Lymphödem und Katastrophe : der Medizinische Dienst in Witten

  • Ich erzähle mal eine Katastrophe aus der Praxis : Patientin 190 Kg, schwerstes dekompensiertes Lymphödem mit schwersten Oberflächlichen Ulcerationen beide Beine ,starken Juckreiz , die Beine laufen wie wild , Patientin juckt sich zu Tode..
    war in den letzten Jahren in zig Kliniken , in zig.Hautarztpraxen, niemand konnte den , an sich einfachen Befund heilen !
    Ein Rechtsanwältin schickt die Pat.zu mir : ich schreibe der KK : ca.4 Wochen stationär , wenn ich die Beine NICHT zukriege ,brauchen sie nicht zu bezahlen !!! Und suchen sie die billigste Klinik im Umkreis von 100km !!! Diese Preise akzeptier ich!!!
    Was kann man noch anbieten ?
    Schreibe noch einen 4 Seiten langen Brief an die KK .
    Der Chef dort hat sofort zurück gerufen , aber er müsse die Frau zum Med.Dienst schicken . Ich habe angeboten , anonym mitzugehen, dazu kam es nicht .


    Frau liegt jetzt wieder erneut in einem Krankenhaus von Zweien in Witten , ...


    Und ruft heute an : Beine seien noch schrecklicher geworden, man WEIGERT SICH IM KRANKENHAUS ZU WICKELN , da ja die Lymphe sonst nicht abfliessen kann...


    Einen grösseren Blödsinn habe ich lange nicht erlebt...Beine sind über 3 Jahre offen...
    es ist ein ekelhaftes perverses System,
    mehr anbieten kann man ja nicht...


    ICH SCHÄME MICH.


    Wir hätten die Beine bestimmt fast zu...oder die hätten nix bezahlen müssen... ?(?(?(?(?(?(?(?(?(?(

  • Hallo Dr. Katz,


    das ist doch wohl das letzte von der KK, das grenzt ja schon an gefährliche Pflege und Körperverletztung, dieser Patientin nicht zu helfen.


    Ich hoffe Sie haben noch ein wenig Kraft und Duchhaltevermögen, dieser Patientin doch noch helfen zu können.


    Mir tat es in der Seele weh dieses zu lesen und ich hoffe der Patientin wird bald geholfen.


    LG Sandy

  • Sehr geehrter Herr Dr. Katz!


    Ich ziehe meinen Hut vor Ihnen, mein guter Eindruck von Ihnen täuscht anscheinend nicht. Leider kenne ich Sie ja nur aus dem Forum.
    Schön, dass Sie trotz Ihres Erfolges so "Mensch" geblieben sind.
    Mir hat auch ihr Bericht wegen ihrer Beweggründe zum Radfahren zu Beginnen gut gefallen. :)


    Ja manche Kassen denken nicht logisch, und schon gar nicht, kann man so ein Angebot annehmen, den dann würden vielleicht einige das Gesicht verlieren. Ja leider kann man da nur sagen. Man kann nur für die Patientin hoffen, dass sie endlich auf ein offenes Ohr stösst, damit sie die Hilfe bekommt.


    Mit den besten Wünschen, und vorallem viele viele Patienten ;) denen Sie helfen können.
    mit besonders herzlichen Grüßen
    anghi

  • Klar ist so ein schwerer Fall im Sinne der Krankheit, immer auch eine Herausforderung an den Arzt und bringt auch einiges an Anerkennung von den Kollegen, aber stärkt sicher auch das Selbstbewusstsein, und welche Person die im Berufsleben steht sucht nicht oft nach solchen Herausforderungen. nur noch als Anmerkung.
    lg anghi


    Den ich denke mir das die Kosten in ihrer Klinik relativ hoch sind. Aber Deutschland kann sich glücklich schätzen sehr viele Kliniken zu haben die sich auf Lymphödeme spezialisiert haben. Alleine um überhaubt in sehr gute Hände zu kommen fahre ich 2 h nach Kärnten.
    Aber ich bin froh das ich Hilfe bekomme, und an der richtigen Stelle gelandet zu sein, nach einer Odysee.

  • Also , da fehlen einem ja die Worte !!!
    Was sind das für Menschen in der KK ?
    Vielleicht sollte man den Verantwortlichen der KK mal ein paar anschauliche Bilder schicken, so daß er aufgerüttelt wird ??!!
    Finde ich super Ihr Angebot.
    Kann sich den die Patientin nicht wehren ?
    Evtl. KK -Wechsel ?


    LG ELLI

  • Genau, Elli, die Idee mit den Fotos ist super.
    Als bei einem Lymphkongress eine Dame von der Rentenstelle gefragt wurde, warum oft auch bei den umfangreichsten Lymphödemzuständen zuerst mal die Reha abgelehnt wird, gab sie zu, daß die Herrschaften, die diese Anträge zu bearbeiten haben, oft keine Ahnung von der Krankheit, geschweige denn vom Ausmaß derselben haben.
    Sie forderte selbst auf, unbedingt eine ausführliche Fotodokumentation beizulegen, am bestern schon vorgestern angefangen, damit den Bearbeitern ein Licht aufgeht.
    Das Leid der Patienten ist unermeßlich und oft bringen sie die Kraft nicht mehr auf, andauernd neue Anträge samt Absagen zu verarbeiten.
    LG, Biene

  • Ein interessanter Fall : Patientin wird 3 Jahre in einer Hautpraxis in der Nähe von Aachen behandelt : dekompensiertes Lymphödem , " der Saft lief sooo am Bein runter " Folge : massivste Verschuppung , stärkster Juckreiz , chronisches Erysipel...
    Abwanderung zu einem völlig obskuren Heilpraktiker


    Kommt völlig "entnervt" zu uns , ich werde die Bilder in den nächsten Tagen einstellen .


    Verbietet jede Cortisonanwendung. ( geht schneller mit Dermatopsalbe bei diesen Stauungsekzemen , Juckreiz lässt schneller nach )


    Nach 1 Woche 3x täglich Ko.verbände , und MLD + Lymphamat beginnende Besserung , aber sehr mühsam und langsam.
    Gleichzeitig habe ich die kaputte Parva-Stammvene mit Schaum verödet.


    Sehr gute Abheilung -äusserlich sichtbar nach 4 Wochen !


    Pat.hat kraken Ehemann zu Hause und MUSS nach Hause .


    Wir ziehen ihr um 9 Uhr morgens das 1.Mal Kompressionsstrümpfe Klasse III an - gegen 14 Uhr ( Sonntag ) mache ich Visite , ziehe die Strümpfe aus : DAS BEIN NÄSST FAST WIE AM 1.TAG !!!
    Eine Katastrophe : zu früh die Strümpfe angezogen !
    Trotz 3x wickeln und MDL + Lymphamat : Bein war noch nicht abgeheilt ! man hätte bestimmt 14 Tage weiter intensiv behandeln müssen - stationär .


    Was will in einem solchen Fall eine Praxis machen ? Geht gar nicht- Mir tat die Praxis fast leid , denn sie können es kaum schaffen , haben es ja 3Jahre versucht ---


    Habe die Patientin gerade angerufen , kommt nächste Woche wieder stationär...