Bandagierung über Kompressionstrumpf?

  • Liebe Physio-, Lymphtherapeuten und Ärzte!


    Ich bin seit nunmehr 4 Jahren Physiotherapeutin und seit fast eben so langer Zeit auch Lymph- und Ödemtherapeutin (Fobi in Hannover-Langenhagen). Ich arbeite seit fast drei Jahren in derselben Praxis und habe nach dieser Zeit einen großen Patientenstamm, vorwiegend MLD-Patienten.
    Vor einigen Wochen kam eine Kollegin von mir aus der MLD-Fobi und erzählte, man könne auch über die Bestrumpfung bandagieren.
    Zur Zeit müssen alle unsere MLD-Patienten eine Lymph-Schulung besuchen und ihren KK's eine Teilnahmebescheinigung als Voraussetzung für die Genehmigung weiterer MLD-Rezepte vorlegen. Der Therapeut, der diese Schulung anbietet (ich halte ihn fachlich für durchaus kompetent), sagte zu einer Patientin unserer Praxis, dass man nicht über die Kompressionsbestrumpfung bandagieren solle und dass sie wohl in einer schlechten Praxis gelandet sei. Ich selber kenne diese Methode auch nicht und bandagiere selber auch nur mit Schlauchverband, Watte/Schaumstoff und Binden.


    Hat jemand von Euch/Ihnen schon davon gehört, dass man über die Kompressionsbestrumpfung bandagieren kann, bzw. wenn nicht, warum nicht?


    Im Voraus vielen Dank für die Antworten!

  • dieses wurde uns so gar ausdrücklich in der Ödemklinik empfohlen - z.B. an heissen Tagen, wenn man das Gefühl hat, die Strümpfe allein reichen nicht aus.

  • HI,
    als ich meine ersten Strümpfe bekam , hat mein Arzt genau dies auch ausdrücklich angeordnet. Meine Physiomaus war darüber erst ziemlich erstaunt weil sie noch nie über Strümpfe bandagiert haben. Es war jedenfalls erfolgreich.

  • Ich komme selten in Verlegenheit, über die Bestrumpfung wickeln zu müssen, das liegt aber eher daran, daß ich die KPE I in der Klinik durchführe und da steht erst am Ende die optimale Bestrumpfung an.
    Bei Patienten in der Erhaltungsphase, also KPE II, ist das Darüberwickeln eine Möglichkeit, das Ödem besser zu beeinflussen. Manchmal kommt es eben vor, daß trotz regelmäßiger MLD, z. B. 2-3 x Woche, plötzlich das Ödem macht was es will, also das Bein eingelagert scheint. Da ist es eine schöne Möglichkeit, nach der MLD dem Patienten den Kompressionsstrumpf anzuziehen und zur intensiveren Kompression nochmals drüber zu wickeln. Das sollte aber die Ausnahme sein, nicht die Regel.


    Alternative: Pat. kommt zur MLD, wir Therapeuten sehen, das Ödem ist verstärkt, LKV wird angelegt. Pat. geht zur Arbeit, hält es in der Wickelung am Schreibtisch nicht aus, wickelt selbst ab, sitzt nun ohne Kompression den restlichen Tag und abends Beine erst recht dick.


    Also lieber über Kompression wickeln! Wenn Pat. das nicht aushält und abwickelt, besteht wenigstens noch die Kompression durch die Strümpfe.


    Hat man Glück, hat man damit das Ödem im Griff, wenn nicht, müssen andere Mittel gesucht werden und/oder Ursachensuche beginnt.


    Wenn aber über einen alten, ergo schon lang nicht mehr passenden, Kompressionsstrumpf drüber gewickelt werden soll, würde ich das ablehnen.