Lymphologin verschreib keine Lymphdrainagen außerhalb des Regelfalles

  • Guten Morgen,

    da mir das Forum als sehr kompetent bekannt ist, wende ich mich mit folgendem Problem hierhin, in der Hoffnung, dass man mir Tipps bzw. Ratschläge geben kann:

    Ich war dieses Jahr wegen meines Liplymphödems in den Beinen in Bad Berleburg zur Reha. Chronikerbescheinigung sowie Arztbericht sagen eindeutig, dass eine kontinuierliche Behandlung notwendig wäre, sprich, einmal die Woche Lymphdrainage sowie Kompressionsbestrumpfung.

    Meiner Lymphologin liegt der Bericht wie auch die Chronikerbescheinigung, die ich ihr in Kopie gab, vor, auch weiß sie, dass ich zwei Knieprothesen habe, die mir in 2005 und 2006 eingesetzt wurden (ich bin jetzt 39 Jahre alt). Trotzdem möchte sie mir KEINE Lymphdrainagen außerhalb des Regelfalles verschreiben. Sie würde mir 5 X 6 LD geben, dann müsste ich 3 Monate pausieren...

    Mit der Krankenkasse habe ich schon telefoniert, diese können das absolut nicht verstehen und sagen, dass die Ärztin das verschreiben könne. Aber die Ärztin weigert sich wg. Regressansprüche usw. - ich habe schon mehrfach versucht, mit ihr zu sprechen. Sie sagt, sie möchte nicht die Kosten tragen...
    Eine Krankenkassenmitarbeiterin hat mit der Praxis telefoniert und sagte mir, dass die Praxis "dies zur Kenntnis genommen hat" (was dieses "zur Kenntnis genommen" bedeutet weiß ich jetzt schon: sie wird mir das immer noch nicht verschreiben).

    Was kann ich tun? Mein Arzt in Bad Berleburg sagte mir, dass in meinem Fall die Regelung "außerhalb des Regelfalles" gültig ist. Aber meine Lymphologin will es "wegen Regressansprüche" nicht. Sie möchte was schriftliches von der KK - diese aber machen so etwas nicht. Ach herje... - gar nicht so einfach.

    Ich sehe dem ganzen jetzt schon entgegen, dass ich - wenn die 5 X 6 LD vorbei sind - 3 Monate ohne Lymphdrainage bin. Aus eigener Tasche zahlen kann ich das nämlich nicht. Und irgendwo versteh ich nicht, wieso ICH das zahlen soll, wenn es doch hieß, dass eine kontinuierliche Behandlung und einmal die Woche LD von Nöten sind.

    Was kann ich tun?

    Vielen Dank schon mal für Antworten.

    Heike

  • Das Problem besteht darin, dass bei einem Lipödem insgesamt maximal 2x 6 Lymphdrainagen zu verschreiben sind. Wenn Sie bereits 5x6 erhalten, haben Sie ein begleitendes Lymphödem mit Hautveränderungen. Die Lymphologin kann erst dann ausserhalb des Regelfalles verordnen, wenn eine deutliche Verschlechterung in der Pause trotz Tragens der Kompressionsflachstrickbestrumpfung und Bewegungstherapie Ihrerseits eintritt. Eine Verordnung ausserhalb des Regelfalles von vornherein ist im Sinne des Heilmittelkatatloges gar nicht möglich. Wenn eine Klinik die regelmäßige LD empfiehlt, ist das nur ein Anhalt für den Verordner, denn der trägt die Verantwortung gegenüber der Krankenkasse. Sie sehen auch schon , dass die Kasse Ihnen die Verordnung ausserhalb des Regelfalles nicht genehmigen will, denn dann kann die Ärztin das ohne Angst vor Regressen verordnen.

  • Hallo 1
    Sie könnten sich vielleicht auch nach Ablauf der Rezepte ambulant in Bad Berleburg vorstellen , damit dort die weitere Therapie geplant und verordnet wird.
    MfG
    Dr.Martin

  • Danke für die Antworten.

    "Sie sehen auch schon , dass die Kasse Ihnen die Verordnung ausserhalb des Regelfalles nicht genehmigen will, denn dann kann die Ärztin das ohne Angst vor Regressen verordnen."

    Herr Dr. Schingale,
    die Ärztin möchte mir wg. Regressfall keine LD außerhalb des Regelfalles verordnen, weil sie Angst hat, sie müsse es aus der eigenen Tasche zahlen. Die KK sagt "Unsinn, wenn die Ärztin das verordnet, werden wir auch übernehmen". Die Ärztin möchte aber etwas schriftliches von der KK und genau DAS bekommt sie aber nicht von der KK, weil so etwas nicht üblich wäre. Aber die KK selbst sieht schon die Notwendigkeit, verstehen das Handeln der Ärztin nicht. Mit anderen Worten: die KK sagt Ja, Ärztin Nein...

    Freundlichen Gruß

    Heike

  • Dr. Martin,

    mir ist es nicht möglich - allein schon wegen dem Finanziellen - nach Ablauf der Rezepte nach Bad Berleburg zu fahren, da ich allein mit der Zugfahrt hin und zurück über 8 Stunden bräuchte. Mit Zugfahrt, Übernachtung inkl. Kosten für mein Kind, welches ich mitnehmen müsste - undenkbar.

  • Zur Bewilligung oder Verweigerung von MLD sind nur medizinische Begründungen zulässig. Die Verweigerung einer medizinisch notwendigen Behandlung mit der Begründung "Budgetprobleme" kann für einen Kassenarzt gravierende Folgen bis zum Entzug der Zulassung haben.Entsprechende drastische Beispiele sind in letzter Zeit bekannt geworden.Eine "Chronikerbescheinigung" hat keinen Bezug zur MLD Verordnung sondern zur Befreiung von der Zuzahlung bei entsprechender Einkommenssituation.

  • Ich war jahrelang Prüfarzt und habe in entsprechenden Sitzungen gelernt, dass im Ernstfall die Kasse nach Budget entscheidet. Nur wenn eine schriftliche!! Genehmigung der Kasse vorliegt, kann die Kollegin sichher sein, dass sie die LD nicht aus der eigenen Tasche im Regressfall zahlen muss. Mündliche Zusagen zählen im Regress nicht. Die Kollegin müssste eine Fotodokumentation, zusätzlich eine Dokumentation der Umfänge, um dann zu zeigen, dass im Falle der Pause eine deutliche Verschlechterung eintritt, obwohl Sie die Bestrumpfung tragen und sich bewegen.

  • Herr Dr. Schneider,
    da ich in Ihrer Klinik war und mir auch dort gesagt wurde, dass ich LD außerhalb des Regelfalles bekommen müsste: Wie soll ich weiter verfahren? Sollte ich mich an die Kassenärztliche Vereinigung wenden?

    Ich sehe allein schon die Gefahr einer Verschlechterung, da ich - wie schon erwähnt - mit einem LipLymphödem behaftet bin und in dieser "3-Monats-Pause" keine Behandlung haben kann (ich sitze außerdem 8-10 Std. täglich im Büro).

    Ich bin im Moment etwas hilflos, weiß nicht weiter...

  • Hallo Heike,

    vielleicht kann Dir ein anderer Arzt die MLD verordnen, der hat dann ja wieder ein "frisches" Budget.
    Die Idee fällt mir jetzt als Laie (Patienten-Sicht) ein, weiß nicht ob das funktioniert. Gibt es mit der Variante hier Erfahrungen?
    Alles Gute
    Bruni

  • Wenn der andere Arzt in gutem Glauben "normale" LD verordnet, kann die Krankenkasse unter Umständen die Kosten von Ihnen verlangen- habe so einen Fall vor 3 Jahren erlebt.

  • Hallo,

    es ist ja durchaus möglich für die Ärztin auf das Rezept zu schreiben dass die Behandlung außerhalb des Regelfalls erst nach Genehmigung durch die KAsse begonnen werden darf.. sobald die kasse das rezept dann genehmigt ( und das geschieht ja schriftlich auf dem rezept )

    Die Ärztin von Heike verweigert aber auch das und da greifen für mich ganz klar die Worte von Dr. Schneider.

    Heike ruf doch mal in Berleburg an - oder mail dr.Schneider direkt an ob er dir da weiterhelfen kann. Mit deinem Hausarzt hast du auch schon gesprochen oder? Oder der andere Arzt bei euch in M.?

    ich kann es immer nicht fassen wenn ärzte die sogar hier im lymphnetzwerk empfohlen werden sich so quer stellen mit notwendigen behandlungen unter fadenscheinigen ausreden.

    ob es denen lieber ist, dass du dann eine teilerwerbsminderungsrente beantragen musst weil du den ganztagsjob ohne die notwendige behandlung nicht durchhältst?

    was ich allerdings auch nicht verstehe ist warum die kasse sich genauso quer stellt einen 2 zeiler zu schreiben ( oder auch nur zu unterschreiben wenn du das vorbereitest.. ) ich weiß dass das üblich ist aber ok finde ich es deshalb noch lange nicht...

    gruß barbara

  • Es hat sicher nichts mit querstellen zu tun, wenn jemand nur in Ausnahmefällen die Verordnung außerhalb des Regelfalles erstellt, denn zuerst ist alles mal ein Regelfall, Die Ärztin muss damit rechnen, dass sie gekürzt wird, wenn sie mehrere solcher Fälle hat. Sie muss belegen, dass tatsächlich eine Verschlechterung eingetreten ist und dass in der Pause Invalidität droht. Wie ist es eigentlich mit Urlaub des Patienten, Urlaub des Therapeuten? Auch da sind Pausen. Die Ärztin wird nicht mit der einzelnen Verschreibung bei einem Patienten gekürzt, sondern wenn sie ihr Budget überschreitet kommt es zu einer prozentualen Kürzung, die sich auf mehrere tausend € je nach Höhe der prozentualen Überschreitung belaufen kann. Es standen bereits Rückforderungen an große lymphologische Praxen von knapp 100.000€ im Raum. Deshalb muss man den Kollegen auch verstehen.

  • Guten Tag,

    und wer versteht uns Patienten? Müssen wir jetzt wirklich erst einmal alle aussetzen und sehen, wie die Ödeme anschwellen, Wundrosen riskieren und somit jede Verbesserung zu nichte machen? Was entstehen denn anschließend für Kosten zur Entstauung, neue Bestrumpfung, Krankenhausaufenthalt, Arbeitsausfall und nicht zu vergessen die große psychische Belastung. Urlaub? Zwei Wochen ohne Behandlung geht nicht, ich finanziere z.B. dann wenigstens 1x pro Woche aus eigener Tasche. Es ist schon bedauerlich, das wir eine Krankheit haben, die doch recht wenig bekannt ist und leiden so schon genug darunter?

    Bitte, hier geht es um eine Krankheit und nicht nur um Geld!
    Elechen

  • Bei einer Pilzerkrankung müssen die Medikamente auch selbst gezahlt werden, obwohl es eine Erkrankung ist. In den Heilmittelrichtlinien heißt es ausdrücklich: Anleitung zur Selbstbehandlung.
    Sie sollten lernen, den oberen Einfluss frei zu machen, Atemgymnastik und das Bandagieren. Ausser in den Niederlanden werden in den anderen EU-Ländern die Lymphdrainagen nicht von der Krankenkasse übernommen.Die Richtung in unserem Staat ist wohl klar: Einsparungen, Patienten sollen bei nicht lebensbedrohlichen Erkrankungen die Kosten selber übernehmen.
    Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis unser Gesundheitssystem den anderen EU-Ländern angeglichen ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass in den anderen Ländern plötzlich Kosten übernommen werden, weil sie in Deutschland getragen werden.
    Sicher eine unendliche Diskussion, deshalb muss man die Kollegin trotzdem verstehen: wenn sie ihr Budget überschreitet, zahlt sie aus ihrer eigenen Tasche.

  • Hallo,

    eine Pilzerkrankung bzw. der Behandlung ist sicher auch eigenständig finanzierbar und heilbar. Ich gäbe sonst etwas dafür, wenn ich nicht auf die Behandlung angewiesen wäre und schon vor 20 Jahren erfahren hätte, was ich habe.
    Einerseits verstehe ich die Ärztin, andererseits müssen wir damit leben. Selbst wenn ich alle Selbsthilfemaßnahmen durchführe, ich kann mir nicht vorstellen, dass ich dann auf die KPE verzichten kann, oder?
    Könnte man alternativ auch z.B. anstelle von 60Minuten nur 30Minuten behandelt werden, oder ist das abhängig vom Krankheitsbild?

    Viele Grüße
    Elechen

  • Es ist abhängig vom Krankheitsbild. Versuch wäre: in der Behandlungspause die Bestrumpfung tagsüber und nachts dann die lymphologische Bandage mit Kurzzugbinden.

  • Hallo Herr Dr. Schingale,

    3 Monate nachts bandagiert, wo bleibt da die Lebensqualität? Ich gehöre schon zu den Tapferen, die nach der Lymphdrainage bandagiert werden, sich bewegen und auch über Nacht bandagiert sind. Aber 3 Monate lang? Gibt es darüber schon Studien, ob das Erfolg hat? Die Bandagierung über Nacht wird ja eh kritisch gesehen, wobei ich für mich einen positiven Erfolg sehe.
    Insgesamt keine tollen Aussichten für uns Lymphis, insbesondere wenn mal alter wird. Also hoffen wir auf die Forschung und bis dahin hilft nur eins: Sparen...

    Herzliche Grüße
    Elechen

  • "Also hoffen wir auf die Forschung und bis dahin hilft nur eins: Sparen..."

    Ich denke, da können wir lang sparen... Also zumindest ich, die eine 3-köpfige Familie ernährt...

    Und nachts bandagieren ist bei MIR nicht möglich.

    Ich sehe meine Zelte schon nächstes Jahr wieder in Bad Berleburg aufschlagen, da mit Garantie eine Verschlechterung eintritt... - Leider (wobei mir Bad Berleburg gut getan hat ;o) ).

    Lieben Gruß

    Heike
    die sich für alle Antworten bedankt

  • Wenn Sie vorher bis zu 6 Jahre im Bett gelegen hatten-wie eine Patientin von uns- und überhaupt keine Möglichkeit haben, eine Lymphdrainage zu bekommen, ist das sicher ein gangbarer Weg. Diese Patientin hatte einen Beinumfang im Unterschenkel von 159cm und hält seit 7 Jahren ein Ergebnis mit einem Unterschenkelumfang von nur noch 51cm. Sie hat wieder Lebensqualität. Die Bandagierung mit Kurzzugbandagen über Nacht ist positiv. Gehen Sie an Stelle der Lymphdrainage in den 3 Monaten 2x in der Woche zur Wassergymnastik(Tiefe 120cm), auch dann können Sie das Ergebnis halten

  • Hm,

    ich habe auch mit 3-4 mal die woche aquajogging plus 3 mal die woche lymphdrainage und anschließender bandagierung immer wieder massiv eingelagert. habe teile meines urlaubs zusätzlich zur jährlichen reha in der fachklinik verbracht..

    selbst bandagieren ist vielen patienten rein körperlich gar nicht möglich..

    urlaub? wer massiv unter lymphödemen leidet macht ganz sicher keinen urlaub in dem er wochenlang keine lymphdrainage bekommen hat und in praxen gibt es in der regel eine vertretungsregelung. zumindest in denen die ich kenne.

    natürlich ist mitarbeit eines jeden patienten gefordert, aber die notwendige versorgung die unser gesundheitssystem (und da interessiert herzlich wenig wie es woanders ist ) hergibt sollte von ärztlicher seite bei offensichtlichem ( und von fachklinik bescheinigtem bedarf ) unterstützt werden.

    geschieht das nicht habe ich kein verständnis dafür - zumal jeder arzt auf dem rezept einen vermerk machen kann dass die behandlung erst nach genehmigung durch die kasse erfolgen darf.

    gruß barbara