Wo kann überall operiert werden

  • Hallo

    ich hab mich in einer Klinik in Darmstadt vorstellig gemacht und man war willig mich zu operieren.
    Nun stelle ich für mich als kritischer Lip-Patient fest, daß ich einen wachsenden Hintern, einen voluminösen wachsenden Rücken habe und ich dickere Oberarme bekomme habe, dazu auch noch die Neigung in den Armen schnell blaue Flecke zu haben.

    Man wollte mic (Lip'ler Stadium 2-3) zuerst Beine (2-3 Ops) ggf. anschließend den Po, Rücken und Arme wurden nur nach intensiven Drängen begutachtet.
    Kann denn das Lip-Ödem auch den Rücken "hochwandern"? Es gibt hierzu immer wider unterschiedliche Aussagen...
    Warum werden Oberschenkel komplett(Vorder-, Rückseite, Seiten) nicht in einer OP operiert?

    Ist die TLA-Technik die Methode der Wahl, oder auch Wahl-Technik?

    Herzliche Grüße
    Rebekka

  • In Darmstadt gibt es 2 Kliniken , die Liposuktionen beim Lipödem durchführen.
    An unserer Klinik (Hautklinik des Klinikums Darmstadt) führe ich seit über 10 Jahren den Eingriff durch. Es hat sich beim Lipödem der Beine bewährt, die Behandlung auf mehrere Einzelsitzungen zu verteilen. Und zwar vor allem aus Gründen der Sicherheit. Wenn man mehr als 7000 ml Tumeszenz-Lösung einspritzt und mehr als 4000 ml absaugt, steigt das OP-Risiko enorm an, das würde ich nicht verantworten.
    Zu Ihrer anderen Frage : Das Lipödem betrifft in erster Linie die Beine, bei 20% der Patientinnen auch die Arme. Übergang auf das Gesäss ist möglich, aber am Rumpf habe ich es noch nicht gesehen, hier muss man an der Diagnose zweifeln, denn meistens ist hier einfach Übergewicht.
    Die Liposuktion ist besonders effektiv und hilfreich an den Beinen, deshalb wurde hier vermutlich besonders darauf eingegangen.
    MfG Dr.med.Stefan Rapprich, Hautklinik des Klinikums Darmstadt

  • Hallo Rebecca,

    wichtig bei Ihren Angaben wären für eine kompetente Beantwortung zunächst Ihre Größe und Ihr Gewicht. Bei einem Lipödem im Stadium II - III liegt schon ein deutlich ausgeprägter Befund vor. Mit dem Lipödem ist ja prinzipiell oft ein Übergewicht kombiniert. Bei Übergewicht kann auch der Rücken oder auch der gesamte Rumpf betroffen sein.

    Da die Hauptbeschwerden in den Beinen sind, sind für eine operative Behandlung mittels Liposuktion diese Bereiche die Hauptziele, weil dort Beschwerdefreiheit erzielt werden soll. Vorder- Rückseite und Innenseite werden NIE in einer Sitzung gemacht, weil das viel zu viel ist und man dann die stabilisierenden Effekte der nicht gesaugten Bereiche für den Heilungsverlauf und die neue Formbildung beeinträchtigen würde.

    Prinzipiell ist die TLA-Technik bei der Fettabsaugung die Methode der Wahl. Wer heute noch in Vollnarkose operiert, arbeitet mit einem veralteten und wesentlich schlechteren und auch gefährlicheren Verfahren.

    Prof. Dr. W. Schmeller

  • Es hat ja den Anschein, dass Übergewicht in Ihrem Fall eine Rolle mit spielt. Wie bei jeder Fettabsaugung so ist auch im Falle eines Lipödems zuerst die Gewichtsnormalisierung anzustreben. Eine Liposuktion bei Menschen mit einem BMI von über 28 ist nur in besonderen Situationen wie z.B. lipomartige Bauchvorwölbung oder andere eng umschriebene besonders auffällige Fettgewebsvermehrungen oder besonders gut entwickelte Muskulatur nicht unethisch. Manche geplante Fettabsaugung wurde nach einer erfolgreichen Ernährungsberatung schon überflüssig! Auf jeden Fall wird eine Lipo bei einer normalgewichtigen Lipödem-Patientin die besten Ergebnisse bringen und das geringstmögliche Risiko haben.

    Dr. M. Meinking

  • Herr Dr. Rapprich, recht herzlichen Dank für Ihre Antwort.

    Herzliche Grüße
    Rebekka :D

  • Hallo Prof. Schmeller,

    ich bin 1,67m groß, und wiege derzeit 109,8 kg. Ich mache seit 5 Jahren ausgiebig Sport. Sicherlich leide ich auch an Übergewicht, darüber mag ich mich gar nicht streiten wollen, aber im Befund-Bericht meines behandelnden Phlebologen steht eindeutig Lipolymph-Ödem Stadium II-III.

    Wo genau ist denn der Unterschied im OP-Verfahren, wenn es heißt, es wird im TLA-Verfahre operier oder in der WAL-Technik.

    Vielen Dank für Ihren Einsatz und Antwort!
    Herzliche Grüße
    Rebekka

  • Hallo Dr. Meinking

    ich bin ein wenig irritiert:
    Ich dachte, daß man das LIp-Ödem nicht operieren kann. Ich habe ein solches Lip-Ödem (Befund-Bericht: Lipolymph-Ödem Stadium II-III), mache seit 5 Jahren reglmäßig Sport (3-5 Mal pro Woche). Zur Zeit wiege ich 109,8 kg bei einer Größe von 1,67 cm.
    War daher die Aussage, daß nach einer erfolgreichen Abnahme eine Liposuktion überflüßig ist eher allgemeingültig, oder im speziellen auf auf das Lip-Ödem gemeint?

    Vielen Dank für Ihr Engagement!

    Herzliche Grüße
    Rebekka

  • Die WAL (Wasserstrahl-Liposuktion) benutzt eine andere Technik als die klassische TLA (Tumeszenz-Lokalanästhesie). Bei der WAL werden die Fettzellen unter Druck aus dem Gewebe gepült, bei der TLA nach Aufquellung und einer Ruhephase abgesaugt. Die WAL ist eine neuere Entwicklung, die ebenfalls "funktioniert" und wohl vor allem in asiatischen Ländern beliebt ist.


    Prof. Dr. W. Schmeller

  • Hallo Rebekka,
    bitte entschuldigen Sie die lange Pause. Ich werde Ihnen morgen ausführlich antworten.
    Dr.Meinking

  • Hallo Dr Meinking,

    danke für eine Rückmeldung!

    Mit herzlichen Grüßen
    Rebekka

  • Hallo Rebekka,
    die Irritation wird jetzt geklärt:
    [1]
    Beim Lipödem ist die Fettabsaugung die einzige Maßnahme mit nachhaltigem Erfolg. Die Umfänge und die Silouette verbessern sich auf Dauer oder zumindest für einige Jahre. Die Krankheit wird in ihrer Entwicklung aufgehalten. Schmerzen werden verbessert oder verschwinden. Je näher die Lipödem-Patientin bei der Operation an Ihrem Idealgewicht ist um so mehr gelten die in den drei ersten Sätzen gemachten Aussagen.
    [2]
    Sie haben jetzt einen BMI 39,4 und sind damit 11 BMI-Punkte von dem Wert entfernt, bei dem Sie bei uns frühestens operiert werden würden (wenn Sie wollten). Nicht weil wir es nicht könnten sondern weil wir bei höherem BMI keinen nachhaltigen Erfolg darin sähen. Von den höheren Risiken nicht zu sprechen. Und weil wir Sie nicht mit dem Problem des Abnehmens alleine lassen müßten, da wir über bewährte Konzepte der Adipositas-Therapie verfügen.
    Bei einem BMI von 25 würden Sie 70 Kg wiegen. Selbst wenn wir auf Grund des Lipödems dann noch einen Fettgewebsüberschuss an den Beinen von etwa 3-5 Kg Fettgewebe annehmen wird klar, dass wir es dann mit einem überschaubaren und leichter lösbaren Problem zu tun haben als jetzt.
    Im Moment beträgt Ihr Überschuss an Fettgewebe und Wasser gegenüber dem Normalen etwa 37 kg +/- 4 kg. In Kenntnis einer Körperanalyse mit der Multifrequenz-BioImpedanzAnalyse könnte ich exaktere Einschätzungen machen. Bei Lipödem-Patienten ist der Wasseranteil ohne Untersuchung nicht besser einschätzbar. Wenn wir davon ausgehen, dass es bei Ihnen um einen Fettüberschuss von 30 kg geht, dann sind das 210.000 Cal im Überschuß. Bevor ein Arzt sich Ihnen mit der Absaugkanüle nähert müssten Sie nach unserer Auffassung zuerst einen gewaltigen Anteil der gemeinsamen Aufgabenstellung selbst erledigen. Hier helfen nur langfristig miteinander abgeschlossene Verträge. Zum Beispiel könnten Sie sich verpflichten, im langfristigen Durchschnitt täglich ca. 300 Cal weniger zusich zu nehmen als Sie verbrennen. Dann sind Sie in ca. 2 Jahren am Ziel (700 Tage). Wahrscheinlich hat es viel länger gedauert, bis Sie bei Ihrem heutigen Gewicht ankamen. Keine Sorge, die 2 Jahre sind voller Freude und Erfolgserlebnisse. Ihre echten Freunde werden Sie ständig ermuntern und Ihnen Komplimente machen für Ihr Aussehen und Ihre Willensstärke. Sie werden stolz auf sich sein und sich an der kontinuierlichen, positiven Veränderung Ihrer Erscheinung und Ihrer Leistungsfähigkeit, Ihrem Elan und Ihrer Unternehmungslust erfreuen.
    Unser Anteil im Vertrag sieht bei Patienten wie Ihnen vor, dass wir über die Zeit von z.B. 2 Jahren vierteljährlich für den Patienten eine Analyse und Optimierung seines Lieblingsessens schriftlich erstellen. Das Ergebnis ist ein genauer Portionsplan für z.B. eine Woche.
    Zusätzlich kann unterstützend ein Ernährungscomputer wirken, der wenig kostet und von uns auf Grund unsere Erfahrungswerte unter Berücksichtigung der Vorstellung der Patienten modifiziert wird. Das Einhalten der von diesem Taschengerät ständig ablesbaren Zielvorgaben macht sogar Spaß. Das Abnehmen wird dabei zur angenehmen Nebensache, wirklich. Allerdings empfindet das nicht jeder so.
    Wenn ein Patient unbedingt immer viel essen muß können wir das in gewissen Grenzen auch bei der Ernährungsoptimierung berücksichtigen. Selbst eine Kostform, die angeblich eine Sklerose der Herzkranzgefäße wieder rückgängig macht (Dean Ornish) können wir errechnen.
    Das Thema ist sehr umfassend und fesselnd. Mehr davon würde hier den Rahmen sprengen. Was bleibt ist meine dringende Empfehlung an Sie, langsam und ohne „Diät“ Ihr Gewicht zu normalisieren.
    Schließlich gehört zu unserer Vertragserfüllung eventuell noch eine oder mehrere Operationen (Liposuktion, Gewebe/Hautstraffung) wenn diese (noch) gewünscht werden. Auch eine langfristige Betreuung bezüglich der Ernährung kann dazu gehören.
    [3]
    Wenn sich manchmal Liposuktionen nach Gewichtsnormalisierung erübrigen meine ich damit nicht die Fälle von Lipödem. Interessant daran ist, dass vermeintlich diätresistente Speckpolster auf den Oberschenkelaußenseiten oder sonstwo eben mit dem richtig zusammengesetzten Essen doch verschwinden können. Damit haben wir schon manches Mal den Mythos widerlegt.

    Versuchen Sie in Ihrer Nähe eine Klinik zu finden, die eine ähnliche Herangehensweise hat, wie ich sie Ihnen geschildert habe. Alles Gute.

    Dr. M. Meinking, Dresden

  • Die Fettabsaugung wird heutzutage fast nur noch in TLA durchgeführt, die Kombination aus TLA und Vollnarkose ist in der Tat riskant, da durch die große Menge an Lokalanästhesie mit den Narkosemitteln die Allgemeinrisiken (Intoxikationen) ansteigen. Es gibt aber Patienten, die man trotzdem gelegentlich in Vollnarkose absaugt. Dann wird die Tumeszenzlösung verändert und beinhaltet kein Lokalanästhetikum, somit ist dann die Kombination nicht mehr gefährlich. Diese Ausnahmen sind: Absaugung der Oberarme (Mobilität des Patienten am Op-Tisch bringt keinen Vorteil), erste Absaugung bei Saugungen in mehreren Sitzungen bei größeren Fettmengen, z.B. Oberschenkelvorderseiten, Unterschenkel. Auch hier bringt die aktive Mitarbeit des Patienten am Op-Tisch keinen Vorteil. Letzlich wird mit dem Patienten ausführlich über die Vor- und Nachteile des gewünschten Verfahren gesprochen, wobei auch nicht unerwähnt bleiben soll, dass eine Vollnarkose den Gesamtpreis einer privat finanzierten Fettabsaugung verteuert. Risikoverminderung beinhaltet: Anwesenheit oder Nähe eines Anästhesisten, Reichweite einer Intensivstation, Ausbildung des betreuenden Arztes in Intensivmedizin bzw. Notfallmanagement.
    Mit freundlichen Grüßen
    Dr. G. Felmerer