Blutdruck messen, usw.?

  • Mir wurde schon oft gesagt, dass ich mir nie Blutdruck messen, Blut abnehmen, Leitungen legen (Infusionen) oder Injektionen geben lassen sollte wegen den Lymphödemen! Da ich an allen 4 Extremitäten (mehr oder weniger) Lymphödeme habe, frage ich mich, wo man's sonst noch machen könnte?
    Gilt das "Verbot" nur, wenn die Lymphödeme sichtbar sind oder reicht es schon, wenn man gefährdet ist?
    Bei mir sind der linke Arm und beide Beine im Stadium 3, aber der rechte Arm ist weitgehend ödemfrei (Stadium 0)!

    Also, wenn das "Verbot" immer gilt, wo wird dann der Blutdruck gemessen, das Blut abgenommen, die Leitung für die Infusion gelegt oder Injektionen gegeben?

    vanessa

  • Hallo Vanessa,
    Ich bin Lymphdrainagetherapeut und Masseur in einer Fachklinik für Lymphologie und mein rat an dich, blutdruck nur an deinem rechten Arm(Stadium 0) messen lassen aber so selten wie möglich. Die Beine und der Linke Arm kommen bei dir nicht in Frage.
    Wenn du noch Fragen hast, nur zu.

  • Hallo Markus!

    Gilt deine Antwort auch für Blutabnahme usw.?

    vanessa

  • Hallo,
    ich bin nach einer Ablatio Mammae wegen dukt. Mamma Ca. beidseits seit 9/12 brustamputiert.
    Beide Axillen wurden lymphodoniert ( initial li 14 , re 19 Lymphknoten entfernt ) .
    Desweiteren wurde nach der Chemo eine weitere Axilladissektion ( in der OP wurden ca. 120 gr. Gewebe entfernt ) links wegen zwei Lymphknotenmetastasen in 1/13 durchgeführt( Progression unter Chemo, Chemotoxidität gleich 0 nach Sinn ... )
    Insgesamt also links 16 und rechts 19 Lymphknoten entfernt. Rechts einer befallen und links insgesamt drei .
    Es besteht ( leider trotz Unwirksamkeit der Chemo :( ) ein thorakales Lymphödem bds. und ein Armlymphödem bds. ( links II. und rechts I-II. Grades ) . Es wurden 33 Bestrahlungen mit dopppelter Dosis ( jede Thoraxseite a 50,4 Gy und je 8x Boost ) axilläre und supraclavikuläre Abflußwege dazu bestrahlt.
    Nach-, Nebenwirkungen spüre ich heute noch......


    Ich trage eine Thoraxbandage auf Maß mit langen Ärmeln.
    So... was mache ich nun in Zukunft mit den Blutentnahmen ?
    Mein Blutdruck ist zu hoch, wird mit Betablockern ( Bisoprolol 5mg morgens ) und ACE-Hemmern ( Delix 5mg abends ) behandelt.
    Ich muss den Blutdruck ständig selbst kontrollieren- kann ich das auf Dauer am Oberarm rechts machen ? Dort ist das Lymphödem nicht ganz so ausgeprägt wie linksseitig.
    Ich habe auch schon oft am Knöchel , also eher tibial gemessen. Ist dieser Wert dann überhaupt von Aussage ?
    Bisher habe ich da unterschiedliche Antworten zu gehört.
    Blut wird immer rechts abgenommen in der Armbeuge, obwohl ich es ablehne! Sogar in der Onkologie, während der Chemo ( bei liegendem Portsystem ! ) wurde immer wieder rechts am Arm gestochen.
    Kann mir da einer der Ärzte etwas fundiertes zu sagen ?
    Dankeschön.
    beste GRüße
    Silvia

  • Hallo Herzkissen,


    ein beidseitiges sekundäres Armlymphödem ist wirklich eine vertrackte Situation! Längerfristigen circulären Druck sollten Sie daher wirklich vermeiden. Ganz klar: keine 24-h-Messung an den Armen. Kurzfristiges, vorsichtiges Messen - ärztlich kontrolliert! - könnte hilfreich sein, um festzustellen, wie die Korrelation bei Ihnen zum Druck am Unterschenkel ist. Prinzipiell können Sie natürlich auch dort messen - wie am Arm eigentlich auch, gilt eine kurze Ruhezeit im Liegen im Vorfeld als Bedingung. Je nach Gefäßsituation der Beinarterien kann der Druck dort etwas höher oder leicht unter dem Armdruck liegen.


    Nach einem solchen Versuch könnten Sie dann auf die Unterschenkelmessung umsteigen.


    Blutentnahmen sind auch aus dem Port nicht problemlos, vor allem erhöhen sie die Gefahr, dass der Port sich zusetzt. Ein defekter Port wäre sehr unschön in Ihrer Situation, ich würde daher die Blutentnahme am weniger betroffenen Arm durchführen lassen- optimal ohne vorher "anzustauen", das geht häufiger als man denkt.


    Nebenbei: der beste Schutz ist die kritische Indikationsstellung - also immer erst sehr genau erklären lassen, ob und wozu Blutdruckmessung oder Blutentnahme tatsächlich unvermeidlich sind. Das zwingt uns Medizin-Profis aus der Routine und kann dann erstaunlich einsparen helfen....

    Sabine Stüting


    Ärztin, Klinik Rheine

  • Hallo Frau Dr. Stüting,
    herzlichen Dank für Ihre Antwort.


    Der rechte Arm ist der weniger betroffene bei mir, dort wird -wenn - auch Blut abgenommen.
    Das Messen des Blutdrucks ist leider immer wieder nötig, weil die Hypertonie bei mir immer noch nicht-trotz Medikation-im Griff ist.
    Aber ich messe jetzt grundsätzlich nicht mehr am Arm, es funktioniert am Bein ganz gut, nur sind eben die Werte etwas höher als die am Arm gemessenen.
    Das ist aber nicht tragisch, ich weiß es und erwähne es dann auch, falls ein Arzt mich fragen sollte.
    Das Messgerät habe ich schon lange zuhause, die Hypertonie ist leider schon ein paar Jahre mein Begleiter, bevor im letzten Jahr der Krebs kam.


    Ich muss nur noch erklären, ich habe mir den Port vor knapp zwei Monaten entfernen lassen. Die Problematik stellt sich also nicht mehr.


    Insgesamt ( inkl. Port einsetzen und entfernen ) hatte ich in den zehn Monaten sechs OP`s ( 2x BET li Brust , Ablatio bds. und der Achseln -2x links und 1x rechts )und diese haben sicher mit der Bestrahlung zusammen dann das Lymphödem verursacht, denke ich.
    Das Blutabnehmen ist tatsächlich immer wieder eine Herausforderung. Wenn ich erwähne, daß eigentlich an keinem der beiden Arme eine Vene angestochen werden darf, ist Ratlosigkeit und Kopfschütteln vorprogrammiert.
    Alternativen gibt es sicher kaum. Wer will mir schon in der Leiste Blut abnehmen ?? Oder irgendwo sonst am Bein ?

  • Kollegin Stüting hat recht, manchmal ist weniger mehr!
    Ein Blutbild läßt sich auch aus einem Tropfen Blut aus der Fingebeere bestimmen.
    Für das Serum braucht man dann schon ein ganzes Röhrchen, es finden sich aber zahlreiche Venen am Körper, z.B. auch am Hals oder am Kopf. Ungewohnt, unüblich, aber unproblematisch, schließlich werden täglich bei Kleinkindern auch die Zugänge am Kopf gelegt.
    Im Krankenhaus werden desöfteren Zugänge bei Erwachsenen auch am Bein gelegt, auch die Blutentnahme ist dort ganz normal möglich.
    Port ist zwar raus, aber ein Tip an Kollegen im Forum, in der Onkologie haben wir gelegentlich thrombosierte Ports mit Vit.B-12 geöffnet bekommen. Muß nicht immer die Lyse sein.
    Die Blutdruckmessung mit den Armmanschetten ist zwar von uns allen bevorzugte Methode, in Ihrem Fall würde ich aber evtl. die Handgelenkmessung empfehlen. Die Methode ist etwas verpönt bei den Ärzten, doch hier richten Sie etwas weniger Schaden an, als am Oberarm. Sie kommen aber derzeit offenbar mit der Beinmessung bestens klar, also behalten Sie sie ruhig bei.
    Liebe Grüße
    Dr.med.Bernhard Filipcic

    Dr.med.Bernhard Filipcic

  • Herzlichen Dank für Ihre Antwort Herr Dr. Filipcic und ich werde es in Zukunft auch so handhaben !
    Handgelenksmessungen habe ich auch schon in der Reha gemacht.


    Vit. B12 gegen thrombosierte Portanlagen... klingt interessant. Muss ich unbedingt mal nachlesen, ob es am Kobald-Ion des Vitamins liegt , oder etwas Anderem :)
    herzliche Grüße
    Herzkissen