12 Jahre postthrombotisches syndrom mit 29

  • Hallo Nessiii,


    ich habe vor ca. einem Jahr einen Bericht in einer Frauenzeitschrift über eine Reparatur von Venenklappen gelesen. Dies wurde über einen Katheter ( also ohne große OP ) gemacht und zeigte einen guten Erfolg. Ich meinte es war das Venezentrum Bochum oder Augsburg.


    Mein Rat: übers Internet die großen Kliniken mit Venenzentrum suchen und anschreiben. Das geht problemlos und man findet gute Leute die sich damit auskennen und Hilfe anbieten auch bezüglich der Krampfadern.


    Ich habe selbst nach zwei Jahren intensiver Recherche bei einem massiven Lymphödem ( 15 kg Stau in den Beinen ) operative Hilfe ( ein ganz neues Verfahren der Lymphknotentransplantation ) im Klinikum Rechts der Isar gefunden. Der Gewinn an Lebensqualität ist unbeschreiblich.


    Ich habe die Zeitschrft noch zu Hause und kann versuchen sie zu finden.


    Niemals aufgeben! LG

    Katja Bormann
    Ärztin, Chirurgie
    Klinik Pirna

  • Das hört sich nicht so gut an, bitte lassen Sie heute noch abklären , dass keine neue TVT besteht ! Es gibt z.B. die " Marsch-Thrombose " der Soldaten , nach Gewaltmärschen...
    das halte ich für Vordringlich.


    Zur Klappenreparatur, Ersatz : alles Experimente. Hauptsächlich machen das die Kollegen um Prof.Mumme bei beginnenden Crossen-Insuffizienzen, nicht bei Thrombosen. Ich kenne und schätze den Koll.Prof.Mumme sehr, wir arbeiten seit Jahren sehr vertrauensvoll zusammen.Ich bin da aber sehr skeptisch. Hat sich nie durchgesetzt.
    Betrifft Sie aber auch nicht : bei Thrombosen sind viele Klappen zerstört, Venenwände sind überdehnt , eingeengt, ... wo will man das was reparieren : geht gar nicht !
    Wenn Sie mal Phlebographien 5-10 Jahre nach Thrombosen gesehen haben , wird Ihnen das schnell klar. Es ist ein multifokales Problem. Klappenersatz nutzt da nichts , denn auch die Wände sind zerstört ; und aus diesem Grunde betrachte ich den Klappenersatz , bzw. Reparatur bei Krampfadern auch sehr skeptisch ; das Problem sind nicht nur die Klappen , sondern auch die Wände...


    Herzliche Grüsse
    Ihr
    Ullrich Katz

  • Ja , Sie sind ( leider ) chronisch krank.
    Leider gibt es nicht all zu viele Langzeitstudien über mehr als 10 Jahre.
    Aber glauben Sie mir , es ist gar nicht so hoffnungslos : Sie können damit leben.
    Krank werden Sie nur über die Schwellung , also muss die verhindert werden-sehr feste Kompressionsstrümpfe, VORHER aber die Beine ganz dünn wickeln .
    Es kommt ganz darauf an , wie viel der Venen offen , bzw. noch zu sind, wo sind welche Klappen kaputt.
    Krampfadern können sekundär immer wieder auftreten, aber dann muss man sie halt beseitigen.( OP oder Schaumverödung ) , geht eigentlich immer ganz gut.


    Haben Sie eine Thrombophilie ? Abklären lassen, da Sie ja schon sehr früh eine Thrombose bekommen haben.


    Also nicht den Kopf in den Sand, sondern nur die Füsse : Laufen im Sand ist besonders gut ;) ...


    Herzliche Grüsse
    Ihr
    Ullrich Katz

  • Lieber Herr Dr. Katz,
    nur über Experimente kommen wir weiter. Mir war es jedenfalls egal, dass ich eine der ersten war, ich wollte es jedenfalls versuchen.
    Ihre Argumentation leuchtet ein, ich habe auch in Erinnerung, dass das Verfahren bei Insuffizienz angewandt wurde.
    Das Problem ist wirklich, dass wir jungen Leute unter so einem Problem enorm leiden. Ständig Schmerzen, Bewegungseinschränkung und Hässlichkeit, kein Wunder dass man da nach Alternativen sucht. Zumal Nessiii wie auch ich konsequent konservativ behandeln. Ich denke schon, dass es Sinn macht " dran zu bleiben " und den großen Zentren die Tür einzurennen. Nur so habe ich wirkliche Hilfe erfahren.
    LG

    Katja Bormann
    Ärztin, Chirurgie
    Klinik Pirna

  • Ich finde übrigens unsere Konversation sehr spannend ( konservativ gegen operativ ). Ich lerne viel von der " anderen " Seite zu betrachten. Interessant und konstruktiv.
    LG

    Katja Bormann
    Ärztin, Chirurgie
    Klinik Pirna

  • Nein , diese Experimente sind nicht hilfreich, da keine Aussicht auf einen Erfolg: wegen der vielen GLEICHZEITIGEN Schäden.
    Was sollte das denn bringen, liebe Frau Kollegin Bormann, das Venensystem hat doch sehr viele Klappen...also bei Thrombose keine falschen Hoffnungen wecken .
    Bei Krampfadern mag es möglich sein-bin aber auch hier sehr skeptisch, da ja auch nicht " nur die Klappen " kaputt sind , auch die Wände zu schwach.


    Aber ich gebe Ihnen Recht-der Austausch hier ist angenehm .


    Herzliche Grüsse
    Ihr
    Ullrich Katz

  • Hallo Nessiii,


    ich bin jetzt 30 und lebe auch seit 12 Jahren mit dem PTS . Im moment wird es bei mir auch schlechter wobei
    ich nie genau weiß ob es das PTS ist oder vielleicht auch etwas anderes.


    Grüße

  • ;) Ich danke für die netten Worte...
    Sie müssen immer abklären lassen, dass nichts akutes Neues passiert ist, also eine erneute TVT ! Statistisch ist ihr Risiko leider höher.
    Ansonsten Kompressionsverbände, auch mehrfach täglich, dann Kompressionsstrümpfe , evtl.höhere Ko.klasse , z.B. Klasse 3;
    Oft hilft die Intermittierende Kompression zusätzlich-wenn nichts Akutes ist !!!_
    Und ich verordne lieber Ko..
    strümpfe, besonders ab Klasse 3, als Hose: einzeln sind die besser und leichter anziehbar.


    Herzliche Grüsse
    Ihr
    Ullrich Katz

  • " Der Spezialist " ist immer verdächtig in der Medizin ! Aber Erfahrung, Freude, ja auch ein bischen Leidenschaft, Praktische Arbeit , Präsenz, ...uvm gehört schon dazu! Also noch mal Danke für die Blumen.


    Gerade in der Thrombose-Therapie hat sich in den letzten ca.10 Jahren ganz viel elementar geändert :
    Früher : Strengste Bettlägerigkeit !
    Heute : Viel Gehen !
    Früher : Operation des Thrombus
    Heute : so gut wie nie!!!
    Früher: Auflöse-Versuch mit Medikamenten ( " Martin-Lyse" ) Lieber Koll.Martin , ich hoffe nicht sie sind verwandt ? LG
    Heute: praktisch nie Lyse-Therapie
    Aber : das Handwerk wird selten angewandt : sehr feste Kompressionsverbände, auch mehrfach täglich, auch länger als die üblichen 8-10 Tage : denn dann kann man " Wunder" erleben : die Thromben werden kleiner, lösen sich durch Autolyse selbst auf, das Bein wird viel dünner , usw.
    Der Kompressionsstrumpf schafft das nicht !
    ER hält aber den Erfolg.


    Herzliche Grüsse
    Ihr
    Ullrich Katz

  • Behandele gerade eine junge Rechtsanwältin : 4-Etagen-Thrombose .
    Das tiefe Venensystem ist vollständig verschlossen ! in der Phlebographie heisst das " ausgelöscht" -also nichts mehr zu sehen vom tiefen Venensystem.
    Therapie : Heparin und dann Marcumar
    UND 3x täglich sehr feste Kompressionsverbände, nach 14 Tagen zusätzlich milde intermittierende Kompression mit ganz niedrigem Druck (10)
    Erfolg : 1. 14 Tage : NICHTS !
    2. 14 Tage : wenig ! Ich war enttäuscht. Wir wussten nicht , wann die Thrombose begonnen hat??? !!!
    vielleicht war sie viel älter , als angenommen...
    Nach weiteren 14 Tagen -ambulante Therapie : die vorher völlig verschlossene v.poplitea in der Kniekehle ging deutlich auf ! beginnendeFreude: Abwarten, weiter kontrollieren...
    Je mehr zu bleibt, des so schlechter langfristig. Druck im Bein ist dann dauerhaft zu hoch, Schwellungen ; Spannungsgefühl Schmerzen , Krampfaderbildung, Juckreiz, Ekzem , usw. sind die Folge.
    Und am Ende : das Offene Bein.
    Dies gilt es zu verhindern...
    Dazu muss man die Patienten Jahrelang betreuen, auch Jahrzehnte-und das ist der Vorteil einer Praxis UND KLINIK in einer Hand.


    Herzliche Grüsse
    Ihr
    Ullrich Katz