Beiträge von Prof. Dr. med. Christian Taeger

    Hallo Sky,


    in erster Linie ist die Qualität der (noch) vorhandenen Lymphgefäße entscheidend. Wie Sie schon anmerken gibt es aber viele weitere Kriterien, die über Erfolg oder Misserfolg im Bereich der lymphovenösen Anastomosen mit entscheidend sein können. Sie erwähnten bereits die Qualität der Gefäße, denn sind die Venenklappen inkompetent kann Blut in Richtung der Anastomosen laufen und diese verstopfen. Aber auch hier ist es schwierig im Vorfeld definitive Aussagen zu treffen, denn untersucht werden meist nur größere Gefäße, diejenigen die für die Anastomosen in Frage kommen sind extrem klein und im Ultraschall nicht abschließend zu beurteilen. Sicher mit entscheidend ist auch das Nachbehandlungsregime, hier sind viele Kollegen aber unterschiedlicher Meinung. Es kann durchaus sein, dass es bei Ihnen nach 14 Tagen zum Anastomosenverschluss gekommen ist. Warum sich das Ödem zur Gegenseite verlagert haben soll kann ich so nicht beurteilen. Hier würde gerade die 3D Volumetrie helfen, um beurteilen zu können, in welchem Ausmaß das stattgefunden hat, sofern sie auch vor der Operation durchgeführt worden ist.


    Im Detail versuche ich im Rahmen unseres Lymphtages in Regensburg (voraussichtlich am 28.3.2020) darzustellen, unter welchen Umständen und mit welchen Erfolgsaussichten Lymphchirurgie erfolgreich sein kann.

    Eine lympho-venöse Anastomose an einem Bein mit nur "schwach ausgeprägtem" sec. Lymphödem würde ich persönlich nicht machen lassen. Ich würde immer konservative Therapie vorziehen, da Operationen jeder Art das Lymphödem verschlechtern können.

    Auch wäre mir ein "schneller" Termin völlig unwichtig. Viel wichtiger wäre mir, dass alle Voruntersuchungen sorgfältig durchgeführt werden, dass postoperativ täglich manuelle Lymphdrainage stattfindet, dass der OP angepasst im Anschluss bandagiert wird, dass passende massgefertigte Flachstrick -KompressionsbeStrumpfung zeitgerecht bestellt wird, ggf mit Klettverschluss , um die Bestrumpfung den abnehmenden Umfängen anpassen zu können. Eine stationäre Entstauung wenige Monate nach der OP erscheint mir sinnvoll. Auch dieses braucht Planung und Vorlaufzeit.

    Also gerade der Faktor "schnell, schnell" gehört mE nicht in die Planung lymphchirurgischer Operationen. Eher noch "ob überhaupt oder lieber gar nicht" -Überlegungen.

    Ich zitiere eine alte Aussage von Dr. Schingale: " Ein Drittel wird besser, ein Drittel bleibt gleich und ein Drittel wird schlechter" nach lymphchirurgischer Operationen.

    Hallo Uli29,


    natürlich ist ein schwach ausgeprägtes Lymphödem prinzipiell im Bereich der konservativen Therapie anzusiedeln. Allerdings muss man wissen, dass lymphchirurgische Operationen vor allem dann sinnvoll und erfolgreich sind, wenn die Lymphbahnen durch das Lymphödem noch nicht zu stark geschädigt sind. Wartet man zu lange, so sind die Möglichkeiten der Mirkochirurgie deutlich eingeschränkter. Wir verfolgen in Regensburg unter anderem mit 3D Volumetrie alle unsere Patienten nach, auch im Langzeitverlauf. Mit Sicherheit kommt es nicht in einem Drittel zu einer Befundverschlechterung. Es kommt auch darauf an, wie viele Lymphbahnen anastomosiert werden. Früher wurden sehr viele Lymphgefäße verwendet, sollten sich die Anastomosen hierbei verschließen konnte es zu einer deutlichen Verschlechterung kommen. Aktuell werden meist 1-3 Bahnen anastomosiert, sodass das Risiko einer Befundverschlechterung im Falle eines Anastomosenverschlusses sehr gering ist.


    Viele Grüße,


    Christian Taeger

    Sehr geehrte Uli29,


    tatsächlich muss die Indikation zu lymphovenösen Anastomosen beim primären Lymphödem sehr differenziert gestellt werden und hängt von mehreren Faktoren ab. Prinzipiell gilt - und das auch beim sekundären Lymphödem - je weicher die betroffene Extremität ist und je weniger Fibrose vorliegt, desto besser können mikrochirurgische Eingriffe helfen. Unter Umständen kommt eine lymphovenöse Anastomose bei Ihnen in Frage, alternativ kann ein Lymphknotentransfer diskutiert werden.