Reha Seeklinik Zechlin

  • Guten Morgen zusammen,


    ich wurde angeschrieben, über meine Reha in Zechlin zu berichten, was ich hiermit mache. Allerdings sind dies meine persönlichen Erfahrungen, die nicht bei jedem Patienten gleich sein müssen, denn jeder erwartet und verspricht sich von einer Reha etwas anderes.


    Nachdem nach 2 Widersprüchen meine Reha doch noch genehmigt wurde, fuhr ich am 22.6. nach Dorf Zechlin, obwohl ich eigentlich lieber nach Bad Berleburg gefahren wäre.


    Am Anreisetag fand das Aufnahmegespräch durch den behandelten Arzt statt, der zu meinem Lipophlebolymphödem Stad.II-III noch ein massivgradiges Lipödem beider Arme diagnostizierte und die Behandlungen und Aktivitäten während der Reha festlegte. Anschließend wurde noch ein EKG gemacht und abends ein Klinikrundgang durch die Schwester.


    Der 1.Tag war ziemlich stressig, da morgens um 6.00 Uhr schon Blutdruck gemessen und gewogen wurde, anschließend Ödemmessung, sowie Gespräch mit der Cheftherapeutin, die nochmals die Behandlungen besprach und das Therapieheft aushändigte, danach Visite bei der Oberärztin und Aushändigung eines Rollators, durch den ich wesentlich beweglicher war und weitere Spaziergänge machen konnte. Nach dem Mittagessen dann die erste MLD mit Wicklung der Beine und anschließend Begrüßung durch die Verwaltungschefin.


    Die Einzelzimmer sind alle groß und geräumig mit behindertengerechtem Badezimmer ausgestattet. Hand- und Duschtücher sind vorhanden. Für eine tgl. Gebühr von 1,30 Euro kann man Fernsehen (im Doppelzimmer kostenlos), 0,77 Euro Telefon und 2,50 Euro WLAN anschließen lassen. Handyempfang ist sehr gut. Außer Rasierapparat, Haartrockner und Laptop dürfen keine Elektrogeräte genutzt werden. Am besten bringt man sich eine Dreifachsteckdose von zuhause mit (Gegen Kaution von 5 Euro auch durch die Klinik zu bekommen).


    Die Mahlzeiten wurden in den ersten 3 Tagen an den Tisch gebracht, sodass man sich an die Zusammenstellung und Menge gewöhnt, danach kann man sich dann am Frühstücks- und Abendbüffet selbst bedienen. Es gibt jeweils ein Normalkost- und ein kalorienreduziertes Büffet und man kann zwischen 1.000 kcal/1.200 kcal und Vegetarisch, sowie Normalkost und Vollkost wählen. Getränke (Mineralwasser) wurde im Speisesaal kostenlos zur Verfügung gestellt, Mineralwasser für die Zimmer bekam man in der Cafeteria für 0,30 € pro Flasche. Tee gab es kostenlos aus den Heißwasserspendern, Thermoskannen gegen Zahlung einer Kaution von 10 €.


    Bei den Behandlungen bekam man entweder tgl. 2x 45 Min. oder 1x 90 Min. manuelle Lymphdrainage mit anschließender Wicklung beider Beine und abwechselnd 1 Arm (kommt auf die Ödemausprägung und den Umfang an) und 1x tgl. Lymphapress für die Arme. Am Wochenende bekam ich keine Lymphdrainagen, nur die Beine wurden gewickelt.


    An Sport wurden Entstauungsgymnastik für die Beine, Arme oder Arm/Bein sowie Hockergymnastik für die weniger Beweglichen, zu denen ich auch gehöre, durchgeführt. Nordic Walking (Stöcke können kostenlos ausgeliehen werden), Terraintraining (2x wöchentlich). Im Untergeschoß stehen Sitzfahrrad, Ergometer und Crosstrainer zur Verfügung


    Ein Therapietag sah z.B. so aus:
    7.00 Uhr Wiegen und Blutdruck messen (1x wöchentlich)
    7.30 Uhr Frühstück (7.30-9.30 Uhr)
    8.00 Uhr Ödemmessung (1x wöchentlich)
    8.30-9.30 Uhr Nordic Walking (das wurde mir nach 1 Woche vom CA untersagt, da es zu anstrengend war)
    9.45 Uhr Visite (1x wöchentlich)
    10.00-11.30 Uhr manuelle Lymphdrainage
    11.30-12.30 Uhr psychologisches Gespräch
    12.30 Uhr Mittagessen (11.30-13.00 Uhr)
    13.00-13.30 Uhr Hockergymnastik
    13.30-14.00 Uhr Lymphamat für die Arme
    14.30-15.30 Uhr Terraintraining (Di. und Do.)
    17.30 Uhr Abendessen (17.30-18.45 Uhr)


    Danach Spaziergang und anschließend Abwickeln und wieder Aufwickeln der Bandagen für den nächsten Tag, was auch mindestens 1 Stunde dauerte (30 Binden, Schaumstoff und Watte), da ich es manuell machte und nicht die Aufwickler vor den Schwesternzimmern benutzte. Da man durch die ganzen Bandagen in keine normalen Schuhe und Hosen mehr passt, sollte man sich entweder weite Schuhe mit Klettverschluß mitbringen oder Verbandsschuhe verschreiben lassen (am besten im Sanitätshaus zuhause kaufen, da man dort auch welche bekommt, die nicht gleich nach Verbandsschuhen aussehen). Das gleiche gilt für Bekleidung, allerdings kommt jeden Mittwoch eine fahrende Boutique in die Klinik, die weite Hosen und Oberteile auch für Übergewichtige zu vernünftigen Preisen hat.


    Bademöglichkeit: Mittwochsabends von 19.00-20.00 Uhr kann man sich mit dem Klinikbus zu einer benachbarten Klinik zur Wassergymnastik in einem Bewegungsbecken fahren lassen, die Tickets bekommt man Freitags ab 12.00 Uhr bei der Hausdame gegen einen Unkostenbeitrag von 5 Euro. Leider konnte ich nur 1x mitfahren, da in der Klinik ein Atemwegsvirus eingeschleppt wurde und ich mich natürlich gleich ansteckte und so auch 4 Tage keine Behandlung bekam.


    Die Vorträge finden wöchentlich sowohl vormittag als auch nachmittags statt. Man sollte sie gleich montags ins Therapieheft schreiben, damit die Therapeutin sie berücksichtigen kann, sonst schafft man es eventuell nicht, alle Termine wahrzunehmen.


    Mit dem Sanitätshaus war ich überhaupt nicht zufrieden, da zuerst der vereinbarte Termin zum Ausmessen der Arme und Beine nicht eingehalten wurde, sodass ich nicht meine Wunschfarbe schwarz, sondern hautfarbene Bestrumpfung bekam. Danach wurden nicht die bestellten Strümpfe mit geschlossener Spitze, sondern mit offener Spitze geliefert und beim Anziehen halfen mir die Damen auch nicht, da die 1. Lehrling war und nicht durfte, die 2. hatte es im Rücken und konnte nicht und die 3. war am Telefon und durfte nicht gestört werden. Kundenbetreuung scheint dort ein Fremdwort zu sein bzw. sie haben es nicht nötig, sich um Kunden zu kümmern, da sie diese ja durch die Klinik bekommen. Ich war aber nicht die einzigste Patientin, die unzufrieden war. Da habe ich nach meinem Klinikaufenthalt im Allgäu wesentlich bessere Erfahrungen gemacht.


    Waschmaschine und Trockner stehen in der 1. Etage und können gegen eine Gebühr benutzt werden, das Bügelbrett ist in der zweiten Etage, dieses allerdings ohne Gebühr.Desweiteren sind auch Friseur und Fußpflege im Haus.


    Freizeit: Am Wochenende werden Ausflugs- und Dampferfahrten angeboten, dienstags und donnerstags fährt der Klinikbus nach Neuruppin oder Rheinsberg zur Stadtbesichtigung oder Einkaufsbummel. 1x monatlich findet Tanz in Bandagen statt. Für Kreative werden wöchentlich Workshops angeboten, die in der Klinik stattfinden. Ansonsten kann man lange Spaziergänge machen, da es eine ländliche Gegend ist. Wer Ruhe und Entspannung sucht, ist hier gut aufgehoben.


    Für mich war die Reha in der Seeklinik aus medizinischer Sicht ein voller Erfolg. Ich habe insgesamt 9,4 kg an Gewicht verloren, davon 2.418 ml Ödemflüssigkeit aus dem linken und 1.831 ml aus dem rechten Bein. Ich kann mich wesentlich besser bewegen und bekomme auch mittlerweile Rehasport (Wassergymnastik) an den 2 Tagen wöchentlich, an denen ich keine MLD habe. Allerdings würde ich bei einer erneuten Reha nicht mehr in die Seeklinik fahren, sondern in eine Klinik mit Bewegungsbad im Haus oder der Möglichkeit, täglich außerhalb der Klinik eines benutzen zu können. Es hat mich auch sehr gestört, dass auf der Terrasse nur 2 Bänke stehen und alles andere nur Stühle mit Lehnen, die für Lipödempatienten nicht unbedingt geeignet sind, das sollte dies schon den Bedürfnissen der Patienten anpassen.


    LG Bonny