekommt man denn eigentlich eine Reha? Ich habe Lipödeme (beide Beine und beide Arme)im Stadium 2. Mein Hausarzt sagt es wäre noch nicht schlimm genug für eine Klinik. Wie schlimm muss es denn werden? Ist es für die KK nicht besser je eher man richtig therapiert wird desto besser, wegen evtl. Heilungschancen. Oder gibt es die gar nicht?
    Sandra

  • Hallo !
    Bei einer ambulanten Vorstellung bei einem erfahrenen Lymphologen könnte die Frage der Notwendigkeit einer stat. Therapie , der weiteren Therapie ,und ggfs. notwendiger Zusatzuntersuchungen beantwortet werden. Besserung des Krankheitsbildes ist möglich - Heilung im engeren Sinn nicht . Über die Suchfunktion des Forums gibt es viel schon geschriebene Infos.
    MfG
    Dr.Martin

  • Hallo Dr. Martin,
    ich war bereits bei zwei erfahrenen Lymphologen, aber erstens man hat mir von einer Klinik abgeraten und direkt auf eine Liposuktion hingewiesen, wegen der "einzigen Heilung beim Lipödem", und zweitens wäre das Lipödem durch eine Reha nicht zu behandeln, höchstens bei "starken Extremitätsveränderungen und Fettlappen um das Gewebe weich zu bekommen und evtl. Umfangsreduzierung". Aber ich sehe ja (leider) noch normal aus.
    Was wird denn in so einer Reha überhaupt gemacht? Habe soviel Hoffnung das es mir durch einen Klinikaufenthalt besser gehen würde... verspreche mir irgendwie Hilfe damit umzugehen...
    Lg Sandra

  • Während einer Reha wird eine Umfangsminderung zwischen 6-14% erreciht, in vielen Fällen ist das für die Patientin zufriedenstellend und ich halte es nicht für sinnvoll ohne vorherige Therapie zur Liposuktion zu gehen, denn wo bleibt Ihr Selbstwertgefühl? Sie sollten doch auch sehen, dass man selbst Erfolg erzielen kann.

  • Hallo Herr Dr. Schingale,
    Umfangsreduzierung durch manuelle Lymphdrainage, oder was wird in so einer Kur noch gemacht? Das Selbstwertgefühl sinkt aber ständig, wenn man immer gesagt bekommt, dass es keine richtigen Heilungschancen gibt. Das Lipödem wird in so kurzer Zeit schlimmer, das man sich nicht in 10 Jahren vorstellen möchte... dabei bekomme ich 1x wöchentl. MLD, achte SEHR auf meine Ernährung, bewege mich und trage dabei Kompression. Was kann man denn noch tun? Dann hilft doch ein Klinikaufenthalt von 2-3 Wochen kaum. Oder?
    Mfg Sandra

  • Die Möglichkeiten der konservativen Therapie beim Lipödem sind gut, sie sind aber auch begrenzt. Leider ist die krankhafte Fettvermehrung durch die Lymphdrainage nicht zu beeinflussen, geschweige denn zu beseitigen. Hier hilft wirklich nur die Liposuktion. Das Selbstwertgefühl stellt sich dann wieder ein, wenn die Körperproportionen normalisiert worden sind und man sich erstmals - oder wieder - richtig frei bewegen und zeigen kann. Der Zuwachs an Lebensqualität ist enorm und in keiner Weise mit dem zu vergleichen, was durch die Entstauung zu schaffen ist. Neben der "Optik" sind aber vor allem auch die Beschwerden geringer. Da weniger Wasser in die reduzierten Fettbereiche eingelagert werden kann, braucht man dann auf Dauer deutlich weniger Lymphdrainagen und seltener Kompressionsstrümpfe.

    Bezüglich der Ernährung ist es natürlich wichtig, beim Lipödem ein vorhandenes Übergewicht zu beseitigen. Dies ist möglich und sehr sinnvoll. Leider sind die umschriebenen krankheitsspezifischen Fettvermehrungen an den Beinen durch keine Diät zu beseitigen. Sie bleiben bestehen, auch wenn man insgesamt abnimmt.

    Prof. Dr. W. Schmeller

    Anmerkung Lymphnetzwerk: Donnerstag den 22.3.07 ist der 2. Experten Tag zum Thema Liposuktion und Plastische Chirurgie

  • Hallo Dr. Schmeller,
    denke mir das man den gewünschten Umfang mit einer Liposuktion schnell erreicht. Aber vielleicht sollte man es vorher doch in einer Klinik mit der konservativen Therapie versuchen. 6-14% Reduzierung ist doch schon was. Wie lange muss man denn dafür in der Klinik bleiben? Und wie lange ist überhaupt so die Regel?
    Und zweitens zahlen die KK die OP ja nicht. Also müsste ich langsam anfangen zu sparen ;) Aber es gibt ja auch risiken.
    Wird in der Rhea-Klinik denn auch die apparative LD verwendet? Hab mal gelesen, die bringt mehr als die MLD. Obwohl mein Therapeut sehr gut ist!
    Sandra

  • Hallo Sandra, neben der Umfangsminderung ist der entscheidende Erfolg einer in der Regel 3 wöchigen Reha die wesentliche Besserung bzw.Beseitigung der Schmezen in den Beinen. Wir behandeln kombiniert mit ML, Bandagierung und apparativer Entstauung mit einem 12-Kammergerät und Hosenmanschette, die apparative Entstaung und die Bandagierung auch am Wochenende.

  • Hallo Sandra,

    bei der konservativen Behandlung ist zu bedenken, daß die geschilderte Umfangsverminderung leider nicht immer eintritt. Bei Lymphödempatienten ist der Erfolg der MLD immer größer als bei Lipödempatientinnen, was von allen Seiten bestätigt wird. Wir sehen wiederholt Lipödempatientinnen, denen trotz stationären Aufenthaltes in einer Lymphklinik nur sehr wenig Flüssigkeit entfernt werden konnte. Außerdem ist der Erfolg dieser Maßnahme - leider - nicht dauerhaft. Das Ödem kommt immer wieder, wenn man nicht weiter konsequent behandelt und komprimiert.

    Da die Fettmenge unverändert bleibt, bleibt die Figur auch immer unproportioniert. Da beim Lipödem 2 krankmachende Faktoren vorliegen (Ödemneigung und Fettvermehrung), müssen für eine konsequente Therapie natürlich auf beide Faktoren therapeutisch angegangen werden. Eine konservative Behandlung ist sinnvoll, aber eine alleinige konservative Behandlung kann nie wirklich erfolgreich sein.

    Wir haben übrigens den Eindruck, daß die Krankenkassen mehr und mehr dazu übergehen, die Kosten oder einen Teil davon zu übernehmen. Erkundigen Sie sich doch diesbezüglich einfach mal bei Ihrer Kasse.

    Prof. Dr. W. Schmeller