Krankenkasse und Beihilfe verweigern Kostenübernahme für Lipödembehandlung

  • Hallo,

    bei mir wurde durch Herrn Dr. Weiss (Mannheim) im August 2006 ein Lipödem mit Flüssigkeitsretention, Polyarthralgie, PMS und Reizdarmsyndrom diagnostiziert. Das Lipödem habe ich wohl schon seit der Pubertät, denn dicke Beine hatte ich schon immer, massive Beschwerden und vor allem starke Umfangzunahme und größere Flüssigkeitseinlagerungen erst seit ca. 1 Jahr. Keiner der vorher besuchten Ärzte hat ein Lipödem diagnositiziert, die Aussage lautete immer "mit ihren dicken Beinen müssen sie leben". Da ich auch noch massive Probleme mit meinem Reizdarm habe und laut Herrn Dr. Weiss das zusammenhängen kann, hat er mir als Ausgangsbehandlung eine 14-tägige Intensivtherapie in seiner Praxisklinik vorgeschlagen. Folgende multimodale Behandlungen sollten hierbei erfolgen: Spezielle Diät für Reizdarm und Lipödem, Infusionen, Infrarotkammer, Ganzkörperkältetherapie, Vakuummassage und Endermologie im Wechsel, Kompressionstherapie, Muskelfunktionstherapie.
    Nun weigert sich die Krankenkasse insgesamt die Kosten für die Behandlung zu übernehmen, da sie zumindest teilweise nicht medizinisch notwendig sei und die Beihilfe will die Endermologie und die Vakuummassage nicht zahlen. Herr Dr. Weiss schlug alternativ eine mehrwöchige Aufnahme in eine lymphologische Klinik vor.
    Aufgrund des Schriftwechsels mit Krankenkasse und Beihilfe habe ich das Gefühl, dass man sich dort mit der Diagnose Lipödem nicht auskennt und dass ihnen meine derzeit starken Beschwerden völlig egal sind. Die Beihilfe hat jetzt sogar einen Arzt in meiner Nähe (Deegenbergklinik Bad Kissingen) für die Behandlung des Lymphödems(!) vorgeschlagen. Dieser Arzt teilte mir allerdings mit, dass Lipödeme nicht in seiner Klinik behandelt würden. Weitere Fachärzte hier in der Gegend (Schweinfurt) sind mir nicht bekannt und soviel ich weiß, sollte ja zu Beginn einer Therapie zweimal täglich entstaut und gewickelt werden, so dass ich dies ambulant und arbeitsfähig wohl kaum machen lassen kann.
    Können Sie mir einen Rat geben, wie ich zu einer dringend notwendigen Therapie meines Lipödems und ggf. des Reizdarms komme bzw. wie ich gegenüber der Krankenkasse (Debeka) und der Beihilfestelle argumentieren kann, um evtl. doch die Behandlung bei Herrn Dr. Weiss bezahlt zu bekommen. Oder halten Sie die Aufnahme in eine Spezialklinik insgesamt für sinnvoller und wenn ja, wie komme ich zu einer Aufnahme in eine entsprechende Klinik und was muss ich tun, dass hierfür die Kosten übernommen werden?

    Vielen Dank für Ihre Hilfe
    Coronado

  • Zu Beginn sollte natürlich auch eine Befunderhebung mit Dokumentation des Ödems, Messung der Flüssigkeit und des Fettgewebes neben einer Ultraschalluntersuchung des Gewebes sowie auch eine Umfangsmessung durchgeführt werden. Dann könnte eine stationäre Einweisung in eine Fachklinik für Lymphologie erfolgen, allerdings ohne vollständige Dokumentation wird das sicher nur als stationäre Rehabilitation genehmigt werden.

  • Hallo Coronado,

    Ein Zusammenhang zwischen Lipödem, Gelenk- und Muskelschmerzen und Reizdarmsyndrom ist nicht bekannt; so ein Krankheitsbild gibt es nicht. Möglicherweise handelt es sich um unterschiedliche Krankheitsbilder, die aber dann nichts miteinander zu tun haben.

    Eine spezielle Diät für das Lipödem gibt es auch nicht, leider. (Vakuum-)Massage und Kompression können das Ödem sicher bessern, der Wert einer Muskelfunktionstherapie (was genau ist das?) kann nicht eingeschätzt werden, es sei denn, damit ist Bewegung gemeint. Die hilft in Kombination mit Kompression. Der Sinn einer Ganzkörperkältetherapie oder einer Infrarotkammer mag u.U. bei den anderen genannten Erkrankungen/Beschwerden helfen, beim Lipödem ist diese Therapie nicht in den Leitlinien aufgeführt.

    Gegen die Fettvermehrung in den Beinen hilft nur die Fettabsaugung. Die Behandlung ist zwar teuer, die Erfolge sind allerdings dramatisch und den Betroffenen kann eine ganz neue Lebensqualität geschenkt werden.
    Diese Therapie wird unserer Erfahrung nach nur in ganz, ganz seltenen Fällen von den Kassen übernommen.

    Prof. Dr. W. Schmeller