Schwächt Kompression das Bindegewebe?

  • Hallo Shanti,


    mein Gefäßchirurg hält nichts vom Strümpfe tragen ohne "Grund". Er meinte, meine Beine wären zur Zeit okay, darum soll ich die Strümpfe auslassen, außer halt, ich habe stärkere Belastung "außer der Reihe" bzw. längere Fahrten vor mir. Auf meine Frage "Warum" meinte er, es wäre ohne Strümpfe für die Beine besser. Ich weiß nicht mehr, meinte er das Bindegewebe oder die Muskulatur, irgendwas würde nachlassen...mich hatte es gewundert, weil ich hier im Forum immer gelesen habe, die Strümpfe stärken die Muskulatur, da sie gegen Druck arbeiten muß...ehrlich gesagt, mir war die Antwort meines Arztes Recht, darum habe ich auch überhaupt nicht nachgefragt. Aber ich weiß, wenn ich längere Zeit Strümpfe tragen musste, dann hatte ich, wenn ich sie nicht mehr brauchte immer so ein "schwabbeliges" Gefühl, besonders an den Oberschenkeln. Und wenn ich ehrlich bin, finde ich schon, dass meine Muskulatur am Oberschenkel nachgelassen hat zu Strumpfzeiten, obwohl ich eigentlich immer die gleiche Strecke walke.


    Die Dame aus meinem Sanitätshaus meinte allerdings, Ärzte würden gerne sagen, man brauche keine Strümpfe mehr, damit sie weiter an einem verdienen können. Okay, der Umkehrschluss ist ja, wenn ich Strümpfe trage, obwohl ich keine brauche verdient das Sanitätshaus an mir.... :D


    Liebe Grüße Leah

  • wenn ich längere Zeit Strümpfe tragen musste, dann hatte ich, wenn ich sie nicht mehr brauchte immer so ein "schwabbeliges" Gefühl, besonders an den Oberschenkeln.


    Das "schwabbelige Gefühl kommt vom entstauten Zustand des Oberschenkels.
    Oft wird ein praller Oberschenkel mit Straffheit verwechselt. Wenn dann durch Tragen des Strumpfes alles entstaut/weicher ist, kommt es einem schwabbelig vor.


    Wenn weiter Sport getrieben wird, dann bleibt der Muskel auch aktiv, er nimmt an Kraft zu = wird kräftiger. Ob jetzt mit Strümpfen oder ohne. Im Sport hat der Kompressionsstrumpf schon längst Einzug gehalten, er steht im Ruf, die Regeneration des Muskels zu unterstützen. Würde er den Muskel schlaffer machen, möchte ich unsere Sportler mal sehen!


    Besteht der Hang zu lockerem Bindegewebe, dann kann daraus der Rückschluss gezogen werden, dass die Venenwände ebenfalls nicht die stabilsten sind. Damit schließen die Venenklappen nicht richtig und es kommt zum Rückstau und zu Krampfadern.


    Dem sollen Kompressionsstrümpfe, Rundstrick meist ausreichend, entgegenwirken. Sie übernehmen also die Festigkeit von Venenwänden und Haut, drücken sozusagen die Venen in ihre "'Funktionsform", ohne Ausbuchtungen/Krampfadern, und mit strammen Venenwänden schließen die Venenklappen im Normalfall wieder und das Bein fühlt sich leichter, entspannter und gesünder an.


    Jetzt ist die Frage: Ei oder Henne = eigentlich ganz einfach: Bindegewebsschwäche/Krampfadern/Rückstau = deshalb Kompressionsstrümpfe getragen!
    Da kann man doch jetzt nicht auf den Trichter kommen, die Kompressionsstrümpfe lassen die Venen erschlaffen??!!! Die Venenschwäche war doch wohl vorher da, sonst kommt doch niemand auf die Idee, freiwillig Kompressionsstrümpfe, und seien die Farben und Muster noch so schön, zu tragen - oder?


    Aber was ich noch los werden muss:
    Die Dame aus dem Sanihaus unterstellt den Ärzten also, dass sie absichtlich gegen Patientenwohl handeln. Das finde ich schon etwas vermessen.


    Sonnigen Gruß aus dem Allgäu!
    Biene

  • Hallo Biene,


    vielen Dank für diese gute Erklärung.


    Das würde ja bedeuten, ich hätte Wasser/Flüssigkeit in den Beinen, wenn ich so ein schwabbeliges Gefühl hatte, besonders innen überm Knie? Ich bin seit 3 Jahren täglich mindestens 10 km täglich am Walken, eigentlich bei jedem Wetter, außer bei tiefem Schnee, da sind es dann mehr Spaziergänge und auch nicht ganz so weit, wobei es auch anstrengender ist.


    Finde es auch komisch, ich hatte meinen Arzt gezielt wegen den Strümpfen angesprochen...und er meinte, ich brauche im Normalfall keine. Ich solle regelmäßig kommen, dann kann man rechtzeitig genug veröden. Im Oktober habe ich wieder Termin, da werde ich ihn nochmal darauf ansprechen. Wobei der Gefäßchirurg bei dem ich zuvor war auch der Meinung war. Auf dessen Meinung gebe ich zwar nichts mehr, da hat von der Abrechnung her was nicht gestimmt...aber zu meinem jetzigen haben ich wirklich großes Vertrauen...


    Ich glaube, meine Sanitätshausdame redet gerne....aber sie ist wirklich gut im vermessen und auch sehr nett. Hier bei uns im Ort ist es vielleicht auch ein bisschen Kampf ums Überleben von dem Sanitätshaus. Die rufen z.B. auch an, wenn die Zeit um ist und man wieder neue Strümpfe verschreiben lassen kann.


    So, jetzt bin ich doch mal wieder ins Grübeln gekommen... :)


    Dennoch vielen lieben Dank, super erklärt.


    Liebe Grüße Leah

  • ich hatte meinen Arzt gezielt wegen den Strümpfen angesprochen...und er meinte, ich brauche im Normalfall keine. Ich solle regelmäßig kommen, dann kann man rechtzeitig genug veröden.


    Das ist das Problem, hier kann man nur den Text lesen, ein Sicht- und Tastbefund ist leider hier im Forum nicht möglich, es sei denn du stellst Fotos ein.
    Ein bißchen Vertrauen sollte man zu seinem Arzt schon haben.
    Wenn was mit der Abrechnung beim Gefäßchirurgen nicht gestimmt hat, muss aber doch nicht automatisch auch seine Diagnose falsch sein. Für die Abrechnung hat er bestimmt jemanden im Vorzimmer, das tippt der doch nicht selber ein, und Fehler passieren in den besten Familien.


    Oft wird man bestärkt, sich eine Zweit- oder gleich Drittmeinung einzuholen. Danach ist man oft nicht schlauer - hat man dann doch oft mit 2-3 Meinungen/Diagnosen das Problem sich zu entscheiden, was denn nun das Richtige sein soll. Und zu welcher Meinung man selber tendiert. Noch eine Vierte einholen? Ist man dann schlauer?


    Ja, man hat es als Patient nicht einfach. ;(


    Ich wünsch dir auf jeden Fall ganz leichte Beine beim Walken, ob jetzt mit oder ohne Strümpfe!
    LG aus dem mittlerweile abgekühlten Allgäu :rolleyes:
    Biene