Hallo Birgit (aus Hamburg),
jetzt bin ich mal provokant, weil ich viele Fehldiagnosen im Laufe der Zeit feststellen musste, stimmt denn deine Diagnose? Dies kannst du ja und andere Betroffene vielleicht anhand meiner Beschreibung herausfinden.
Also um die Diagnose des Lip-Lymphödems zu stellen sollte man ein paar Sachen beachten.
Grundvoraussetzung ist Frau zu sein und eine Fettverteilungsstörung zu haben. Das heisst, bei Frauen verteilt sich das Fett im Gegensatz zum Mann (Bauch) eher gleichmässiger am Körper. Wenn jetzt das Fett bevorzugt an den Beinen-Po Bereich und/oder den Armen bis zu den Knöcheln auftritt, kann man von einer Fettverteilungsstörung ausgehen (Fachbegriff nach Dr. Herpertz: Lipohypertrophie). Diese Lipohypertrophie lässt sich auch nicht weghungern, es ist eine Veranlagung. ("Problemzone" (Bauch-)Beine-Po; "ich nehme überall ab nur nicht an Beinen und am Po"). Die Lipohypertrophie entsteht in der Regel in der Pubertät, kann aber auch später auftreten, jedoch nur selten nach dem 40. Lebensjahr.
Das Frau sein zusammen mit Lipohypertrophie heisst allein noch nicht, dass man ein Lipödem hat.
Von einem Lipödem kann man erst ausgehen, wenn dazu Beschwerden kommen, wie Spannungsgefühl, Schweregefühl und schnelle Ermüdbarkeit kommen, meist ist dies verbunden mit druckschmerzempfindlichen Fettgewebe ("ich kann meine Kinder nicht bei mir auf dem Schoss sitzen lassen").
Also: Frau+Lipohypertrophie+Ödembeschwerden(+Druckschmerzhaftes Fettgewebe)=Lipödem, die Füsse sind in aller Regel nicht oder nur minimal betroffen !
Lipohypertrophie haben viele Frauen, ein Lipödem nur wenige.
Will man etwas zu Besserung des Lipödems tun ist Abnehmen in Richtung Normalgewicht sicher sinnvoll. Bauchfett behindert den Lymphabfluss, weil die Lymphe nur durch schwache Kräfte weiterbewegt wird und anatomisch gesehen von den Beine her durch den Bauch in den Brustkorb muss, um abzufliessen. Ist im Bauch durch zu viel Fett besonders beim ständigen Sitzen ein zu hoher Druck bremst dies natürlich den Lymphabfluss bei jeglichem Ödem.
Die Lymphe fliesst bei Frauen mit Lipödem so gut bzw. sogar besser als bei Gesunden. Nach Jahren kann es dann aber zu einer Verschlechterung des Lymphsystems kommen (Überlastung?, lt. Földi: Alterung der Gefässe), die Folge ist dann ein Lip-Lymphödem, bei dem dann auffälligerweise auch die Füsse betroffen sind.
Schwierig wird eine Diagnosestellung, wenn Lipohypertrophie oder Lipödem und venöse Ödeme zusammentreffen. Dies lässt sich nur nach gründlicher Untersuchung sagen.
Hat man eine Lipohypertrophie, hilft moderater Gewichtsverlust (Richtung Normalgewicht BMI:25) und bei hoher vor allem psychischer Belastung nützt hier Fettabsaugung. Bei Lipödem sollte man eine Kompressionsbestrumpfung konsequent tragen und sich darin bewegen, weil der Wechseldruck durch die Muskeln zusammen mit dem Gegendruck durch die Strümpfe entstauuend wirkt. Zusätzlich kann auch eine Entsstauung maschinell durch mit Luftdruck betriebenen Kompressionshosen erreicht werden. Ebenfalls kann auch Manuelle Lymphdrainage machen, es kann aber sein, dass man Schwierigkeiten bei der Verordnung bekommt (meines Wissens nach nicht im Leistungskatalog). Bei Lip-Lymphödem ist die manuelle Lymphdrainage meistens notwendig und kann auch verordnet werden.
Dies ist eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Punkte. Wer mehr wissen will, kann dies auf der Seite von Dr. Herpertz erfahren: http://www.lipoedem.de/
So, ich hoffe die Sache wird etwas klarer.