Vibrations-Liposuction in lokaler Tumeszens-Anästhesie

  • Guten Tag,
    ich habe Lip- und Lymphödeme an den Beinen und erwäge, eine Fettabsaugung durchführen zu lassen. Nach meinen Internet-Recherchen habe ich erfahren, daß die ca. 1 Jahr alte Methode, "Vibrations-Liposuction in lokaler Tumeszens-Anästhesie" die schonendste Methode ist, und deswegen bei Ödemen empfohlen wird. Hierzu habe ich zwei Fragen:
    1) Es ist bekannt, daß die bei Liposuction entfernten Fettzellen nicht wieder wachsen (da sie ja weg sind), sondern eine eventuelle Gewichtszunahme sich dann an anderen Stellen zeigt. Nach meiner Kenntnis bestehen Ödeme aber nicht nur aus Fett, sondern auch aus Wasser- und Eiweißansammlungen. Kann man nun Ödeme mit einer Fettabsaugung an den betroffenen Stellen für immer entfernen lassen, oder besteht die Gefahr, daß, auch wenn das Fett fehlt, die Ödeme wieder entstehen, und zwar als Wasser- und Eiweißansammlungen?
    2) Gibt es im Stuttgarter Raum Kliniken, die auch in der Lymphologie versiert sind und "Vibrations-Liposuction in lokaler Tumeszens-Anästhesie" durchführen?
    Vielen Dank für die Antworten!!

  • 1. Die Vibrationskanülen gibt es schon seit mindestens 4 Jahren- so lange werden sie bei uns schon eingesetzt.
    2. Bei der Entfernung der Fettzellen an den Extremitäten können die Lymphgefäße wieder besser abtransportierren, somit läßt der Lymphstau nach, das Ödem wird also weniger. Bei Gewichtszunahem werden die Fettzellen größer, so dass jetzt nicht mehr ein Mißverhältnis zwischen Beinen und Oberkörper besteht, sondern Beine und Oberkörper nehmen bei unkontrollierter übermäßiger Kalorienzufuhr gleichmäßig zu. Das bedeutet, dass derjenige der zu Übergewicht neigt sich immer kontrolliert ernähren muss.
    3. Im Stuttgarter Raum: Dr. Franz Bien, Bietigheim-Bissingen

  • Hallo Frau Tulin,
    wenn Sie wirklich ein Lip-und Lymphödem der Beine haben, sollten Sie besser nicht absaugen lassen,da das Lymphödem nach lymphologischer Lehrmeinung eine Kontraindikation darstellt.Aber vielleicht haben Sie ja Glück und gar kein Lymphödem,da meine Statistiken belegen,dass in 80% die Diagnose Liplymphödem nicht stimmt und dass es sich dabei meist um reine Lipödeme handelt.Und dabei ist eine Liposuktion möglich.Also zuerst mal die Diagnose von einem erfahrenen Lymphologen überprüfen lassen.

  • Sehr geehrte Frau Tulin,

    ich kann Herrn Herpertz voll zustimmen; die allermeisten Patientinnen mit Lipo-Lymphödem haben in der Tat - Gott sei Dank - nur ein Lipödem. Manche Ärzte diagnostizieren aber ein Lipo-Lymphödem, weil sie dann die Manuelle Lymphdrainage verordnen können - bei einem isolierten Lipödem dürfen sie das nicht mehr.

    Die Fettabsaugung dient der Entfernung krankhaft vermehrter Fettansammlungen - völlig unabhängig vom Gewicht. Lipödeme gibt es bei sehr schlanken Damen und auch bei stark Übergewichtigen. Entscheidend ist die Normalisierung der Körperproportionen. Die Fettzellen sind in der Tat endgültig weg und kommen nie wieder. Ist die Figur dann proportional und man nimmt an Gewicht zu, ist die Zunahme überall am Körper gleichmäßig, d.h. die Figur bleibt proportional.

    Bei Reduzierung der Fettmengen wird das Ödem nur indirekt beeinflußt. Da nun weniger Fett vorhanden ist, wird auch weniger Wasser unter der Haut angesammelt. Alle von uns operierten Patienten wiesen nach dem Eingriff eine deutliche Abnahme der Ödemneigung auf. Wer vorher starke Ödeme hatte, hatte nachher geringere Ödeme, wer vorher Ödeme mittlerer Ausprägung hatte, hatte danach nur noch wenig oder gar keine Ödeme mehr. Dies ist aber individuell sehr unterschiedlich und nicht immer genau vorhersehbar. Man kann also die Ödeme mit einer Fettabsaugung nicht prinzipiell für immer entfernen lassen, sie aber deutlich reduzieren.

    Die Vibrationsliopsuktion in Tumeszenz-Lokalanästhesie gilt heute als Standard bei der Lipödem-Behandlung. Es gibt nur wenige spezialisierte Kliniken, die damit - und insbesondere beim Lipödem - Erfahrung haben. Weitere Informationen dazu finden Sie auch im Lymphnetzwerk unter "Lipödem".

    Mit besten Grüßen

    Prof. Dr. W. Schmeller

  • Sehr geehrte Frau Tulin,
    wenn Sie einen Lymphstau an den Beinen haben, kann sich die Schwellneigung nach einer Fettabsaugung, völlig gleich, welche Technik durchgeführt wird, deutlich verschlechtern. Dann würde ich Ihnen davon abraten. Risikoarm ist nur die Absaugung von Gesäss, sog. Reithosen und Oberschenkelaussenseiten. Zudem ist später oft noch eine Straffungsoperation notwendig, wenn sich die Haut nicht nach der Operation zusammenzieht. Die Auslegung, was ein Lymphödem und was ein Lipolymphödem ist, sollte eine Streten-Probe erbringen, dabei wird getestet, ob Sie nach einer Belastung mit Flüssigkeit in den Beinen Wasser einlagern. Dieser Test kann in der Földi-Klinik in Hinterzarten durchgeführt werden. Erst wenn diese Probe negativ ist, kann abgesaugt werden.

  • Hallo Herr Dr. Felmerer,

    >Die Auslegung, was ein Lymphödem und was ein Lipolymphödem ist, sollte eine Streten-Probe erbringen, dabei wird getestet, ob Sie nach einer Belastung mit Flüssigkeit in den Beinen Wasser einlagern. Dieser Test kann in der Földi-Klinik in Hinterzarten durchgeführt werden. Erst wenn diese Probe negativ ist, kann abgesaugt werden.

    Ich glaube, nicht nur ich, auch viele andere in diesem Forum hören von einer "Streten-Probe" das erste Mal. Was ist das denn für eine Untersuchung? Bis jetzt hieß es doch immer, eine Lymphszintigrafie sei das Mittel der Wahl, um ein Lymphödem sicher auszuschließen.

    Und wieso wird dieser Test bei Földi durchgeführt? Földi ist doch strikt gegen Fettabsaugungen! Und die Absaugung würde dann von Ihnen durchgeführt?

    Soweit ich gesehen habe, wurde ihr Kompetenzzentrum für integrierte lymphologisch-chirurgische Behandlung erst am 1.1.2005 ins Leben gerufen. Wie sind denn Ihre Erfahrungen mit Liposuktionen bei Lipödem-Patientinnen seitdem? Soweit ich hier las, geht es bei Ihnen doch vielmehr um die Behandlung von Lymphödem-Patientinnen?

    Ulla

  • Hallo Ulla
    Sie haben recht,die Diagnose eines Lymphödems hat mit einer Streeten-Probe (in der Mitte -ee-)nichts zu tun,sondern ist eine klinische Diagnose,in Zweifelsfällen mit einer Lymphszintigraphie zu stellen.Die Streeten-Probe ist eine veralterte Methode bei der Diagnose von Ödemen infolge erhöhter Kapillarpermeabilität,z.B. idiopathisches Ödem.
    Dr. Herpertz

  • Sehr geehrte Ulla !

    Die Funktionslymphszintigraphie ist , wenn auch für lymphologisch versierte Ärzte seltener erforderlich , die Methode eine Lymphabflussstörung bildgebend zu erfassen . Bei Lipödemen , ohne Lymphödemanteil . kann sie aber sogar "hochnormale"Abfussverhältnisse zeigen .( Dr.Brauer)
    Das reine Lipödem ist keineswegs nur eine Fettverteilungsstörung , sondern bei entsprechenden Untersuchungen zeigen sich eine erhöhte Kapillarpermeabilität ( Flüssigkeitsabstom ins Gewebe ) , kleine Microaneurysmen der Lymphgefäße , eine Störung des venoarteriellen Schutzreflexes auf der Ebene der Kapillaren ( Strössenreuther) sowie klinisch eine Hämatomneigung und ein pathologischer Gewebedruckschmerz .Eine besonders abendliche , z.T. stehbedingte erhöhte ,Flüssigkeitseinlagerung in die Beine kann auftreten .
    Eine Uberprüfung einer Störung der Kapillardurchlässigkeit durch länger bekannte , aber auch mangels vergleichbarer neuer Untersuchungstechniken nicht veralteten , Streeten- Probe , ggfs. (Funktions-)Lymphszintigraphie bei V.a. Lipo-lymphödem , wie auch hormonelle Untersuchungen ( Schilddrüsenregelkreis / Ovarielle Hormonregelkreis ) gehört ggfs . zur Diagnostik ob ein Lipödem oder eine Lipohypertrophie vorliegt.
    Selbstverständlich sind die Ergebnisse dieser Untersuchungen z.T.auch therapierelevant.
    MfG
    Dr.Martin

  • Von einer "Streten-Probe" habe ich auch noch nichts gehört. Ich mußte diese Lymphszintigraphie über mich ergehen lassen. Wird diese Untersuchung lediglich in Hinterzarten durchgeführt oder auch noch von anderen Lymphologen? Ist vielleicht eine gute und evtl. schmerzfreiere Methode als die Szintigraphie. Werden bei Ihnen in der Klinik schon länger Liposuktionen beim Lipödem durchgeführt? Bislang war mir das noch nicht bekannt!

  • Hallo Dr. Martin,

    Das ist ja eine ganze Latte von Untersuchungen, die Sie da aufzählen. Trotzdem ergibt die Suche über die Suchfunktion keinen Treffer für Streten-/Streeten-Probe und auch meine Suche im Internet ist erfolglos. Können Sie bitte einmal beschreiben, was bei dieser Untersuchung gemacht wird.

    Die zweite Frage betraf das Thema Fettabsaugung bei Lipödem. Hier war ja nun die Rede davon, dass nach negativem Befund der Streeten-Probe in Kooperation mit der Uniklinik Freiburg abgesaugt wird. Oder habe ich das nun falsch aufgefasst? Das wäre ja eine ganz neue Entwicklung, denn es ist ja allgemein bekannt, dass Földi gegen die Liposuktion ist (Beleg z.B. hier).

    Gruß, Ulla

  • Sehr geehrte Ulla, sehr geehrte Andrea,
    eine Liposuktion kann zu einer wesentlichen Verbesserung des Erscheinungsbildes beim Lipödempatienten führen, wenn sie korrekt durchgeführt wird. In Kooperation mit der Földiklinik führen wir auch in der Abteilung für Plastische Chirurgie an der Universitätsklinik Freiburg diese beim Lipödem durch. Meine persönlichen Erfahrungen mit der Fettabsaugung beim Lipödem sind gut, jedoch stellen wir die Indikation streng. D.h. Patientinnen mit Lymphabfluss-Störungen oder auch orthostatischen Ödemen werden nicht am Unterschenkel und auch nicht an der Innenseite des Oberschenkel abgesaugt. Für die Langzeitergebnisse der Liposuktion an diesen kritischen Stellen können und wollen wir nicht geradestehen. Wenn ein(e) Patient/in berichtet, es sei ein Lipolymphödem diagnostiziert worden oder über angeschwollene Knöchel berichtet wird, oder aber man findet bei der Untersuchung im Knöchelbereich oder an der Schienbeinvorderkannte ein wegdrückbares Ödem, saugen wir nicht. Bei Zweifeln können wir durch die Streeten-Probe feststellen, ob nach Trinken einer definierten Menge an Flüssigkeit und nach längerem Stehen Wasser in den Beinen eingelagert wird. Durch einfache Volumenmessung der Beine, Messung der Urinauscheidung und Abwiegen kann dies ermittelt werden. Dann hat man der untersuchten Person diesen Effekt der Ödembildung auch sehr gut vor Augen geführt. In diesen Fällen raten wir von der Saugung ab, ebenfalls, wenn eine Lymphszintigraphie vorliegt, die einen verlangsamten Abtransport von lymphpflichtiger Substanz nachweist. Als auf Lymphologie spezialisierter plastischer Chirurg sehe ich bereits seit einigen Jahren auch viele Extremfälle, in manchen Fällen muss man überschüssiges Fett chirurgisch entfernen, und das geht dann sehr oft auch nach Erteilung der Kostenübernahme durch die Krankenkassen ohne Zuzahlung.

    Ich hoffe, Ihre offenen Fragen damit beantwortet zu haben.

    Mit freundlichen Grüßen

    G. Felmerer

  • Sehr geehrte Ulla !
    Zu Frage 1 : Bei der Steetenprobe wird nach oraler Aufnahme einer definierten Wassermenge , Ausscheidung und Volumenentwicklung der Beine gemmessen und damit ein vermehrter Flüssigkeitaabstrom ins Gewebe erfasst.
    Zu Frage 2 Die erwähnten Untersuchungen dienen dazu Lipödem und Lipohypertrophie oder reine anlagebedingte assymetrische Fettvermehrung zu unterscheiden.
    Die Zurückhaltung bezüglich Absaugen betrifft vorrangig das Lipödem -- Schönheitseingriffe sind anders ,gesondert ,und auch nicht vorrangig lymphologisch abzuwägen.
    Das Fettgewebe , nebenbei , wird zunehmend auf Grund aktueller Forschung nicht mehr als reiner Energiespeicher sinder " endokrin wirksames Organ" gesehen
    MfG
    Dr.Martin

  • Sehr geehrter Herr Dr. Martin,
    also, dass Fettgewebe endokrin wirksam ist, finde ich hoch interessant. Läßt sich dadurch vielleicht auch erklären (ich spreche von meinen persönlichen Erfahrungen), daß die vor meinen Liposuktionen einen völlig unregelmäßigen Zyklus und einen sehr niedrigen Östrogenspiegel hatte und jetzt, seit über einem Jahr nach sämlichen OP´s mein Zyklus völlig regelmäßig und mein Östrogen im Normbereich sind? Mein Gynäkologe hatte hierfür keine Erklärung

  • Hallo Dr. Felmerer,

    vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort. Ich habe aber noch mehr Fragen, wenn es gestattet ist:

    - Wieviele Patientinnen haben sie denn schon operiert? Werden da auch Ergebnisse publiziert, wie es z.B. Dr. Schmeller macht?

    - Wie sieht es mit der Kostenübernahme aus? Oder galt das Geschriebene nur für Straffungs-OPs?

    - Wie wird denn das Ergebnis, wenn man nur an den OS-Außenseiten absaugt? Bei meinem Lipödem saß das meiste Fett an den OS-Vorderseiten. Auch bei einigen anderen habe ich da schon extreme Formen gesehen, bei denen die Außenseite gar nicht so sehr betroffen war.

    - Wenn ich Sie richtig verstanden habe, dann ist ein "wegdrückbares Ödem an den Schienbeinen" eine Kontraindikation, selbst wenn die Lymphszintigrafie nichts auffälliges ergibt?

    Vielen Dank und
    beste Grüße
    Ulla

  • Ich habe ein chron. Lipödem (angeboren). Meine Lymphologin spricht sich strikt gegen eine Absaugung aus. Ich könne ja mal zur Kur gehen. Ich bekomme MLD und trage Kompr.Strumpfhosen. Gibt es im Raum HD einen kompetenten Arzt, der entsprechende Untersuchungen vor einer evtl. Absaugung bei mir vornehmen könnte?

  • Hallo Renate,

    leider ist es in der Tat so, daß immer noch einige Lymphologen die Liposuktion ablehnen. Sie haben in Ihrer Ausbildung über viele Jahre nur Negatives über die Fettabsaugung gehört - z.T. von renommierten Lehrern - und können sich nicht vorstellen, daß man damit eine dramatische Besserung erreichen kann. Dabei ist die Liposuktion die einzige Möglichekeit, die krankhaft vermehrten Fettmengen zu beseitigen. Nicht umsonst ist dieses Therapieverfahren in den aktuellen Leitlinien, die ja für alle Medizininer verbindlich sein sollen, aufgeführt. Im Rahmen dieses Forums wurde bereits sehr häufig über diese Problematik gesprochen. Gern lasse ich Ihrer betreuenden Lymphologin Informationsmaterial sowie neue wissenschaftliche Publikationen zukommen. Es geht einfach nicht, daß aufgrund von Vorurteilen Betroffenen eine wirksamen Therapie "ausgeredet" wird. Mit der konservativen Behandlung sind nur die Ödeme kurzfristig zu beseitigen, das Fett und damit die Rezidivneigung werden nicht beeinflußt. Die Absaugung normalisiert die dysproportionierte Figur und bessert die Ödemneigung. Weitere Informationen finden sich unter Lipödem im Lymphnetz.

    Beste Grüße

    Prof. Dr. W. Schmeller

  • Sehr geehrte Ulla,
    gerne möchte ich Ihre Fragen beantworten.
    Unsere Erfahrungen mit bisher 583 Liposuktionen in 11 Jahren werden z.Zt. ausgewertet und bald publiziert. Die Kostenübernahme ist immer eine Einzelfallentscheidung der Krankenkasse, leider wird häufig abgelehnt, ich habe aber auch schon einige Patienten nach Kostenübernahme durch die Krankenkasse operiert. Wenn man nur an den Außenseiten saugt, verbleibt natürlich das Fett an den Innenseiten. In sehr ausgeprägten Fallen kann hier eine Gewebereduktionsplastik durchgeführt werden. Bei Ödemen an den Unterschenkeln saugen wir dort nicht, gleichwie irgend eine apparative Untersuchung vorher ausfällt.

    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. G. Felmerer

  • Ehrlich gesagt würde ich ihr gerne Informationsmaterial zukommen lassen, aber ich möchte keinen Ärger bekommen.
    Ich habe schon öfters mit ihr über diese Thematik gesprochen. Sie hat diesen Standpunkt und vertritt ihn auch. Ich könne mich operieren lassen, das wäre meine Entscheidung. Sie kann nur von Patientinnen berichten, die anschließend Probleme mit der Haut hätten.