@oranje
So, jetzt sag ich mal, was ich mir bei dem Beitrag spontan gedacht habe, so gerade heraus:
Es gibt Verteilungsungerechtigkeiten innerhalb der einzelnen Facharzt- und Therapeutengruppen/Therapiearten, die meiner Meinung nach zu bereinigen sind, dies kann aber nicht auf dem Rücken der Patienten geschehen. Der durchschnittliche Therapeut steht sicher insgesamt gesehen so schlecht nicht da.
Mein Sohn ist Grafikdesigner, um einen Auftrag zu bekommen, den er auch abrechnen kann, muss er bis zu 10 Entwürfe einreichen/an Ausschreibungen teilnehmen, unbezahlt natürlich. Er hat dafür 6 Jahre studiert, auf eigene Kosten, und hat - um dem was jetzt als Argumentation wahrscheinlich kommt vorzubeugen, auch ständig Fortbildung zu machen, auch aus eigener Tasche zu zahlen, um sich auf dem Markt zu behaupten. Wie viele andere Selbstständige übrigens auch. Aber auch jeder Handwerker muss genauso kämpfen und verdient auch nicht mehr.
Niedergelasssene Ärzte und Therapeuten sind ja keine Unternehmer, auch wenn sie sich gerne als solche bezeichnen möchten. Es sind "Halb-Beamte" in meinen Augen. Sie genießen Gebietsschutz, d.h. man setzt ihnen keine unzumutbare Zahl von Konkurrenten in die unmittelbare Nachbarschaft, oder ist das nicht richtig? Sie haben wenig Kosten für Werbung, sie müssen meist nicht mühsam um Kunden buhlen und sie müssen den Großteil ihrer Einnahmen nicht mühsam durch Inkassoverfahren eintreiben, sondern bekommen das Geld von den Krankenkassen überwiesen. In der Regel ist ihr Laden überfüllt, ob sie nun gute oder schlechte Arbeit abliefern, weil sie sich gegen Kontrolle von außen abschotten und es z.B. seit Jahren erfolgreich verhindern, dass Kassenpatienten ihre Rechnungen einsehen können und unterschreiben müssen, bevor sie an den großen Zahlmeister weitergegeben werden. Ein Recht, das zumindest jeder Kunde eines Handwerksbetriebes genießt, oder?
Und jetzt arbeiten sie also fast "umsonst". Ich kann es nicht mehr hören. Alle Selbständigen, die ich kenne, arbeiten jede Menge und reichlich umsonst, bevor sie eine Rechnung stellen können. Entscheidend ist doch das, was an Verdienst rausschaut und das ist bei den meisten Ärzten und Therapeuten noch immer sehr ordentlich. Ob sie dann mal die eine oder andere Untersuchung/Therapie nicht abrechnen können, ist doch nebensächlich.
In diesem System ist so viel Geld, das es nicht sein kann, das jetzt auf Kosten der Patienten an Leistungen gekürzt wird, die in der Mischkalkulation enthalten sind. Und sollte das Geld beispielsweise in der Pharmaindustrie versickern, dann möchte ich, dass die Damen und Herren Ständevertreter diese Gruppe auch direkt angreifen und mit ihnen abrechnen und nicht ständig davon faseln, dass "die medizinische Versorgung gefährdet ist" und wir "auf eine Zwei-Klassen-Medizin zusteuern". Als gäbe es keine Alternative, als Patienten rauszuschmeissen, die dummerweise eine Krankheit haben, die kostenaufwendig ist. Ist die medizinische Versorgung gefährdet oder haben wir vielleicht nicht auch auch ein paar Ärzte/Therapeuten zuviel, die alle mit aus dem Topf ernährt werden wollen?
Welche Möglichkeiten habe ich denn als Patient? Ich kann nicht einfach eine andere Partei wählen und dann wird es schöner für die Ärzte und Therapeuten. Ich kann nur hoffen, dass sie mich auch dann behandeln, wenn sie nur 36,50 Euro für mich in der Stunde bekommen.
Verdienen tun die Ärzte/Krankenhäuser nach wie vor an denen, die einmal im Quartal ihren Schnupfen in die Praxis tragen und dann nicht mehrkommen. Böse Patienten sind solche wie ich, die so dreist sind wiederzukommen, und das zweimal die Woche für nur jeweils 36,50 € die Stunde. Böse sind also die chronisch Kranken, aber letztlich ist es doch eine Mischkalkulation aus denen, die sich rentieren und denen, die was mehr kosten. Und um den Bogen zum Anfang zu schlagen, am Ende schaut für die meisten Ärzte/Therapeuten dabei immer noch genug raus.
Zu sagen:
Zitat
„Jetzt wäre ich ja schön dumm wenn ich meine Terminbücher mit MLD60 Patienten vollmache! Also habe ich offiziell
"keinen Platz mehr"! Ich bin bei weitem nicht der einzigste meiner Kollegen hier im Umland! Patienten haben stellenweise regelrechte Odyseen hinter sich eh diese einen Termin bekommen!!“
klingt in meinen Ihren arrogant und zynisch und für mich weit weit weg von menschlicher Medizin! Was haben Sie in früheren Zeiten in Ihre Bewerbungen geschrieben, oder waren Sie schon immer selbständig? Stand da nicht eigentlich sowas wie "Interesse an Menschen, Hilfe etc"? Oder schrieben Sie ehrlicherweise: "Hauptsache, die Kohle stimmt, daher will ich diesen Job"?
Und wenn das System so unmenschlich ist, und die Therapeuten in diesem Fall wirklich „draufzahlen“ sollten, was ich in der Gesamtheit der Einnahmen bezweifel, wenn sie vielleicht so „dumm“ sind, und chronisch Kranke annehmen, meine ich, sollten SIE in ihren entsprechenden Berufsverbänden dafür sorgen, dass die Verteilung gerechter wird, d.h. für mehr Leistung (60 Minuten MLD) auch mehr bezahlt werden muss, und dies aber nicht auf dem Rücken der Patienten austragen. Die sind nämlich in der schwächsten Position dabei und leiden ganz direkt darunter.
Ich gönne jedem Arzt, jedem Therapeuten seinen Verdienst. Und dass sich hier Ärzte und Therapeuten z.B. freiwillig und hier oder woanders umsonst engagieren, um Betroffenen zu helfen, finde ich gut und zeigt, dass es auch andere gibt, die nicht die Kohle im Vordergrund sehen. Aber eine solche Aussage von einem Therapeuten, und zwar noch als seinem einzigstem Beitrag, dazu noch in einem Betroffenenforum, und noch mit tausend Ausrufungszeichen versehen, da platzt mir jetzt mal die Hutschnur! Ganz ehrlich.