Wie genau wird die Diagnose Lipödem gestellt und verifiziert?

  • Hallo,


    mich würde interessieren, ob es medizinische Verfahren gibt (bestimmte Messungen, Ultraschall o.ä.), mit denen ein Lipödem in einem frühen (und daher evtl noch nicht eindeutigem) Stadium zweifelsfrei diagnostiziert werden kann?



    Bei mir wurde die Diagnose gestellt aufgrund einer Messung des Venendurchstroms (der war sehr gut), der optischen Begutachtung unter Ausschluss Lymphödem (Stemmersches Zeichen oder wie das heißt) und aufgrund von Nachfragen (z.B. blaue lecken, Schmerzempfinden, Beeinflussung des Beinfettes durch Diäten). IST DAS DIE EINZIGE DIAGNOSEMÖGLICHKEIT?




    Jetzt schon DANKE!


    Surja

  • Im Frühstadium ja.Selbst spezielle Verfahren wie Mikrolymphangiographie können unter Umstaänden noch nichts aufweisen. Das Schneegestöber im Ultraschall ist auch erst bei dickeren Beinen sichtbar.

    Mit freundlichen Grüßen


    Dr. med. F.-J. Schingale
    ärztlicher Leiter Lympho Opt Klinik
    Pommelsbrunn
    Tel. 09154-911200
    http://www.lympho-opt.de/

  • Hallo Herr Dr. Schingale,



    vielen Dank für Ihre Antwort. Habe von zwei Ärzten zwei Diagnosen... ich nehme an, dass das von Ihnen genannte Verfahren der Mikrolymphangiographie auch nur zu wissenschaftlichen Zwecken durchgeführt wird - oder gibt es Kliniken/ Praxen, die das anbieten bzw. die Möglichkeit dazu haben?

  • Das wird nur an Universitätskliniken für spezielle Untersuchungen eingesetzt. Unter Umständen könnte eine feingewebliche Untersuchung in Innsbruck bei Herrn Professor Brenner eine Aufklärung geben, aber ob Sie das unbedingt brauchen?

    Mit freundlichen Grüßen


    Dr. med. F.-J. Schingale
    ärztlicher Leiter Lympho Opt Klinik
    Pommelsbrunn
    Tel. 09154-911200
    http://www.lympho-opt.de/

  • Hallo Surja,


    das Lipödem ist im Wesentlichen eine klinische Diagnose mit dem Beschriebenen: Fettfehlverteilung zu gunsten der Beine mit Druckempfindlichkeit, Spannungsgefühl, orthostatischer Ödemneigung besonders bei Belastung und abends.
    Und nur , wenn Sie diese Beschwerden wirklich haben, profitieren Sie von der Therapie (MLD und Kompression).
    Mitunter kann es sinnvoll sein eine Lymphabflussstörung sicher auszuschließen, wenn der Befund nicht eindeutig ist.
    Dazu nutzt man die Lymphszintigraphie unter standardisierten Bedingungen.

  • Danke für die guten Hinweise! Mir ist die Diagnose deshalb sehr wichtig, weil es ja eben um die RICHTIGE Therapie geht, die voraussetzt, dass man weiß, was man eigentlich behandelt. Im Zentrum für Gefäßmedizin Hamburg wurde von einer Ärztin ein Lipödem diagnostiziert (Typ IIIa), nach 12 x Lymphdrainagen sollte ich zur Kontrolle und wurde wider Erwarten nicht von der Ärztin, sondern von einem jungen Arzt begutachtet, der mir sagte, dass seine Kollegin öfters in seinen Augen zweifelhafte Diagnosen stelle und auch bei jungen Frauen bzw. leichten Fällen immer sehr schnell Flachstrick verschreiben würde. Er sagte wörtlich, dass die Diagnose Lipödem ja bedeute, mich zu einem chronisch kranken Menschen zu machen. Ich sei aber "kerngesund" - und wenn es doch ein Lipödem sein sollte, dann "sieht" man spätestens in 5 Jahren mehr (darauf will ich verständlicherweise nicht warten...). Seine Diagnose war nun Lipohypertrophie der Oberschenkel und ein ortostatisches Ödem vermutlich aufgrund einer Venenschwäche (Durchstrommessung beim ersten Untersuchungstermin war allerdings sehr gut!). Warum mein Ödem nie verschwinde, begründete er damit, dass ich wahrscheinlich irgendetwas in meinem Lebensstil verändert hätte. (Leider fehlt mir noch der schriftliche Befundbericht, sodass ich nur die wagen mündlichen Aussagen widergeben kann).


    Der junge Arzt riet mir ganz dringend zu einer Fettabsaugung. Er hat mir statt Flachstrick jetzt eine - allerdings starke - rundgestrickte Strumpfhose Kkl. 2 verschrieben. Die durschnittlich 2 cm Umfangverlust am kompletten Bein nach der MLD waren für den Arzt auch ein Argument dafür, dass ich kein Lipödem habe, denn sonst hätte der Verlust deutlicher sein müssen (allerdings wäre ich laut der Ärztin in einem frühen Stadium, habe also noch keine extrem dicken Beine, sodass ein Umfangverlust von z.B. 5-10 cm aus meinen Augen völlg unrealistisch wäre).
    Die Lymphtherapeutin war übrigens völlig schockiert, als ich ihr berichtete. Sie sagt, das Ödem wäre hart und eben nicht weich, was gegen einfache Wassereinlagerung spräche (der Arzt selbst hat miene Beine nicht angefasst). Die MDL wird nicht weitergeführt.


    Naja, nun will ich eben echte Klarheit, denn das Hin und her zwischen Hoffen und Bangen ist ein ganz grauenhafter Zustand. Immer wieder habe ich seine Worte im Ohr, dass ich KERNGESUND bin und möchte ihm so gerne glauben. Andereseits: hätte ich keine Beschwerden und keine dicken Fesseln, wäre ich ja auch nicht zum Arzt gegangen. Und: ich möchte eine wirkungsvolle Therapie (gegen was auch immer) und da ist es ja wichtig, zu wissen warum man was verschreibt!!!


    Was die Schmerzempfindlichkeit meiner Beine betrifft, bin ich mir nicht so sicher, weil ich ja nicht weiß, was andere als Schmerz empfinden. Schwere, schmerzende Beine habe ich oft, auch diese restless legs nachts. Kneifempfindlich bin ich eher weniger bzw. würde sagen, dass das bei mir normal ist. Allerdings finde ich einen Pieks mit dem Finger in den Oberschenkel wirklich unangenehm und habe noch 5 Minuten später das Gefühl des bohrenden Fingers.
    Ich glaube einfach, dass man in meinem Fall mit den typischen Diagnosemerkmalen momentan eben nicht wirklich weiter kommt und bin daher an spezifischen Verfahren der genauen Ursachenabklärung meines Ödems interessiert. Denn nur Blick-, Tast- und Fragebefunde kann ja theoretisch jeder Arzt in einem gewissen Rahmen interpretieren wie er will. D.h. ich möchte gezielt Ärzte aufsuchen, die mit noch weiteren Methoden arbeiten.
    Wie und wo kann denn eine Lymphszintigraphie vorgenommen werden? Beziehen Sie, Dr. Marin, sich in diesem Punkt auf Dr. Brauer? Würde eine Lymphabflussstörung gegen ein Lipödem und für ein Lymphödem sprechen? Das wäre dann ja unbedingt wichtig, wenn es um eine Fettabsaugung ginge.

  • Hallo !
    In der Frühphase eines Lipödems besteht tatsächlich eine gewisse Diagnoseunsicherheit Lipödem-Lipohypertrophie da sichere apparative oder laborchemische /Metoden zur Diagnosesicherung fehlen.Dr. Brauer hat eine große Erfahrung bei der Funktionslymphszintigraphie zum ausschluss eines zusätzlichen Lymphödems.Wir setzen ergänzend noch die Steetenprobe zum Nachweis einer erhöhten Kapillarpermeabilität ein

  • Hallo Dr. Martin,


    ich habe bereits einen Termin in der Földi-Klinik vereinbart, der im Juni bei einer Kollegin von Ihnen stattfinden wird. Ist bei einem "normalen" Untersuchungstermin die Steetenprobe automatisch inbegriffen oder müsste ich das vorher nochmals telefonisch vereinbaren?


    Mir ist klar, dass der Übergang zwischen Lipohypertrophie und Lipödem schwer zu diagnostizieren ist. Wenn ich es als Laie richtig vertsanden habe, dann wäre eine Lipohypertrophie jedoch nur eine Fettverteilungsstörung (die mit Sicherheit bei mir vorhanden ist) ohne Ödem, oder? Das heißt im Falle einer Lipohypertrophie müsste bei mir dennoch die Ursache des Ödems im Fesselbereich geklärt werden.

  • ach so, schade :( Dennoch: heißt "kaum möglich" = unmöglich? (Hab meinen Termin um 8.15 Uhr und theoretisch den ganzen Tag Zeit :) ).


    Was genau wird denn bei dieser Untersuchung gemacht? Habe das Wort einmal bei Google eingegeben, aber keine Erläuterungen dazu gefunden.

  • Wenn ich es als Laie richtig vertsanden habe, dann wäre eine Lipohypertrophie jedoch nur eine Fettverteilungsstörung (die mit Sicherheit bei mir vorhanden ist) ohne Ödem, oder?

    Hallo Surja!
    Zur Unterscheidung zwischen Lipödem und Lipohypertrophie kann ich dir nur die Seite www.lipoedem.de empfehlen (Achtung, Depri-Gefahr bei den Bildern! :S )


    Das ist so eine Sache - genau dieser Unterschied. Ich würde nach deinen Aussagen schon auf Lipödem tippen (ich bin allerdings kein Arzt - also bitte nicht auf meine Meinung zählen ;) ). Wie alt bist du, wenn ich fragen darf?
    Als ich das damals gelesen habe (ich glaube das war, bevor mein Arzt den "Druck- bzw. Kneiftest" gemacht hat), hab ich auch gedacht "Nunja... Druck-/Schmerzempfindlichkeit" ist ja relativ, oder?!"
    Dann hat mir der Arzt (welches schon der zweite ist, da der erste "nur" Angiologe war und einfach mal ein Lymphödem diagnostizierte - über Jahre hinweg) halt mal gleichzeitig in den Bauch und in den Oberarm bzw. Oberschenkel gekniffen. Oberarm und Beine tun bei diesem einfachen Test weh, Bauch nicht. Das ist ein eindeutiges Indiz für ein Lipödem.
    Nur diese Art von "Schmerz" war mir vorher nicht bewusst. Für mich war es auch normal, dass mir eine Stelle am Bein z. B. lange weh tut - wenn ich z. B. wieder eine Tischkante schneide - das kann ich sehr gut :thumbup:


    Wenn du kannst und die Nerven hast, hole dir verschiedene Meinungen ein.
    Mein Arzt ist zwar nicht der Beste, aber für mich ist die Diagnose Lymphödem schon gestorben, da er mir das plausibel erklärt hat. Meine Füße und Hände sind halt im Normalfall nicht dick.
    Sogar meine Knöchel kann ich normalerweise gut erkennen... nur jetzt nicht (bin in der 40. Woche schwanger :) ). Jetzt sind sogar Hände und Füße dick ... :thumbdown:


    Wenn du noch Fragen hast, Surja, kannst du mich gern per PN kontaktieren.