Lymphgefäßtransplantation

  • Hallo,

    ich habe jetzt hier im Forum schon mehrmals über Lymphgefäßtransplantationen gelesen. Wer hat Erfahrung damit?
    Ich habe nach einer Lymphknotenentfernung aus der Achsel ein Lymphödem im re. Arm mit Stauung in der Hand und den Fingern. ´
    Meine Fragen dazu:

    1.Wie geht das ganze von statten?
    2.Welche Erfolgsquote gibt es?
    3.Wie hoch ist das Risiko, daß das Lymphödem noch schlimmer wird?
    4.Wie hoch sind die Kosten, oder übernimmt diese die Krankenkasse?

    mfG
    Madlon

  • Sehr geehrte Madlon,
    zu Ihren Fragen:

    1.Wie geht das ganze von statten?

    Bei einem Armlymphödem nach Lymphknotenentfernung in der Achselhöhle überbrückt man mit zwei bis drei Lymphgefäßen vom Oberschenkel die Blockadestelle, d.h. es wird ein kleiner Schnitt an der Oberarminnenseite gemacht und zunächst werden die Lymphgefäße dort aufgesucht, dann erfolgt ein kleiner Schnitt am Hals auf der gleichen Seite oberhalb des Schlüsselbeins. Auch dort werden Lymphgefäße aufgesucht. Dann werden vom Oberschenkel 2 - 3 Lymphgefäße entnommen und diese zum Oberarm gebracht und dort angeschlossen. Unter der Haut werden die Lymphgefäße bis zum Hals "verlegt" und angeschlossen, somit haben Sie dann einen Bypass vom Arm zum Hals mit einem anderen Lymphabflußgebiet, welches in der Regel auch nicht geschädigt ist. Der gesamte Eingriff ist nicht belastend, da lediglich im Haut-/Fettgewebsbereich operiert wird. Es verbleiben zwei kleine Narben (Oberarminnenseite und Hals) sowie eine längere Narbe an der Oberschenkelinnenseite.

    2.Welche Erfolgsquote gibt es?

    Ein Drittel der Patienten wird beschwerdefrei, ein Drittel verspürt eine Verbesserung und bei einem Drittel ändert sich nichts, wobei die Heilungschance deutlich besser ist, wenn früh operiert wird.

    3.Wie hoch ist das Risiko, daß das Lymphödem noch schlimmer wird?

    Das Risiko ist sehr gering, bislang in der Literatur noch nicht beschrieben.

    4.Wie hoch sind die Kosten, oder übernimmt diese die Krankenkasse?

    Die gesetzlichen Kassen übernehmen die Kosten, für das durchführende Krankenhaus ist der Erlös verglichen mit dem hohen Aufwand (3-6 Stunden Op-Zeit mit mikrochirurgischer Technik, ca. 1 Woche stationärer Aufenthalt) sehr gering, daher werden diese Eingriffe nur an zwei Universitätskliniken in Deutschland regelmäßig durchgeführt.

    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. G. Felmerer

  • Sehr geehrter Herr Dr. Felmerer,

    vielen Dank für Ihre Antwort. Das klingt ja schon mal gut. Die OP hat im Mai 2000 stattgefunden und ca. 1/2 Jahr später hat sich das Lymphödem gebildet. Es war bis vor ca. 2 Monaten nur im Arm und jetzt auch in der Hand und in den Fingern. Könnte da diese OP noch hilfreich sein, oder besteht das Ödem schon zulange, so daß eine Transplantation keine Besserung bringen könnte. Wie sind
    die Erfahrungen?

  • Sehr geehrte Madlon,
    die Operation könnte durchgeführt werden, der Zeitraum ist noch nicht zu lange, ideal ist aber ein Zeitraum von sechs Monaten nach Auftreten des Ödems.
    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. G. Felmerer

  • Leider hat mich bisher keiner über die Möglichkeiten der Gefäßtranplantation informiert. Das Ödem ist bei mir gut 4 Jahre nach der Brust-Op aufgetreten und wird seitdem (3 Jahre) mit Lymphdrainage und Kompression behandelt. Allerdings vermag ich mich nicht so richtig mit dem Tragen der häßlichen Kompressionsteile abzufinden, zumal ich einen Handschuh mit "Kissen" brauche. Hätte ich auch noch eine Chance? Welches ist die zweite Klinik in Deutschland, die solche Operationen durchführt? Berlin scheint lymphologisch betrachtet schlecht versorgt zu sein!

  • Hallo Lieselotte,

    mir wurde leider auch von der Möglichkeit nichts gesagt, obwohl ich immer wieder danach gefragt habe, ob es irgendwelche Alternativen gibt. Man muß sich einfach selbst informieren. Bin froh dieses Forum gefunden zu haben.

    Die 2. Klinik ist soviel ich weiß in München.

    VG
    Madlon

  • Sehr geehrte Frau Trieb,
    auch Sie hätten eine Chance auf Verbesserung, eine komplette Heilung bzw. auf Dauer ein Verzicht auf Kompression ist nach vier Jahren nicht sehr wahrscheinlich, da sich Ihr Gewebe im Lymphödem schon verändert haben kann, dies hängt aber auch von der Art Ihres Ödems und von der Konsistenz Ihres Gewebes ab. Ein gut wegdrückbares Ödem, das beim Fingerdruck tiefe Dellen hinterlässt, spricht besser auf die Operation an als ein bindegewebig durchsetztes hartes Ödem. Hier hat die sogenannte Fibrose (Narbige Umwandlung des Fettgewebes) vollendete Tatsachen geschaffen und die Lymphgefäße sind dann auch oft auch schon vernarbt.

    Mit freundlichen Grüßen
    Dr. G. Felmerer

  • Hallo Herr Dr. Felmerer,

    wie weit ist denn die Erforschung neuer Therapieformen, von denen auf Ihrer Homepage zu lesen ist? Ich denke vor allem an die dort angesprochene Lymphangiogenese. Kann in absehbarer Seit mit der Entwicklung einer (medikamentösen?) Therapie zur Förderung der Bildung neuer Lymphgefäße gerechnet werden?
    Ich habe zwei Jahre lang ein Bisphosphonat bekommen, das auch eine starke angiogenesehemmende Wirkung hat. Kann es sein, dass das Mittel auch die Neubildung von Lymphgefäßen hemmt?

    Vielen Dank!
    MfG
    Anna

  • Hallo Anna,
    die Entwicklung von medikamentösen Therapieverfahren zur Behandlung eines Lymphödems bzw. zur Förderung der Lymphangiogenese (Neubildung von Lymphgefäßen) ist z.Zt. nicht sehr weit eintwickelt. Das Lymphsystem besteht eben nicht nur aus kleinen Lymphgefäßen, die wir bereits heute im Tiermodell durch spezielle Faktoren zum Wachstum bringen können, sonden auch aus komplexen dreidimensionalen Strukturen wie Lymphkollektoren mit einer Pumpfunktion sowie Lymphknoten. Man müßte also alles ersetzen, dies ist auch auf absehbare Zeit nicht möglich. Aus körpereigenen Zellen z.B. Haut zu züchten ist hier wesentlich einfacher und wird an Patienten auch schon eingesetzt. Ob die Einnahme von Biphosphonaten die Lymphangiogenese hemmt, ist mir nicht bekannt.

    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. G. Felmerer

  • Vielen Dank für die Information. Ich glaube, dass bei mir durchaus noch was gemacht werden könnte, weil das Ödem noch ziemlich weich ist. Ich wollte mich jetzt mal in München vorstellen, weil das für mich besser erreichbar ist als Freiburg.

  • Also habe ich das jetzt richtig verstanden, dass man operiert wird und danach Aussichten auf eine komplette Heilung oder zumindest Besserung bestehen??????
    Ich habe nämlich noch nie davon gehört.
    Geht das auch wenn man schon seit 10 Jahren ein Lymphödem hat und noch nicht ausgewachsen ist?????
    Ich würde mich über eine Antwort freuen.

  • Eine Besserung ist sehr wahrscheinlich, Heilung nur, wenn früh operiert wird, am besten nach einem halben Jahr nach Auftreten des Ödems. Die Operation ist dann auch deutlich einfacher, in dieser Zeit sind die Lymphgefäße erweitert und noch nicht vernarbt. Warum dieses Wissen über eine Operation, die hilft und seit fast 20 Jahren angewendet wird, nicht mehr bekannt ist und an Patienten weitergegeben wird, entzieht sich meiner Kenntnis.
    Prof. Baumeister jedenfalls hat seit vielen Jahren immer wieder darüber veröffentlicht und auch sehr viel vorgetragen, auch auf lymphologischen Kongressen.
    Zu Ihrer Frage: Ich nehme an, es bezieht sich auf ein seit 10 jahren bestehendes primäres Lymphödem (noch nicht ausgewachsen..). Primäre Lymphödeme sind leider nur selten dieser Operation zugänglich, oft ist das gesamte Lymphsystem der betroffenen Gliedmaße beeinträchtigt, d.h. es liegt mehr als nur eine isolierte Blockade vor, die man überbrücken könnte.
    Mit freundlichen Grüßen
    Dr. G. Felmerer

  • also was soll das jetzt heißen?????????????
    könnte das gehen oder nicht??????

  • Voraussetzung für eine Prognose bzw. ob überhaupt diese Operation für Sie geeignet wäre, ist eine Untersuchung. Da ich nur die Angaben habe "noch nicht ausgewachsen", "seit 10 Jahren bestehend" kann ich Ihnen leider keine detaillierten Angaben machen. Ich empfehle Vorstellung bei einem Lymphologen in Ihrer Nähe, falls Sie zu weit von München oder Freiburg wegwohnen und dann ggf. Zusendung der Befunde.
    Mit freundlichen Grüßen
    Dr. G. Felmerer

  • Hallo,


    habe seit ca. 1,5 Jahren ein Lymphödem am fechten Arm. Wie stehen die Chancen, nach einer OP, das es wieder weg geht. Ich bin die ganze Zeit in Behandlung und es ist (Gott sei Dank!!!) auch nicht sehr ausgeprägt.


    Vielen Dank, für eine Antwort ^^

  • Hallo !
    zur genaueren Beurteilung ist eine klin. Untersuchung erforderlich. Im Prinzip bessert sich das Lymphödem durch die OP. wenn es nicht schon bindegewebig durchsetzt ist. Oft ist weiter KPE erforderlich

  • Hallo,


    es kann Ihnen kein Operateur garantieren, dass das Lymphödem nach einer Lymphgefäß-Transplantation völlig verschwindet.
    Es handelt sich doch sicher um ein sekundäres Lymphödem nach Lymphknoten-Entfernung, oder?
    Bleiben sie vor allem konsequent in der Kompressionstherapie (Strumpf oder Bandage), damit Sie den Stand so halten oder gar verbessern können.

  • Vielleicht sollte Herr Dr. Felmerer noch einmal die Indikationen klarstellen.
    Wir hatten früher den Patientinnen die Transplantation empfohlen, wenn das Ödem nach einer stationären Reha innerhalb kurzer Zeit(etwa 6 Wochen) trotz Tragen der Kompression wieder in dem Maße wie vor der stat. Entstauung auftrat.

    Mit freundlichen Grüßen


    Dr. med. F.-J. Schingale
    ärztlicher Leiter Lympho Opt Klinik
    Pommelsbrunn
    Tel. 09154-911200
    http://www.lympho-opt.de/