Lymphödem nach Liposuktion - kommt häufig vor und wird bei Kursen gezeigt!?!

  • Hallo,

    Ich war heute im Sanitätshaus. Die dortige Mitarbeiterin hat mir gesagt, dass Sie auf medi-Kursen in Bayreuth und bei Jobst in Emmerich Patientinnen live kennenlernen, die nach Liposuktionen unter schlimmen Lymphödemen leiden.

    Ist das wahr? Wenn das so wäre, warum wird das nicht publik? Haben die Betroffenen kein Internet oder schämen sie sich so sehr?

    In den ganzen Jahren, in denen ich in diesem Forum mitlese, hat sich gerade mal eine(!) Person zu diesem Thema gemeldet, dann auf Nachfrage leider nicht mehr.

    Wenn das so wäre, müssten ja solche Patientinnen in Lymphkliniken und bei entsprechenden Spezialisten anzutreffen sein, denn mit einem sekundären Lymphödem kann man sich wohl schlecht ohne Behandlung zu Hause verstecken.

    Ich bitte die anwesenden Ärzte - und natürlich eventuell Betroffene - um Stellungnahme zu diesem Thema.

    Freundliche Grüße
    Ulla

  • Hier nochmal ein alter Beitrag zu diesem Thema, als ich die selbe Frage schon einmal gestellt habe:

    Beitrag von Dr. Schingale

    Aber auch hier ist nur von einer Patientin die Rede, während im Sanitätshaus so klang, als würden die Zahl der Betroffenn in die Hunderte gehen.

  • Ich war bis vor 3 Jahren auch ein strenger Gegner der Liposuktionen und habe auch einige Patientinnen mit häßlichen Narben und auch mit sekundärem Lymphödem gesehen.
    Seit 1 Jahr führen wir die lymphgerechte Liposculptur nach Cornely und Schingale in unserem Hause durch. Die Technik unterscheidet sich von herkömmlichen, indem die Beine bis zu den Knöcheln und die Arme bis zu den Handgelenken abgesaugt werden können. Dadurch dass die Operation in unserem lymphologischen Operationszentrum mit sofortiger anschließender manueller Lymphdrainage sofort im Anschluß an die Op mit entsprechender Bandagierung stattfindet, habe ich bei jetzt 112 operierten Patientinnen keine sekundären Lymphödeme gesehn.
    Herr Kollege Cornely operiert in der Zwischenzeit seit 8 Jahren und besitzt einen reichen Erfahrungsschatz.
    Vorher-nachher Bilder werden von uns nicht gezeigt und werden jetzt auch verboten, um den werbenden Charakter zu unterbinden.
    Die Liposculptur bietet zur Zeit die einzige Alternative zu unserer sonstigen konservativen Therapie.

  • >Hallo,
    >Ich war heute im Sanitätshaus. Die dortige Mitarbeiterin hat mir gesagt, dass Sie auf medi-Kursen in Bayreuth und bei Jobst in Emmerich Patientinnen live kennenlernen, die nach Liposuktionen unter schlimmen Lymphödemen leiden.
    >Ist das wahr? Wenn das so wäre, warum wird das nicht publik? Haben die Betroffenen kein Internet oder schämen sie sich so sehr?
    >In den ganzen Jahren, in denen ich in diesem Forum mitlese, hat sich gerade mal eine(!) Person zu diesem Thema gemeldet, dann auf Nachfrage leider nicht mehr.
    >Wenn das so wäre, müssten ja solche Patientinnen in Lymphkliniken und bei entsprechenden Spezialisten anzutreffen sein, denn mit einem sekundären Lymphödem kann man sich wohl schlecht ohne Behandlung zu Hause verstecken.
    >Ich bitte die anwesenden Ärzte - und natürlich eventuell Betroffene - um Stellungnahme zu diesem Thema.
    >Freundliche Grüße
    >Ulla


    Hallo Ulla,

    In den 90er Jahren hat es bei Durchführung der Liposuktion mit den alten Techniken (trockene Methode mit Vollnarkose, große und vorne scharfe Absaugkanülen) in der Tat kosmetisch schlechte Ergebnisse gegeben; vereinzelt wurden damals auch Lymphödeme nach diesem Eingriff gesehen. Derartige Bilder finden sich immer noch in einzelnen Lehrbüchern.

    In der wissenschaftlichen Literatur der letzten 10 Jahre sind meines Wissens keine Fälle von Lymphödemen nach Liposuktion veröffentlicht worden (und somit doch wohl auch nicht gesehen worden). Sie berichten ja da über ähnliche Erfahrungen. Auch ich habe danach gesucht und keinerlei seriöse Angaben gefunden. Nach Eingriffen mit den modernen Methoden (nasse Methode mit Tumeszenz-Lokalanästhesie, vibrierenden Mikrokanülen, stumpfen Sonden)
    gibt es Literatur mit Nachbeobachtungen von bis zu 8 Jahren (laut Angaben von seriösen Operateuren bis zu 10 Jahren), wo nach Liposuktion nur Verbesserungen feststellbar waren. In keinem Fall wurden Schwellungen oder Lymphödeme beschrieben. Dies kann ich aus meiner Erfahrung nach 2 1/2 Jahren operativer Tätigkeit bei Lipödemen bestätigen. Der bekannte Lymphologe Herr Dr. Herpertz, der über 25 Jahre lymphologische Erfahrung hat, hat vor kurzem auf den Wittgensteiner Lymphtagen erzählt, daß er in seinem Leben bei vielen tausenden von Patienten noch nie ein Lymphödem nach Liposuktion gesehen habe. Ähnliches wird von anderen Kollegen gesagt. Inzwischen fangen selbst bisher nur konservativ tätige Fachkliniken an, OPs für diesen Eingriff einzurichten, um ihre Patientinnen optimal und nach modernsten Standards behandeln zu können. Ich bin wirklich sehr daran interessiert, diese Fälle kennenzulernen und möchte bitten, daß sich jeder, der nach Liposuktion eines Lipödems ein Lymphödem entwickelt, bei mir via mail oder auch telefonisch meldet. Gern würde ich diesen Angaben auf den Grund gehen. Ich habe den Eindruck, daß mit derartigen Informationen nur Stimmung - oder Politik - gegen die neuen, in den aktuellen Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie aufgeführten operativen Behandlungsmethoden des Lipödems gemacht werden soll. Für entsprechende Rückmeldung wäre ich wie gesagt ausgesprochen dankbar.
    Prof. Dr. W. Schmeller

  • Guten Tag.
    Ganz so einfach wie von Prof. Schmeller und Dr. Schingale dargestellt, ist die Welt nun auch wieder nicht.

    1) Bitte, sehr geehrter Herr Prof. Schmeller, vermeiden Sie doch in einem Pat.forum "zweideutige Aussagen". Nach meinen Informationen hat Herpertz keine "viele tausend Patienten nach Liposuktion ohne Nebenwirkungen gesehen" - aber genau so sind Ihre Worte leicht falsch zu verstehen! Oder hat Herpertz tatsächlich "viele tausend Patienten nach Liposuction" gesehen? Dann nehme ich diesen Einwand gerne zurück.
    2) Ob die neuen Absaugtechniken oder vibrierende Nadeln tatsächlich seltener zu Komplikationen führen, wird die Erfahrung in Langzeitbeobachachtungen (!) zeigen.
    3) Schingale hat erst 1 Jahr eigene Erfahrungen - also von Langzeitbeobachtungen kann man da auch nicht gerade sprechen. Die von Cornely seit Jahren auf Kongressen versprochenen Untersuchungen mit Lymphszintigrafie nach Fettabsaugung werden immer noch mit Spannung erwartet.
    4) Nie sollte man bei dieser Diskussion vergessen, dass es in der Mehrzahl um kosmetische Eingriffe geht. Die Bilder, die Cornely oder Schmeller in Publikationen oder auf Tagungen zeigen, sind erstens immer wieder die selben und zweitens zeigen sie harmlose Verlaufsformen. Therapieerfolge bei schweren Veränderungen habe ich noch nicht gesehen. Und der Einwand von Schingale, er dürfe keine "Vorher-Nachher-Bilder" zeigen, gilt nicht für Aerztekongresse - wohl aber zu Recht für Werbebroschüren mit unseriösen Hinweisen auf Lymphtees in der edlen Geschenkpackung oder Wundersalben, die für teures Geld gekauft werden sollen - aber ohne Wirknachweis.
    5)Mir liegt ein "Preisvorschlag" für das "Fettabsaugmodell Schingale-Cornely" vor: 1 Woche stat. Aufenthalt in einem Kurhaus mit Absaugung im Bereich z.B. der sog. Reithosen kostet demnach um die € 6000. Bei einem Tagessatz von max. € 120 und geringen OP- und Pflegekosten kann sich jeder mögliche weitere Beweggründe dieser Art von Ärzten selber zusammen reimen.
    6) Dies heißt für mich aber nicht, dass nur die konservative Behandlung des Lipödems richtig sei. Volumenminderungen von 10-12 % in 14 Behandlungstagen bei konservativer Therapie sind nicht wirklich befriedigend. Seriös ist aber sicher nicht alles, was als solches angepriesen wird.
    7) Einen netten Überblick "über das echte Leben" gibt der nachfolgende Beitrag:

    Majorkomplikationen und Todesfälle nach kosmetischer Liposuction? Eine retrospektive Analyse im deutschsprachigen Raum
    M. Lehnhardt, P. Palka, H.H. Hamann, D. Drücke, H.U. SteinauKlinik für plastische Chriurgie und Schwerbrandverletzte, Handchirurgiezentrum, Referenzzentrum für Gliedmaßentumoren, BG-Universitätskliniken Bergmannsheil Bochum
    In der Bundesrepublik Deutschland werden unterschiedlichen Schätzungen zufolge derzeit ca. 150.000 – 200.000 Liposuctionen von Ärzten verschiedener Fachrichtungen überwiegend ambulant durchgeführt. Sowohl in den Medien als auch in wissenschaftlichen Fachjournalen werden die Techniken zur Fettgewebsabsaugung nahezu täglich demonstriert. Komplikationen werden allenfalls vereinzelt dargestellt.
    In einer retrospektiven Befragung an Pathologen, Rechtsmedizinern und Intensivmedizinern im deutschsprachigen Raum wurde um Mitteilung von Todesfällen und Majorkomplikationen nach durchgeführten Liposuctionen unter Anonymisierung der Patientendaten gebeten.
    Material und Methodik: Insgesamt erfolgten 2300 Anfragen anhand offizieller Adressenlisten in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Pathologie, der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin sowie der Deutschen Gesellschaft für Anästhesie und Intensivmedizin. Die Datenerfassung erfolgte anonymisiert vor Ort.
    Ergebnisse: In einem Erfassungszeitraum von 1998 - 2002 konnten bei einer bisherigen Rücklaufquote von 20% insgesamt 53 Fälle von schweren Komplikationen erfasst werden. Neben 10 Todesfällen wurden ausgedehnte Bauchwanddefekte durch nekrotisierende Fasziitiden, Sepsis, Darm- und Gallenblasenperforationen mit Peritonitis, Thrombosen, Embolien, eine Gasbrandinfektion sowie weitere Komplikationen registriert. Die Datenerhebung zeigt insbesondere ein mangelhaftes intra- und postoperatives Management.
    Fazit: Die Analyse soll neben einer Verbesserung des Komplikationsmanagements dazu beitragen, daß „clinical pathways“ für diese ästhetisch korrektive Operation entwickelt werden. Die Liposuction ist keinesfalls eine einfach durchführbare, für den ambulanten Bereich prädestinierte Operation in Wohlfühltechnik.
    Kommentar: Von 2300 befragten antworteten 20% = 460. Mit Sicherheit waren Todesfälle und Komplikationen bei den 1840 mindestens so häufig (eher häufiger!).
    Also: Es gab 50 Todesfälle und 265 schwere Komplikationen!
    Und: Wahrscheinlich führen nicht nur die angefragten Liposuction durch!

    FAZIT: Etwas differenzierter als von Schingale und Schmeller dargestellt, sollte die Sache vielleicht doch betrachtet werden. In jedem Falle freut sich die Fachwelt bereits auf die Publikationen dieser Fachleute, wo an großen Fallzahlen der Nutzen - und vor allem der fehlende Schaden - in prospektiven Studien nachgewiesen wird.

    Mir besten Grüßen

    Strößenreuther

  • Hallo Ulla,

    nach Kontaktaufnahme mit der Firma Jobst teilte mir Frau Alexandra Müller vom Produktmanagement Lymphologie mit, daß nach Rücksprache mit dem Medical Advisor, Hern Hans Zimmermann bei den durchgeführten Schulungen von Jobst noch NIE Patienten mit den beschriebenen Symptomen, d.h. mit Lymphödemen nach Liposuktion, vorgestellt wurden.

    Beste Grüße

    Prof. Dr. W. Schmeller





    >Hallo,
    >Ich war heute im Sanitätshaus. Die dortige Mitarbeiterin hat mir gesagt, dass Sie auf medi-Kursen in Bayreuth und bei Jobst in Emmerich Patientinnen live kennenlernen, die nach Liposuktionen unter schlimmen Lymphödemen leiden.
    >Ist das wahr? Wenn das so wäre, warum wird das nicht publik? Haben die Betroffenen kein Internet oder schämen sie sich so sehr?
    >In den ganzen Jahren, in denen ich in diesem Forum mitlese, hat sich gerade mal eine(!) Person zu diesem Thema gemeldet, dann auf Nachfrage leider nicht mehr.
    >Wenn das so wäre, müssten ja solche Patientinnen in Lymphkliniken und bei entsprechenden Spezialisten anzutreffen sein, denn mit einem sekundären Lymphödem kann man sich wohl schlecht ohne Behandlung zu Hause verstecken.
    >Ich bitte die anwesenden Ärzte - und natürlich eventuell Betroffene - um Stellungnahme zu diesem Thema.
    >Freundliche Grüße
    >Ulla

  • Lieber Dr. Schmeller,

    danke für Ihre Nachricht. Eine ähnliche Auskunft habe ich von der Firma Medi bekommen. Ich werde diesen Beitrag sowie die Mail von Medi ausdrucken und die Dame im Sanitätshaus damit konfrontieren. Ich hatte ja auch wirklich mehrmals nachgefragt, aber sie hat steif und fest darauf beharrt, dass es sich um reale Patientinnen mit Lymphödemen nach Liposuktionen gehandelt habe.

    Viele Grüße
    Ulla

  • Hallo Ulla,

    auch ich habe letzte Woche bei Medi angerufen und dort mit Frau Raab gesprochen. Auch sie hat noch nie Patientinnen gesehen, bei welchen nach Liposuktion ein Lymphödem aufgetreten sei.

    Mit besten Grüßen


    Prof. Dr. W. Schmeller


    >Lieber Dr. Schmeller,
    >danke für Ihre Nachricht. Eine ähnliche Auskunft habe ich von der Firma Medi bekommen. Ich werde diesen Beitrag sowie die Mail von Medi ausdrucken und die Dame im Sanitätshaus damit konfrontieren. Ich hatte ja auch wirklich mehrmals nachgefragt, aber sie hat steif und fest darauf beharrt, dass es sich um reale Patientinnen mit Lymphödemen nach Liposuktionen gehandelt habe.
    >Viele Grüße
    >Ulla