Knöchelschwellung nach Lipo beider Unterschenkel

  • Hallo!Ich hatte im Oktober 05 eine Liposuktion beider Unterschenkel wegen Lipödem-jetzt, 8 Monate nach der OP neigen meine Knöchel immer noch stark zu Schwellungen,was ich vorher nie hatte(vor der OP geschwollene Waden bis zum Knöchel)
    Meine Frage ist jetzt ob das normal ist und wie lange die Schwellungsneigung noch anhält?Die linke Seite schwillt auch mehr an als die rechte...

  • Hallo Beate,

    es ist bekannt, daß nach Absaugung der Unterschenkel längere Zeit eine vermehrte Schwellneigung bestehen kann. Dies kann in Einzelfällen einige Wochen, u.U. wohl auch mal einige Monate dauern, wird aber - nach unseren Erfahrungen - immer wieder besser und verschwindet wieder. Bei derart heißen Temperaturen wie derzeit ist prinzipiell die Schwellneigung erhöht, auch bei Gesunden. Wir haben in den letzten 4 Jahren keine Patientin erlebt, wo es durch eine Absaugung an den Waden zu einer permanenten Schwellneigung kam - alle unsere Patientinnen waren postoperativ besser als vorher. Dies konnte durch eigene Nachbeobachtungen und Selbstbeurteilungen anhand von Fragebogen nach Zeiträumen von 1 bis 3 1/2 Jahren postoperativ bestätigt werden.

    Eine Schwellneigung bds. nach 8 Monaten ist sicher ungewöhnlich.

    Fragen: Was genau wurde operiert (nur die Unterschenkel, auch die Oberschenkel, wo da genau, außen oder innen oder beides? Wie groß war der Abstand der einzelnen Operationen? Wurde in Tumeszenz-Lokalanästhesie oder in Vollnarkose operiert? Wurden vibrierende Sonden eingesetzt? Wieviel Fett wurde jeweils abgesaugt? Wie lange dauerte der operative Eingriff? Wurde primär an der Innenseite des Unterschenkels und der Knöchelregion oder überwiegend an den Waden gesaugt? Bestand vorher ein Lipolymphödem mit Neigung zu Schwellungen im Fußbereich? Wie ist die Einschätzung des behandelnden Physiotherapeuten.

    Beste Grüße

    Prof. Dr. W. Schmeller

  • Hallo Prof. Dr. Schmeller,

    gäbe es denn bezüglich Schwellneigung etc. größere Bedenken, wenn man sich nur die Waden absaugen läßt und müsste man eher an eine OP-Kombination Schenkel/Waden denken?

  • Die Schwellneigung nach Liposuktion ist individuell verschieden und meist gering. Sie hängt u.a. ab vom vorliegenden Befund, d.h. von Körpergröße und Gesamtgewicht, von der Menge des abzusaugenden Fettes, der Lokalisation, der eingesetzten OP-Methode und der Operationsdauer, aber auch vom Alter des Patienten, dem Gewebetonus und der Dauer des bestehenden Lipödems.

    Die nach Absaugung von Rumpf, Hüften und Oberschenkel dort auftretenden Schwellungen sind normalerweise gering - teilweise nicht sichtbar - und machen keine Probleme. Wenn man aber z.B. an den Oberschenkeln innen sehr viel Fett absaugen muß, z. B. zwischen 2 und 4 Litern, kommt es erfahrungsgemäß so ca. am 4 -5. Tag zu einer Schwellung, welche ca. 3 - 8 Tage anhält und dann von alleine wieder weggeht. Eine schon am ersten postoperativen Tag durchgeführte manuellen Lymphdrainage (MLD) kann sowohl die Stärke der Schwellneigung als auch ihre Dauer reduzieren. Man kann dies machen, muß es aber nicht. An den Waden ist die postoperative Lymphdrainage dagegen immer Pflicht. Wir empfehlen, diesen Eingriff auch möglichst nur in der kalten Jahreszeit durchzuführen. Vor der Liposuktion sollen die Termine beim Physiotherapeuten schon feststehen. Erfahrungsgemäß sollte die MLD ca. 4 Wochen gemacht werden, dann haben die Patienten wesentlich weniger Probleme. Aber wir haben auch Patientinnen, die nach Unterschenkelabsaugung gar keine MLD durchgeführt haben und trotzdem absolut problemlos waren. Saugt man aber sehr lange, sehr viel, oder besonders in der Knöchelgegend ab (dies ist ja vom Befund her vorgegeben), kann es schon zu einer deutlichen Schwellneigung kommen. Dies wissen alle Patienten vorher und es ist normalerweise KEIN Problem. Die durch den Eingriff entstehenden Schwellungen sollten nach ca. 3 Monaten völlig verschwunden sein. Die Patienten geben dann eine Verbesserung ihrer allgemeinen Schwellneigung an. Es gibt aber auch Damen, die vor dem Eingriff häufig MLD brauchten und dann meinen, nach dem Eingriff kann völlig darauf verzichtet werden; dies ist jedoch so nicht richtig. Einige Patienten profitieren bezüglich der Reduktion der Schwellneigung sehr von dem Eingriff, andere weniger. Die MLD ist meist noch weiterhin nötig, aber in deutlich reduziertem Maße. Wir hatten eine einzige Patientin in den letzten Jahren, die angab, nach der Absaugung noch Schwellungen an den Beinen zu haben. Auf Nachfragen teilte sie uns dann mit, daß sie aber seit 6 Monaten keine MLD mehr durchgeführt hatte, da ihr Hausarzt ihr - wegen eines reinen Lipödems nach Absaugung - auch keine MLD mehr verschrieben hatte. So darf das natürlich nicht sein.

    Das Vorgehen bei mehrzeitiger Absaugung ist festgelegt durch den vorliegenden Befund. Die meisten Lipödem-Patientinnen haben primär einen Befall der Oberschenkel, teilweise der Hüften. Wir fangen prinzipiell IMMER mit den "höhergelegenen" Arealen, also Hüfte und Oberschenkel an, bevor wir zu den Waden kommen. Dies macht man, damit erst einmal oben der Raum für das Ödem reduziert wird und das Gewebewasser nicht vom Oberschenkel her in die evtl. zunächst abgesaugten Unterschenkel läuft.

    Hier spielt sicher die Erfahrung eine große Rolle. Es gibt in Deutschland ja kaum Kliniken, die diesen Eingriff beim Lipödem routinemäßig und häufig durchführen. Hier können die Betroffenen nur aufgefordert werden, sich in erfahrene Hände zu begeben.

    Mit besten Grüßen

    Prof. Dr. W. Schmeller

  • Hallo Herr Prof. Dr. Schmeller,

    wir, die wir alle mehr oder weniger von einem Lipödem betroffen sind,
    würden uns wünschen, dass sich unsere behandelnden Ärzte die Zeit nehmen würden, sich hier im Lymphnetz/Internet etc. über die Krankheit und besonders über die Behandlungstechniken wie z.B. die schonende Absaugung des Lipödems, zu informieren. Ich, als betroffene Patientin, würde mich liebend gerne in erfahrene Hände begeben. Das ist leider sehr sehr schwer, wie Sie wissen, wenn an anderer Stelle das entsprechende Fachwissen fehlt.

  • Hallo Susanne,

    Sie haben sehr Recht! Das Problem ist, daß es Krankheiten gibt, die entweder sehr selten, oder weitgehend unbekannt oder nicht bzw. nur schwer zu behandeln sind. Beim Lipödem trifft mehreres davon zu. Das macht es für die Betroffenen wirklich nicht leicht.

    Das Lipödem ist aber andererseits auch ein Beispiel dafür, dass man als Betroffener mit viel Eigeninitiative letztendlich doch an die "richtigen Leute" kommen und sehr viel tun kann. Außerdem haben wir in Deutschland immer noch freier Arztwahl. Ein ganz großes Problem ist natürlich, daß die konservative Therapie bald kaum noch, die operative Therapie gar nicht von den gesetzlichen Kassen bezahlt wird. Auch hier wird man also weitgehend allein gelassen.

    Ich bin als Arzt seit vielen Jahren in der Dritten Welt tätig, wo jeder, der krank wird, alles selber bezahlen muß. Oft können sich die Patienten, die am Existenzminimun leben, eine Therapie nicht leisten. Ich denke, daß wir in Deutschland, trotz Sozialversicherung, in manchen Punkten umdenken müssen und - leider - bereit sein müssen, mehr und mehr für die eigene Gesundheit und Lebensqualität selber in die Tasche zu greifen. Das Geld, welches man für den eigenen Körper investiert, ist meist das am besten investierte Geld im Leben.

    Prof. Dr. W. Schmeller