Beiträge von Dr. Rapprich

    Liebe Mitglieder im Forum,


    aus meiner über 10-jährigen Erfahrung in der Behandlung des Lipödems mittels Liposuktion kann ich nur bestätigen, daß es 6 Monate dauern kann, bis es zu einer Besserung kommt. Vor allem nach OP der Unterschenkel. Von einem endgültigen Ergebnis kann sogar erst nach einem Jahr gesprochen werden.


    Auch bei Patientinnen von mir ist es zu einem Wiederauftreten des Lipödems gekommen, bei einigen habe ich dann auch ein 2.Mal eine Liposuktion durchgeführt. Allerdings sind diese Fälle insgesamt selten. Aber dennoch : eine 100%ig dauerhaft wirksame Behandlungsmethode gibt es eben (noch) nicht.


    An der Hautklinik Darmstadt führen wir derzeit eine Studie durch mit dem Ziel, die Wirksamkeit der Liposuktion zu untersuchen und Antworten auf die Fragen zu geben, die auch hier im Forum aufgeworfen wurden. Unter anderem wird das Beinvolumen vorher und nachher gemessen. Damit lässt sich das Ergebnis objektiv dokumentieren.

    Hallo Andrea,


    bei der WAL-Methode wird ähnlich wie bei der TLA eine Flüssigkeit (Kochsalzlösung mit Zusätzen) mittels einer Kanüle in das Fettgewebe injiziert. Da das mit etwas Druck geschieht löst der Wasserstrahl Fettläppchen aus dem Gewebe heraus und diese werden im gleichen Arbeitsgang abgesaugt.
    Weil die Einwirkzeit der verwendeten Flüssigkeit sehr kurz ist, führt sie dabei zu keiner Betäubung. Daher muss der Eingriff in Allgemeinnarkose durchgeführt werden.
    Laut Berichten in der Fachpresse funktioniert die Methode und führe - entsprechende Erfahrung des Operateurs vorausgesetzt - zu guten Ergebnissen. Ich selbst habe damit keine Erfahrung.
    Die Frage ist, ob sie gerade beim Lipödem die geeignete Methode darstellt. Hier gibt es meines Wissens (noch) keine Studien oder Erfahrungsberichte, die darüber Auskunft geben.

    Hallo Andrea,


    die stationären Behandlungen werden mit Pauschalen abgerechnet (sogenannten DRG´s) , das ist bundesweit einheitlich - bei Kollegen Hasse, bei uns und anderswo. Kollege Hasse behält die Patientinnen jedoch 3 Tage stationär, damit kann er die volle Pauschale abrechnen (darunter gibts Abzüge) und damit ist die Sache wieder (für ihn) kostendeckend. Theoretisch ist das bei uns auch möglich, jedoch mache ich es aus 2 Gründen nicht :


    1. Habe ich erlebt, daß die Kasse hinterher nur 1 stationären Tag oder gar keinen anerkennt, weil es schließlich überall ambulant gemacht wird. Laut Gesetz ist das den Kassen erlaubt und wir als Klinikum können nichts dagegen unternehmen.


    2. Wie oben schon erwähnt brauchen wir die Klinikbetten für die Patienten, für die es wirklich gerechtfertigt ist.

    Hallo Keha,


    sicher wird die Liposuktion in den meisten Fällen aus kosmetischen Gründen durchgeführt. Ob das ethisch vertretbar ist , darüber kann man streiten.


    Beim Lipödem handelt es sich um ein klar definiertes Krankheitsbild, die Betroffenen leiden in erster Linie unter den Beschwerden, in zweiter Linie erst unter der Körperform. Die Liposuktion stellt hier die derzeit einzige Therapieform dar, mit der eine dauerhafte Verbesserung der Beschwerden möglich ist. Das ist die eigentliche Motivation der Betroffenen für die Liposuktion und es hat nichts mit "Schönheitschirurgie" zu tun. Daß natürlich nebenbei auch die Körperform verbessert wird , hat noch niemanden gestört.
    Die Endermologie ist eine Therapieform, die die Körperform verbessern soll - also eine rein kosmetische Zielsetzung. Eine positive Wirkung auf das Lipödem ist bislang nicht erwiesen und meiner Meinung nach sind erhebliche Zweifel angebracht.

    Hallo Tammi,


    Ihren Schilderungen nach trifft Ihre Verdachtsdiagnose Lipödem mit hoher Wahrscheinlichkeit zu.


    Spezialisiert für dieses Krankheitsbild sind - wie oben gesagt - Phlebologen und Lymphologen. Hier werden Sie Verständnis und Rat bekommen.

    Liebe Mitglieder im Forum,


    die Frage der Kostenübernahme einer Liposuktion beim Lipödem durch die Krankenkassen ist ein leidiges Thema. Die Probleme dabei sind hier ja deutlich angesprochen worden.
    Aus meiner langjährigen Erfahrung hier einige Informationen :
    Es gibt keine entsprechenden Verträge mit den Kassen, insofern ist es legitim für uns Ärzte, wenn wir unsere Leistungen analog der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) abrechnen. Die Höhe des Honorars orientiert sich dabei an dem Zeitaufwand im OP (in der Regel 3 Stunden) und der Tatsache, daß es sich um eine hochspezialisierte ärztliche Leistung handelt. Im übrigen behält der Arzt nur einen Teil für seine Arbeitsleistung, der Großteil muss als Kosten an die Klinik abgegeben werden (OP-Kosten, Personalkosten : OP-Personal, Reinigungspersonal , Materialkosten, Kosten für medizintechnisches Gerät usw.).
    Daraus ergibt sich eine Betrag, zu dem mindestens kostendeckend die OP durchgeführt werden kann. Es kann niemand verlangen, daß andere umsonst arbeiten.
    Die Kassen versuchen natürlich, die Kosten möglichst niedrig zu halten, was auch legitim ist.
    Die stationäre Behandlung wird mit einer Pauschale abgerechnet, die deutlich niedriger ist als der übliche Betrag für eine ambulante Liposuktion. Logisch, daß die Kassen diesen Weg bevorzugen. Für diese Pauschale kann aber keine vernünftige Klinik die Liposuktion kostendeckend anbieten, daher kommt das für mich jedenfalls nicht in Frage.
    Ausserdem sollten die immer knapper werdenden Krankenhausbetten den Patienten vorbehalten bleiben, die sie wirklich benötigen. Eine Liposuktion kann problemlos ambulant durchgeführt werden und das wird ja auch überall so gemacht.
    Viele Kassen erkennen das Problem der Betroffenen und stimmen einer Abrechnung nach GOÄ zu (sogenanntes Kostenerstattungsprinzip). Das allerdings meist nach langen Verhandlungen oder nachdem das Sozialgericht eingeschaltet wurde. Es ist dabei Geduld und Ausdauer gefordert.

    Hallo Madame,


    dem Beitrag von Kollegen Schmeller stimme ich voll und ganz zu.


    Aus meiner 15-jährigen Erfahrung in der Behandlung des Lipödems möchte folgendes hervorheben :


    - wenn die Diagnose Lipödem gestellt ist, besteht auch die Möglichkeit, die betroffenen Körperregionen mittels Liposuktion zu behandeln. Auch die Unterschenkel sind für einen wirklich erfahrenen Operateur keine Tabuzone.


    - es ist sicherer, die Behandlung z.B. des gesamten Beines auf mehrere Sitzungen zu verteilen. Das Risiko wird dadurch stark reduziert. Ich beginne immer mit der Zone, die der Patientin die meisten Beschwerden verursacht.


    - bezüglich der Kostenübernahme tun sich manche Krankenkassen leichter, wenn die Anträge und Kostenvoranschläge von Vertragskrankenhäusern kommen - obwohl es keine Verträge bezüglich dieser Behandlungsmethode gibt.


    Mit freundlichen Grüßen


    Dr.med.Stefan Rapprich


    Hautklinik des Klinikums Darmstadt


    stefan.rapprich@klinikum-darmstadt.de