Thrombose - keine medizinische Frage, nur Kummer

  • Hallo,


    ich habe mich nun angemeldet, um mal meinen Kummer mit der Erkrankung loswerden zu können.
    Ich erhoffe mir nur ein bisschen Austausch mit anderen Betroffenen - ich hoffe das ist in Ordnung und verstößt nicht gegen die Regeln des Forums, weil ich keine medizinische Frage habe?


    Bei mir wurde vor zwei Monaten eine tiefe Beckenvenenthrombse diagnostiziert.
    Ich wurde 10 Tage im Krankenhaus behalten. Erst auf einer ganz normalen Station, bei der ich dachte ich müsse einfach nur die Zeit absitzen und nach und nach würde schon alles wieder gut.
    Als ich am zweiten Abend leichte Brustschmerzen berichtete, wurde ich auf die kardiologische Wachstation verlegt. Dort machte man mir richtig Angst, so als könnte ich jederzeit an der Erkrankung sterben. Ich durfte mich vier Tage nur noch so wenig wie möglich bewegen, aber niemand erklärte mir irgendwas. Selbst bei meiner Entlassung wollte die Ärztin schon mit einem "Na, Sie wissen ja Bescheid" einfach davon huschen - ich konnte sie gerade noch aufhalten - ich wusste ja nichtmal ob ich weiterhin Medikamente nehmen musste und wenn ja was und wie viel!


    Nach der Entlassung begab ich mich bei meiner Hausärztin in Behandlung, um mich auf Marcumar einstellen zu lassen. Die INR-Werte kamen in den ersten drei Wochen nicht über 1,9 hinaus. Als ich eines Abends wieder stärkere Schmerzen und erhöhte Temperatur hatte (37,6) beschloss ich verunsichert die Notaufnahme aufzusuchen. Dort nahm man mich gleich stationär auf, weil der INR-Wert mittlerweile nur noch bei 1,6 war. EKG und Herzecho waren aber unauffällig, also wurde ich am nächsten Tag wieder entlassen mit dem eindringlichen Rat den betreuenden Arzt zu wechseln. Ich hätte nach Meinung der Notärztin nicht mit der frischen Thrombose so rumlaufen dürfen ohne zusätzlich Heparin zu spritzen.


    Ich hatte aber eigentlich Vertrauen zu meiner Ärztin und als auch mein Phlebologe meinte, dass man da im Krankenhaus etwas dramatisiert hätte, blieb ich bei ihr.


    Seitdem bereitet mir die Sache aber Kummer.
    Ich habe das Gefühl ständig irgendwas zu haben, bei dem man mir wahlweise im Krankenhaus, beim Phlebologen oder der Hausärztin selbst geraten hatte doch besser einen Arzt aufzusuchen.
    Erst bekam ich eine dicke Erkältung mit allem drum und dran (also ungeplant zum Arzt), dann einen roten Punkt am Fuß (Einblutung? Mein Freund bestand darauf, dass ich zum Arzt gehe, auch er ist ordentlich verunsichert), dann schaffte ich es mir mit einer nicht bemerkten Falte im Kompressionsstrumpf die Wade einzuschnüren, hatte vier Tage lang eine stark schmerzende, geschwollene, rote & überhitzten Ring um den Unterschenkel, also wieder ungeplant zum Arzt.
    Dazu muss ich immer noch min. 1x wöchentlich zur Blutentnahme (eher öfter, weil es bei mir öfter nicht gelingt Blut zu entnehmen).
    Der INR ist nach nur kurzer Zeit im therapeutischen Bereich wieder für zwei Wochen auf 1,7 gefallen.
    Ich war verunsichert, ob ich spritzen sollte oder nicht, weil mir im Krankenhaus gesagt wurde "Gerade in den ersten drei Monaten IMMER spritzen, sobald der INR nicht stimmt", meine Hausärztin aber sagte es sei unnötig.


    Ich wollte von ihr erklärt bekommen warum ich nicht spritzen sollte und warum wir es nicht schaffen mich endlich einzustellen, aber ich hatte das Gefühl, dass sie mich nur abwimmelte, da würde nichts mehr passieren und vermutete "Einnahmefehler" als Grund für die schwierige Einstellung. Dabei halte ich mich doch an alles, was man mir sagt, laufe viel, trinke viel, nehme die verordnete Dosis immer etwa zur gleichen Zeit, meide stark Vitamin-K-haltige Lebensmittel, ernähre mich sehr konstant, mache gegen den faden psychischen Beigeschmack Entspannungsübungen.


    Gestern Nachmittag bekam ich dann Atemprobleme (kurz blieb mir die Luft weg, danach hatte ich immer mal das Gefühl ich könnte nicht richtig durchatmen, als wäre dort ein Widerstand, nach ein paar Minuten ging es dann meist wieder bis zum nächsten "Anfall"). Als ich nach drei Stunden keine Besserung merkte, bekam ich doch Angst und ging wieder in die Notaufnahme. Dort waren EKG & Herzecho wieder unauffällig, dass der INR aber immer noch zu niedrig war, gefiel ihnen nicht und ich sollte erstmal wieder spritzen.


    Da ich bis spätnachts in der Notaufnahme war, schlief ich heute länger (studiere und hatte am Morgen keine Veranstaltung) ehe ich bei meiner Hausärztin anrief, um den INR von gestern Nacht durchzugeben, damit wir die Dosierung der nächsten Tage anpassen konnten. Dort kam es offenbar zu einem Missverständnis - die Arzthelferin meinte Frau Doktor würde mich gerne morgen sehen, um sich die Sache anzugucken. Wir machten einen Nachmittagstermin aus. Als ich Laufen gehen wollte, gingen die Atemprobleme wieder los. Ich dachte "ok, meine Ärztin hat noch eine Stunde auf, Hausarzt ist vielleicht besser als Notaufnahme und sehen wollte sie mich deshalb ja eh nochmal" - also bin ich wohl oder übel wieder mal ungeplant zur Praxis getrottet.
    Dort meckerte mich die Sprechstundenhilfe an, dass ich nicht immer unangemeldet reinschneien könnte. Als ich kleinlaut sagte, dass ich die Beschwerden beim Anruf noch nicht hatte, weil ich gerade erst aufgestanden war, fügte sie noch - für mich - gehässig ein "Schön für sie" hinzu. Ich wollte schon wieder gehen, da ich aber die einzige Patientin weit und breit war, rief mich meine Hausärztin doch zu sich und war wirklich nett. Und klärte auch das Missverständnis auf - Blut hatte sie morgen abnehmen wollen, wegen der Atemnot müsste ich eh immer ins Krankenhaus (aber dann war ja der Nachmittagstermin Quatsch - die Proben gehen immer vormittags ins Labor, so viel weiß ich ja inzwischen).


    Da konnte ich nicht mehr, ich musste einfach weinen. Den halben Vormittag weinte ich zuhause weiter, ich bin es einfach so Leid. Dieses Hin- und Her, die ständigen Arztbesuche, ab und zu wieder die Angst, das Nicht-Wissen was denn nun richtig ist, welchem Arzt ich glauben soll, welche Beschwerden gefährlich sind und welche nicht, was ich ernst nehmen kann und muss und worüber ich mir den Kopf nicht zu zerbrechen brauche, wann ich mich wie verhalten soll.


    Ich schäme mich so.
    Und gleichzeitig will ich eigentlich endlich meine Ruhe. Ich kann keine Ärzte mehr sehen.


    Kann das einer von euch verstehen?

    3 Mal editiert, zuletzt von amiga ()

  • Sie tun mir leid.
    Sie hatten eine recht gefährliche Beckenvenen-Thrombose in den ersten Wochen überstanden .
    Die Hausärztin muss Sie ernster nehmen , oder Sie hat keine Erfahrung ! ( so hört sich das an ).


    Sie gehören in die Hand eines erfahrenen Phlebologen , der nicht nur " in Krampfadern " macht , sondern sich auch hier auskennt- aber bitte , ich verstehe Sie , dass Sie keine Ärzte mehr , aber ihre Hausärztin ist wohl etwas zu " salopp " im Umgang mit einer schweren Erkrankung !
    Meine Thrombosepatienten haben ALLE meine Handy-Nummer und dürfen IMMER anrufen !


    Allein dieser Gedanke lässt die Betroffenen ruhiger schlafen.


    Denn die , wie Sie , haben Angst-besonders am Anfang.


    Wenn Sie in NRW wohnen , dürfen Sie sich gern vorstellen.
    Es gibt viele Fragen zu klären !
    Was ist zu , was ist offen,haben Sie einen Gerinnungsdefekt ? Ursache der Thrombose ? Begleiterkrankungen ? etc.


    Der INR ist doch einfach einstellbar : man muss halt am Anfang häufig kontrollieren.
    Der INR sollte zwischen 2 und 3 sein-nein bei 1,9 (z.B.) braucht man nicht sofort zu spritzen. Man muss ihn halt wirksam einstellen
    Ich sehe nichts kompliziertes an Ihren Fall.
    Erkältungen haben ein eigenes Risiko.


    Das kann man nicht im Internet klären.


    Herzlichst
    Ihr
    Ullrich Katz

  • Ich kann dich sehr gut verstehen. Ich hatte vor vier Jahren eine TVT im linken Bein und bin damit 1,5 Monate rumgelaufen, weil keiner mir glauben wollte bzw. nichts feststellbar war (habe drei verschiedene Diagnosen bekommen bis es endlich die richtige war).
    War drei Wochen im KH mit verschiedenen anderen Dingen, die auch noch ans Licht kamen.


    Richtig eingestellt war ich in den mehr als 2 Jahren marcumar nie! Irgendwie ist der INR immer hin und her geschwankt und war nie da, wo wir ihn haben wollten, und das oft auch mit wöchentlichen Kontrollen.


    Und die ersten 3 Jahre hatte ich bei jedem Pieps Angst, da könnte wieder was sein. Inzwischen ist es besser, aber sobald das Bein weh tut oder mir mal die Brust weh tut (was bei mir auch vom Rücken kommt), ist der Gedanke da, da könnte wieder was sein.


    Hinzu kommt eine unzureichende bis nicht durchgeführt Kompression und immerwährende Schmerzen im Bein.


    Und ernst genommen habe ich mich bei kaum einem Arzt seitdem gefühlt...


    Du bist also mit deinen Gedanken und Ängsten nicht allein! Ich denke, dass es viele gibt, die ähnlich denken wie wir!!!

  • Danke für Ihre bzw. eure Anteilnahme. Das tat wirklich gut zu lesen.


    Inzwischen habe ich mich ja wieder gefangen, aber vorgestern musste das einfach mal alles raus.


    Dr. Katz: ich wohne eher am anderen Ende der Republik... würde denn der Phlebologe normalerweise federführend die Behandlung leiten? "Meiner" wird mich planmäßig 3x sehen - einmal war ich dort gut einen Monat nach der Entlassung für eine erste Verlaufskontrolle, was er selbst zu früh fand, aber trotzdem durchführte. Dann wird noch eine zweite Kontrolle erfolgen und dann soll ich noch einmal zu einer Abschlussuntersuchung kommen. In die Behandlung hat er sich aber gar nicht "eingemischt", die macht meine Hausärztin, Gerinnungsdiagnostik dann ein Hämatologe.
    Die Ursachen sind relativ plausibel Pille + Fernreise, ich habe wohl mein tatsächliches Risiko bei dieser Kombination unter - bzw. die Effektivität von Stützstrümpfen (extra dafür in der Apotheke gekauft, allerdings leider nur knielang) überschätzt. Pille habe ich nun abgesetzt.
    Betroffen ist die iliaca externa (Rest in dem Bereich ist nicht einsehbar) und bei der ersten Verlaufskontrolle vermerkte mein Phlebologe eine gute Rekanalisierung.


    @ nanty: zum Glück hatte oder habe ich nur wenig Schmerzen. Ich dank dir aber für deinen Beitrag und wünsch dir auch alles Gute!

  • Hallo Amiga,


    kann Dich gut verstehen, hatte selber eine TVT und letztes Jahr eine Venenentzündung gehabt. Ich soll wegen der Thrombophilie (Gerinnungsdefekt Faktor V) dauerhaft Marcumar nehmen. Nach einigem hin und her mit meiner Krankenkasse mache ich nun Selbstgerinngungsmanagement. Das klappt sehr gut.


    Der INR-Wert schwankt bei mir auch ständig, habe daher auch noch Heparin-Einweg-Spritzen im Kühlschrank. Bei deutlich niedrigen Werten spritze ich mir Heparin.


    Bis 2010 habe ich mir bei längeren Reisen immer Heparin gespritzt, Kompressionsstrümpfe aus dem Sanihaus sind Pflicht und Venengymnastik, das gibt relativ hohe Sicherheit.


    Schönen 4. Advent


    :)

    Gruß Elisa

  • @ Dr Katz:


    Klagen? Wen und mit welcher Begründung? Bringt sowas denn was?


    Lymphamat: Dieser Riesenstiefel zum "Aufpusten"? Das habe ich dreimal bekommen bei einem nachbehandelnden Arzt und das war einfach nur schön!!! Lies sich damals aber zeitlich einfach nicht realisieren...

  • Bisher mußte ich erst einmal spritzen, empfohlen wurde in der Schulung zusätzlich Heparin bei INR-Werten unter 2,0. Mein Wert lag bei 1,8 nach 2 Tagen bei 2,2 im unkritischen Bereich.

    Gruß Elisa

  • Bisher mußte ich erst einmal spritzen, empfohlen wurde in der Schulung zusätzlich Heparin bei INR-Werten unter 2,0. Mein Wert lag bei 1,8 nach 2 Tagen bei 2,2 im unkritischen Bereich.

    Was hattest du denn für eine merkwürdige Schulung ??? Ich nehme schon seit Jahren Marcumar, messe selbst und habe noch NIE Heparin gespritzt ! Sollte der INR ausserhalb des therapeutischen Bereiches sein wird lediglich die Marcumardosis angepasst.