Entwässerungstabletten absetzen - diuretikaindizierte Ödeme

  • Hallo!
    Da hier so viele freundliche Ärzte unterwegs sind, wage ich nochmals einen Vorstoß zu einer Problematik, die ich bereits länger mit mir herumtrage (habe dazu hier auch schon einmal geschrieben) und die mich sehr belastet. Ich stelle meine Frage in dieses Unterforum, obgleich sie nicht streng genommen hierher gehört, ich finde jedoch keinen passenderen Ort.
    Weil ich immer sehr unter prämenstruellen und auch sonst öfter mal unter Wassereinlagerungen gelitten habe, hat mir mein Hausarzt vor einiger Zeit ein Diuretikum (Triameteren/HCT 50mg/25mg) verschrieben. Das habe ich ab und zu genommen, hat auch geholfen und lief gut. Dann bin ich - sicher auch aufgrund anderer Faktoren - aber in einen in der Fachliteratur zum Teil auch beschriebenen Teufelskreis aus Steigerung der Dosis aufgrund Abnahme der Wirkung bzw. Wunsch einer verstärkten Wirkung geraten (maximum 4 Tabletten am Tag). Nun versuche ich seit geraumer Zeit, das ganze in den Griff bzw. das Medikament wieder komplett loszuwerden, leider mit relativ geringem Erfolg. Vor gut einem Jahr machte ich einen Absetzungsversuch, der allerdings schief ging, da auch nach mehreren Wochen das Gewicht immer weiter in die Höhe schoss und sich mein Körper nicht mehr einregelte. Es ging mir sehr schlecht Zwischenzeitlich war natürlich auch der Kreatininwert erhöht, nachdem ich die Tabletten abgesetzt hatte, sank er jedoch sofort und war nahezu im Normbereich.
    Derzeit habe ich es zumindest geschafft, die Dosis auf zwei Tabletten zu reduzieren, aber sobald ich völlig absetze, habe ich sofort das Problem, so gut wie gar nicht Wasserlassen zu können und innerhalb von einer Woche ca. 4 Kilo zuzunehmen, mit steigender Tendenz. Dass das Ganze nicht gut ist und es sich um einen falschen/missbräuchlichen Gebrauch von Medikamenten handelt, weiß ich und ich möchte ja auch dringend etwas dagegen tun, nur bin ich so verzweifelt, weil ich nicht mehr weiß, wie ich es angehen soll.
    Gibt es eine Art Schema des Ausschleichens, mit dem ich von dem Tabletten loskomme, und dennoch nicht explosionsartig zunehme? Ach ja, meine Werte werden regelmäßig überwacht.
    Vielen Dank im Voraus für die Hilfe!

  • Vielen Dank, das ging ja schnell, ich werde das mal probieren. Geht auch eine wöchentliche Reduktion, weil bei mir ist das mit der Gewichtszunahme wirklich krass, ich fürchte, meine Niere kommt nicht so schnell mit ...

  • Danke, Dr. Martin, Sie sind wirklich sehr nett! Ich möchte es unbedingt endlich schaffen, zumal ich den Wunsch habe, schwanger zu werden und ich dann solche "Experimente" natürlich grundsätzlich unterlassen muss.
    Ich hoffe nur, dass das, was in der Fachliteratur, die ich inzwischen gewälzt habe, gelesen habe, stimmt, und sich auch bei mir das Gewicht dauerhaft ca. 1-2 Kilo über dem Gewicht unter Diuretika wieder einpendeln wird!
    Danke nochmals sehr, wie gesagt!

  • Wir hatten jetzt einen Patienten aus Norddeutschland. Ohne Herzkrank zu sein, wahrscheinlich mit ursprünglichem Lymphödem ,bekam er- sage und schreibe -250mg Furosemid über Monate! Eine irre hohe Dosis.Die Beine drohten zu platzen. waren an zig' Stellen offen , fast circulär. Das Gesicht , alles war grotesk geschwollen.Habe ihn sicherheitshalber in die Kardiologie und Nephrologie verlegt. Nach 1Woche zurück:Keine Erkrankungen aus der Richtung!
    Also schwerste Diuretika-induzierte Ödeme ! Wir reduzierten erst auf 40, dann auf 20mg...er musste 3-4 Liter trinken.Plus milde Kompressionsverbände. Nach 6 Wochen war der Patient gesund, Beine dünne, auch die Vorfüsse. 23 kg weniger Gewicht, Wasser...Wunden alle abgeheilt.Aber er sah wirklich schlimm aus. Ich versuche mal ein paar Fotos einzustellen.
    Also bei unklarerer Diagnose und unklarer Schwellung grosse Vorsicht mit Diuretika.Bevor ein solcher Teufelskreis in Gang kommt...

  • Hallo, ich habe in Schritten zu je drei Wochen erst 5mg Torasemid abgesetzt, dann nach drei Wochen eine halbe der HCT (12,5 mg) und nach weiteren drei Wochen die letzte Hälfte HCT weggelassen. Netter nebeneffekt war eine paradoxe Blutdrucksenkung. Der Durchschnitt nach 30 Messund lag zu Beginn um 140/90, jetzt um 130/82. Das verstehe ich zwar nicht, aber so ist die beobachtung gewesen.
    Ich wünsche viel Erfolg und Geduld beim Ausschleichen.

  • Vielen Dank nochmals für die Antworten!
    Das klingt ja furchtbar, was Sie da über Ihren Patienten berichten, Dr. Katz! So schlimm ist es bei mir Gottseidank nicht. Also von wegen offene Stellen oder groteske Schwellungen. Aber so stark wie Furosemid ist Triamteren ja glücklicherweise nicht und (soweit ich das verstanden habe) untertscheidet es sich ja auch von der Wirkweise her (kein Schleifendiuretikum?!)
    Bei mir geht es hauptsächlich um Einlagerungen in den Knöcheln (vor allen gegen Abend hin), die man aber so rein optisch gar nicht sehen würde. Man sieht es hauptsächlich auf der Waage :(
    Das Problem war, dass sich Gewicht und Einlagerungen bei meinem letzten Absetzungsversuch auch nach 3 Wochen nicht recht einpendeln wollten. Zum Teil verstehe ich das glaube ich auch, ich bin von Natur aus sehr schlank und mein Körper war vermutlich etwas dehydriert und hat sich einfach Wasser zurückgeholt. Das Ganze ist vielleicht auch hauptsächlich ein psychisches Problem, wie die meisten Frauen achte ich auf mein Gewicht und es ist nicht schön, wenn der Waagenzeiger ohne Mehr-Essen nach oben geht ... und dann hat man eben irgendwann Angst, dass das nicht mehr aufhört und sich nicht einpendelt ... Ich werde es jetzt auch mit einem langsamen Ausschleichen probieren und hoffe so sehr, dass das klappt! Unangenehm ist eben auch dieses nicht Wasserlassen können, weil die entsprechenden Hormone offensichtlich aus dem Gleichgewicht sind.
    Macht es denn Sinn in dieser Phase mehr Wasser zu trinken als normalerweise? Ich meine, man hat ja immer das Gefühl, dass das, wenn man ohnehin schon einlagert, am Ende noch schlimmer wird ...
    Schönes Rest-Wochenende noch für alle!

  • Hallo Grossolina,


    ich kenne Sie nicht und ich weiß nicht welches Körperbild Sie von sich haben. Vielleicht haben Sie sich an ein Körperbild gewöhnt, dass nicht der "Wirklichkeit" entsprechen kann (dehydriert). Möglicherweise haben Sie eine Essstörung (Anorexie nervosa), das wissen nur Sie.


    So oder so haben Sie Schwierigkeiten ein anderes Körperbild zu akzeptieren, also würde ich das Ausschleichen der Medikamente unter psychologischer Begleitung machen. Vielleicht gelingt auch ein Entzug ohne "Waagenzeiger", der Sie zusätzlich zu blockieren scheint.


    Ich wünsche Ihnen alles Gute!


    Schwarzes Meer

  • Hallo Schwarzes Meer,
    Unrecht haben Sie mit Ihrer Beobachtung natürlich nicht. Anorektisch bin ich allerdings glaube ich nicht, dazu esse ich zu gern und wiege auch zu viel, aber ziemlich kontroll-orientiert bin ich schon, das gebe ich zu, von daher liegt vielleicht schon eine Essstörung vor. So ganz ohne Waage schaffe ich es leider nicht, habe ich schon versucht, aber drei Kilo in einer Woche waren schon hart ...
    Das Ganze ist ziemlich komplex, und ich muss zugeben, wäre ich damals, als ich anfing, diese Tabletten zu nehmen, auf dem Stand gewesen, den ich mir zwischenzeitlich angelesen habe, hätte ich es wohl gleich sein lassen und u.a. meine prämenstruellen Wassereinlagerungen anders zu behandeln versucht, aber manchmal passiert so etwas eben und dann muss man versuchen, damit umzugehen. Ich weiß auch, dass ich da jetzt wohl durch muss, aber schön ist es nicht.

  • Hallo Grossolina,


    sie haben Recht, "schön ist es nicht", da durch zu müssen, ich kann Sie verstehen. Dennoch gehören Sie zu den wenigen hier im Forum, die die "absolute körperliche Freiheit" wiedererlangen kann. Sie haben kein Lipödem, kein Lymphödem, keinen Krebs, keine TVT,...dass ist ein wahnsinniges Glück! Das ist schön!


    Darum gehen Sie da durch und machen Sie sich frei, auch wenn diese "Freiheit ein paar Kilo mehr wiegt." Es gibt eine.


    Schlafen Sie gut!


    Schwarzes Meer

  • Vielen lieben Dank für diese netten Worte! Und Sie haben natürlich so recht. Ich schäme mich tatsächlich auch ein wenig angesichts der vielen Leidenden hier im Forum mit meinem "Kinkerlitzchen" zu kommen. Allerdings konnte ich auch nur hier eine qualifizierte medizinische Auskunft erhalten und die Hinweise von Dr. Martin und Dr. Katz waren da schon sehr hilfreich.
    Ich werde versuchen, mich Ihrer Worte zu erinnern, wenn mir meine Psyche mal wieder das Leben schwer macht.
    Schlafen Sie auch wohl!

  • Sie brauchen sich nicht zu schämen und was ist schon ein "Klinkerlitzchen", alles eine Frage der Relation und des Maßstabes, bis zum Tod ist immer eine Steigerung möglich.


    Wir haben uns alle einmal von einem "geringerem Leiden" beeindrucken lassen, bevor ein größeres gekommen ist und wie gering und mächtig ist dieses wiederum in Relation zu anderem.
    Niemals möchte ich jemandem Leiden absprechen oder mir anmaßen den Leidensdruck des anderen zu beurteilen.


    Fragen Sie einfach weiter.


    Alles Liebe!


    Schwarzes Meer

  • Jetzt hätte ich doch noch einmal eine Frage an die anwesenden Ärzte. Und zwar habe ich mir nun überlegt, wie von Dr. Martin angeregt, alle vier Tage um eine Viertel Tablette auszuschleichen (praktisch wegen der Teilung der Tabletten).
    Nur merke ich schon jetzt, wo ich gerade mal ein Viertel weniger nehme, dass ich schon wieder ein Kilo drauf habe und nicht richtig Wasserlassen kann. Mein Problem ist, dass ich gar keine Vorstellung davon habe, mit wieviel Zunahme ich rechnen muss. Ich habe einen Artikel gelesen von Middeke et al. über eine kleine Studie bezüglich diuretikainduzierten Ödemen. Die Patientinnen dort hatten bis 10 Tage nach Absetzen der Tabletten einen Gewichtsanstieg zu verzeichnen (im Mittel 3,9 Kilo), danach ging das Wasser aber wohl wieder raus. Bei mir war dies im Rahmen meines Absetzungsversuchs vor einem Jahr leider überhaupt nicht so, ich nahm auch nach 21 Tagen noch fleißig weiter zu. Auch eine niedrige Gabe von Spironolacton hat nicht wirklich geholfen.
    Was genau heißt das? Dass meine Nieren nicht mehr richtig arbeiten? Oder dass sie länger brauchen, um ihren ursprünglichen Dienst wieder richtig zu versehen? Ich traue mich nun schon wieder nichts mehr essen und trinken, weil ich speziell bei Letzterem das Gefühl habe, es bleibt alles im Körper.
    Oder müsste ich im Gegenteil mehr trinken als gewöhnlich (trinke eh nur Wasser, was anderes mag ich nicht, da hab ich wohl Glück :-)), um die Nieren anzukurbeln.
    Das alles mag etwas Lächerlich klingen, im Verhältnis zu "echten" schweren Ödemen, aber mich beschäftigt es sehr und es belastet mich auch. Ich habe leider das Gefühl, meinem Körper gar nicht mehr trauen zu können. Habe ich nun mit 5 Kilo Zunahme zu rechnen oder gar mit 10? Irgendwie schon heftig. Danke vorab für Ihre Geduld!

  • Die Nierenfunktion kann nur Hausarzt oder Nephrologe direkt überprüfen.
    Wir haben Gewichtsanstiege bis zu 5 kg gesehen. MLD kann hier "abfedern" und den Anstieg dämpfen.Dieser bildet sich ,so die Diuretika nicht medizinisch erforderlich sind, dann langsam wieder zurück.
    Trinkmenge normal 1,5 -2 L/Tag.
    Achtung: Diuretika haben durch Elektrolytverlust ernste Nebenwirkungsmöglichkeiten bis zu (lebens-)gefährlichen Herzrhythmusstörungen

  • Danke für die schnelle Antwort. Ich nehme an, zur Überprüfung der Nierenfunktion benötigt es noch mehr als die üblichen Werte wie Kreatinin und Harnsäure? Diese waren nach Absetzen zuletzt nahezu normal (Kreatinin lag bei 1,06). Aber vermutlich muss man noch eine Sonografie machen, um die Nierenfunktion zu testen?
    Wie lange dauerte denn in Ihrer Praxis/Erfahrung die Rückbildung (vermutlich ist das von Person zu Person unterschiedlich, aber es müsste ja Erfahrungswerte geben.) Mein Elektroyltenhaushalt wurde zuletzt überprüft, alles bestens, Gottseidank.

  • Die Sonographie lässt gewebliche -grössen -stauungs Veränderungen erfassen. Die Funktion wird laborchemisch und ggfs. szintigraphisch beurteilt.
    Dauer (1-) 2-3 (-4) Wochen nach unserer Erfahrung

  • Vielen herzlichen Dank, dann versuche ich mal weiter Geduld zu haben und kein Frosch zu sein (siehe Avatar).


    Vielen Dank auch ganz allgemein, dass Sie sich hier trotz eines sehr stressigen Jobs Zeit nehmen, Fragen wie die meinen zu beantworten! Das ist mehr als aller Ehren wert!!!

  • Ich hole anbei meinen Thread nochmals hoch. Leider gestaltet sich auch dieser Absetzungsversuch der ETs mehr als schwierig bzw. viel schlechter als gehofft.
    Zwischenzeitlich habe ich konsequent von einer Dosis von Anfangs 2,5 Tabletten täglich auf 0,75 reduziert. Bis ca. 1,5 Tabletten war die Gewichtszunahme ertäglich (ca. 1 Kilo), ließ sich alo verkraften.
    Nun explodiert das Gewicht schon wieder unkontrollierbar. Trotz inzwischen stark verminderter Kalorienzufuhr (ca. 1300 kcl am Tag) nehme ich täglich 200-300 gr. zu. Ich habe das Gefühl, dass alles, was ich trinke, in mir drin bleibt, kann so gut wie gar nicht mehr zur Toilette (merke das vor allen Dingen am Morgen, wo ich unter höherer Diuretika-Dosis schon immer ziemlich viel Wasser gelassen habe und man ja als normaler Mensch auch Wasser lassen sollte).
    Ich bin nun vollkommen unentschlossen, was ich machen soll, denn das Ganze ist so unangenehm und unabsehbar. In zwei Wochen habe ich einen Termin zur Blutabnahme beim Hausarzt, da die Werte regelmäßig kontrolliert werden und ich hoffe sehr, dass dann wenigstens das Kreatinin einigermaßen passt. Andererseits werde ich, wenn ich es ungefähr hochrechne, bis dahin noch gut drei bis vier Kilo zugenommen haben. Und das selbst, wenn ich wenig bis gar nichts esse.
    Mein Hausarzt sagt immer, das könne nicht sein, ich MÜSSE mehr gegessen haben, denn so viel könnten die ETs nicht ausmachen, ich kann aber schwören, dass dies nicht stimmt, ich esse momentan sicherlich sogar zu wenig, was mein Ehemann bestätigen könnte. Vermutlich muss ich mich wohl doch einmal zum Facharzt überweisen lassen, offensichtlich kann der Körper ja selbst nicht mehr entwässern. Und es pendelt sich ja auch nach einer gewissen Zeit einfach nicht ein.
    Ich bin irgendwie total frustriert, ich hatte so sehr gehofft, dass mein Körper sich bei langsamer Reduktion der ETs und mit Geduld auch langsam daran gewöhnt, aber dies scheint nicht der Fall zu sein. Ich habe immer gedacht, das kann doch nicht sein, dass man am Ende sechs oder sieben Kilo nur wegen Wasser zunimmt, aber offensichtlich geht das doch (und ob es gesund ist, ist dann nochmals eine Frage). Bin jedenfalls schon sehr verzweifelt und weiß auch, dass mir hier von fern wohl so niemand richtig helfen kann, aber irgendwie musste ich das mal loswerden. Danke fürs Lesen!

  • Über Nacht schon wieder 300 gr mehr, trotz gestern nur 1000 kcl. Ich fürchte, ich geb's jetzt leider auch beim 3. Mal wieder auf, hätte es so gerne geschafft, aber dass ich so gar nicht mehr Wasserlassen kann, besorgt mich doch sehr. Werde versuchen, zumindest bei nur 1 ET am Tag zu bleiben und dann nochmals mit dem Arzt sprechen. Hätte ich gewusst, dass daraus ein solches Problem entsteht, ich hätte nie im Leben auch nur eine ET genommen, so hilfreich sie am Anfang und zwischenzeitlich auch waren ...
    Herzliche Grüße an alle!