Tiefenoszillation

  • Im Wittlinger Therapiezentrum in Walchsee verwenden wir den HIVAMAT (oszillierende Elektrotherapie) zusätzlich zur manuellen Lymphdrainage entweder zur Narben- oder zur Fibrosebehandlung (jeweiliger Frequenzbereich ist vom Hersteller vorgegeben und als Tabelle am Gerät für den Therapeuten hinterlegt).


    Bei der Fibrosebehandlung ist dieser HIVAMAT gleichwertig zur "manuellen" Fibrosetechnik des Therapeuten anzusehen.


    Die Fibrosetechnik unterscheidet sich wiederum von der "klassischen" manuellen Lymphdrainage (leichter Druck) dahingehend, dass mit höherem Druck (angepasst an den Gewebedruck) und noch langsamer gearbeitet wird.


    Fibrosen werden durch beide Techniken nicht aufgelöst, sondern durch die "Querdehnung/Friktion" des Gewebes plus "unruhiger Bandagenunterfütterung" (siehe Ausführung unten) ermöglichen wir es den körpereigenen Fresszellen (Makrophagen) wieder in das Bindegewebe einzuwandern und die Eiweiße (Proteine) abzubauen (Phagozytose). Damit reduzieren sich die Eiweissablagerungen im Bindegewebe (Fibrosen) und das Gewebe wird "weicher".


    Einen wichtigen Punkt hat Dr. Sprengel schon aufgegriffen, nämlich die "richtige" Unterfütterung bei fibrotischen Ödemen zusätzlich zur Fibrosetechnik/HIVAMAT Therapie.
    "Richtig" bezieht sich hierbei auf eine unruhige Oberfläche der Unterfütterung, damit wird die Querdehnung/Friktion der Fibrosetechnik simuliert. In den letzten Jahren sind immer mehr fertig zugeschnittene Unterfütterungen der gängigen deutschen Hersteller auf den Markt gekommen, vorher wurden diese von den Therapeuten individuell angefertigt (bei uns Schokolade, Nierchen hart/weich, Schnecken, Spagetti, etc. genannt).
    Zusätzlich gibt es noch einen Anbieter aus den USA und einen aus Italien, deren Produkte in der Nacht getragen werden können (in Kombination mit einer Bandagierung)


    lg aus Tirol

  • Exemplarisch einige Beispiele, wobei zu beachten ist, dass es sich hierbei um Medizinprodukte handelt, welche also durch Fachpersonal/geschultes Personal/in stationärer lymphologischer Intensivtherapie angepasst/probiert werden soll!
    Bitte nicht in Eigenregie bestellen und anwenden! Wir haben leider auch Patienten mit einer lokalen Ödemverschlechterung gesehen. Es bedarf Erfahrung und individueller Schulung in der Anwendung!


    Beispiele, ohne Werbung oder Wertung meinerseits


    - Linie Softcompress der FA Juzo


    - Linie Relax von Jobst


    - Linie Comfort after breast cancer speziell für den Brust/Flanken/Stammbereich von Jobst



    - Caresia der US FA Solaris, Europavertrieb durch die FA Lohmann/Rauscher, akt. noch im Zertifizierungsvorgang für das EU- Zertifikat (zu erwarten innerhalb der nächsten 6 MO)


    Ich hoffe das hilft weiter

  • Vielen Dank für die Antworten!


    So, wie ich es jetzt verstanden habe, erreicht die Tiefenoszillation (z.B. HIWAMAT) auf fibrotischem Gewebe nicht den Effekt wie mit unruhigen Oberflächen. Das heisst, dass nach wie vor Manuelle Lymphdrainage MLD mit Bandagierung mehr Erfolg bringt.
    Ich werde einfach mal mit dem nächsten Rezept die Tiefenoszillation ausprobieren und dann berichten, ob es mir hilfreich erscheint.


    Interessant finde ich die hier beschriebenen Unterfütterungen, das könnte ja eine Erleichterung auch z.B. für das nächtliche Bandagieren sein. Da werde ich mich bei den Herstellern erkundigen. Ich finde es gut auch andere Materialien zu testen, da das Gewebe dann auch andere Reize bekommt.


    Können die erwähnten Produkte auch verschrieben werden oder muss das selbst bezahlt werden?


    Viele Grüsse, Amm

    Einmal editiert, zuletzt von Amm ()

  • Den ausgiebigsten Effekt auf ausgeprägte Fibrosen hat eine stationäre Entstauungsphase. Dort wird unruhiges Material bei jedem Wickeln eingebracht, damit gesportet, 23 Stunden am Tag getragen, der Therapeut wird die Teile immer etwas anders platzieren.

    Genau so erreichen wir den optimalen Effekt, wobei je nach Lokalisation (Ort) des Ödems, Hautbeschaffenheit und Reaktion auf den Druck/Wärme unterschiedliche Materialien eingesetzt werden. Jeder Mensch, jedes Ödem ist individuell (einzigartig) und erfordert manchmal Nachjustierungen auch außerhalb vom klinikeigenen Standard.


    Die Kombination macht's: Stationäre Fibrosetechnik (egal ob mit den Händen oder HIVAMAT) + unruhige Oberfläche + Bandage + Gymnastik in den 3 Wochen der Intensivtherapie bringt den Erfolg.


    Ein Fall ist mir bekannt, wo eine Patientin mit ausgeprägten Fibrosen bei primären Lymphödem, für zuhause einen gebrauchten HIVAMAT über eine Tauschbörse gekauft und mit gutem Erfolg (Fibrose deutlich weicher) tgl. angewendet hat.
    Es ist ein Einzelfall und soweit mir bekannt, gibt es keine "wertige" medizinische Studie dazu. So ein Gerät ist auch teuer (neu um die 8.000Euro) und es sind möglich Kontraindikationen (z.B. nach Herzschrittmacherimplantation, Metall im Körper, Stent, etc.) zu beachten.


    Bezüglich Kostenerstattung für unruhige Materialien, kann ich zumindest für die 2 Kliniken in Österreich (Klinik Wolfsberg und Wittlinger TZ Walchsee) berichten, dass gerade eine Kostenübernahme für unruhige Materialien für Finger, Handrücken, Brust/Flanke inklus. BH Versorgung und Genitale läuft. Bein- und Armunterfütterungen sind aktuell Privatleistungen und vom Patienten selbst zu bezahlen.


    Bitte beachten, diese Information bezieht sich auf Österreich und nur auf eine Verordnung während der stationären Intensivtherapie in den 2 Kliniken! Zu den Regelungen in Deutschland kann ich leider nichts beitragen.