Wirklich ein Lipödem?

  • Hallo ihr Lieben!

    Ich bin 28 Jahre alt und etwas verunsichert. Deswegen hätte ich mal gern eure Meinung. Dazu muss ich leider etwas weiter ausholen.

    Ich bin, bei einer Größe von 1,73 m, schon immer übergewichtig gewesen (mal mehr, mal weniger). Natürlich waren dadurch auch die Beine (Oberschenkel) recht stämmig, aber nie so, dass sie nicht zum Rest des Körpers gepasst hätten. 1995 hatte ich das bisherige Höchstgewicht von 96 kg erreicht. Ich nahm auf ca. 85 kg ab und hielt dieses Gewicht mit +/- 3 kg 4 Jahre lang. Auch jetzt waren die Beine noch kräftig, aber passend.
    1999 habe ich dann "ausversehen" (viel Ärger und Stress) auf 73 kg abgenommen. Die Proportionen waren gut verteilt, ich hatte (oben und unten) Größe 38/40. Ich konnte sogar kurze Röcke tragen, weil auch die Beine schöne Proportionen bekommen hatten.

    In den nächsten 4 Jahren nahm ich schleichend wieder zu bis ich Juli 2003 103 kg drauf hatte. Natürlich sind auch die Beine wieder dicker geworden.
    Ich habe dann begonnen meine Ernährung umzustellen. Um meine Erfolge zu dokumentieren, habe ich zusätzlich zum wiegen u.a. meine Oberschenkel (dickste Stelle) vermessen. Da hatte ich R 75 und L 73 cm. Bis November nahm ich 11 kg ab und auch der Umfang der Oberschenkel reduzierte sich auf L und R 67 cm.
    Dann kam Weihnachten und danach Probleme und ich habe mich nicht mehr um gesunde Ernährung gekümmert, im Gegenteil, ich habe in mich reingestopft, was nicht niet und nagelfest war. Natürlich bin ich in dem dreiviertel Jahr wieder in die Breite gegangen.
    Letzte Woche dann der Entschluss, wieder die Ernährung umzustellen. Ich also auf die Waage und - Schock schwere Not – 110 kg. Natürlich habe ich mich auch wieder vermessen. An Bauch und Hüfte waren es natürlich mehr als mit 103 kg, aber an den Beinen hatte ich überraschender Weise fast die selben Werte, R 75, L 74 cm.

    Letzten Freitag bin ich, wegen "Wasser in den Beinen" (Unterschenkel und Füße) zum Phlebologen gegangen und die Ärztin meinte, nachdem sie mir je eine Delle in die Unterschenkel gedrückt hatte, dass ich ein Lipödem hätte. Sie hat mich auch gleich am Freitag an Füßen und Unterschenkeln bandagieren lassen. Gestern wurde die Bandage gewechselt und die sichtbare Umfangsreduzierung der Unterschenkel (vor allem im Bereich der Knöchel) war beachtlich.

    Natürlich habe ich in den vergangenen Tagen unzählige Internetseiten und Foren durchstöbert und auch Bilder geguckt. Und ich bekomme mehr und mehr den Eindruck, dass zum einen die Diagnosemethode mehr als unzureichend ist, als auch dass die Diagnose selber nicht wirklich stimmt. Wäre nicht bei so einer gewaltigen Zunahme und einem gleichzeitig vorhandenen Lipödem der Oberschenkelumfang deutlich größer geworden? Außerdem habe ich außen an den Oberschenkeln (da wo die Reiterhosen sind) kaum Fett, das ist bei mir alles innen (wie wohl bei den meisten Übergewichtigen)

    Ich bin total ratlos, was meint ihr?
    Die Ärztin ist jetzt 2 Wochen in Urlaub, und der Vertreter, der in der Zeit die Bandagen macht, will sich da wohl nicht weiter einmischen.

    Sorry, dass es so lang geworden ist

    Grüße Anja

    PS: Mir ist noch was eingefallen.

    Ich habe keine Schmerzen in/an den Beinen. Nur die letzten Tage an den Füßen, als die so geschwollen waren. Das lag wohl aber eher an der gespannten Haut.

    Und eine Neigung zu blauen Flecken hab ich überhaupt nicht. Eher im Gegenteil. Selbst wenn ich mich doll stoße, bekomme ich keine.

  • Hallo Anja,

    du hast recht, das klingt alles seltsam.

    Meistens bricht die Krankheit in der Pubertät (ätzendes Wort) aus, aber du hast ja offenbar selbst mit 24 Jahren noch eine oben und unten gleichmäßige Figur gehabt.


    >Letzte Woche dann der Entschluss, wieder die Ernährung umzustellen. Ich also auf die Waage und - Schock schwere Not � 110 kg. Natürlich habe ich mich auch wieder vermessen. An Bauch und Hüfte waren es natürlich mehr als mit 103 kg, aber an den Beinen hatte ich überraschender Weise fast die selben Werte, R 75, L 74 cm.

    Da bin ich ja direkt neidisch. Ich hatte schon mit 30 kg weniger als du, also ungefähr 80 kg, einen solchen Oberschenkel-Umfang! (Dafür ungefähr 75 cm Taille und "oben" 80A.)


    >Letzten Freitag bin ich, wegen "Wasser in den Beinen" (Unterschenkel und Füße) zum Phlebologen gegangen und die Ärztin meinte, nachdem sie mir je eine Delle in die Unterschenkel gedrückt hatte, dass ich ein Lipödem hätte.

    Hmmm. Ich kenn' mich nicht so gut aus mit Übergewicht und der Belastung durch die Fettmassen, aber ich habe schon öfter gehört, dass man gerade bei Schwangerschaft deswegen Probleme mit den Lymphbahnen kriegt, weil das Baby im Bauch die entsprechenden Lymphgefäße (Lymphsee) abdrückt. Denke, dass das bei großen Fettmassen das gleiche Prinzip ist und "einfach" nur die Lymphbahnen abgedrückt werden, ohne dass es gleich ein Lipödem ist (denn das Fett ließ sich ja auch immer wieder reduzieren).


    >Und ich bekomme mehr und mehr den Eindruck, dass zum einen die Diagnosemethode mehr als unzureichend ist, als auch dass die Diagnose selber nicht wirklich stimmt.

    Tja. Aber bis jetzt ist "Angucken" und "Anfassen" halt die vorherrschende Diagnosemethode und wenn die Diagnose eindeutig ist, dann reicht das in der Tat auch aus (ich war am Anfang auch skeptisch, bis ich dann die typischen Schmerzen in den Waden bekam).


    >Außerdem habe ich außen an den Oberschenkeln (da wo die Reiterhosen sind) kaum Fett, das ist bei mir alles innen (wie wohl bei den meisten Übergewichtigen)

    Habe ich auch nicht, trotzdem Lipödem.

    >Ich habe keine Schmerzen in/an den Beinen. Nur die letzten Tage an den Füßen, als die so geschwollen waren. Das lag wohl aber eher an der gespannten Haut.

    Es gibt auch schmerzfreie Lipödeme. Andere Ärzte bezeichen das als Lipohypertrophie. Im allgemeinen ist das nicht behandlungsbedürftig, wenn du keine Schmerzen hast. Ich denke mal, deine Beschwerden kommen in der Tat durch das Übergewicht.

    >Und eine Neigung zu blauen Flecken hab ich überhaupt nicht. Eher im Gegenteil. Selbst wenn ich mich doll stoße, bekomme ich keine.

    Habe ich auch nicht, trotzdem Lipödem.


    Zusammenfassend:

    So einfach kann man das per Ferndiagnose natürlich nicht sagen. Aber
    a) Wasser in den Waden und Knöcheln kann noch von anderen Krankheiten herrühren.
    b) Beim Lipödem ist der krasse Gegensatz zwischen schlankem Ober- und dickem Unterkörper augenfällig.
    c) Ich habe schon einmal hier im Forum von der Fehldiagnose(!) Lipödem gehört. Scheint also durchaus vorzukommen. Und gerade bei Übergewicht ist es schwer, Adipositas und Lipödem auseinanderzuhalten. Und wenn auch die anderen Merkmale nicht erfüllt sind, dann kann es das eigentlich nicht sein.

    Vielleicht noch mal einen anderen Arzt aufsuchen?

    Viele Grüße
    Ulla

    PS: Ich weiß noch, wie lange ich gebraucht habe, um die Diagnose zu akzeptieren. Ich wäre echt froh gewesen, wenn ich meine Figur einfach mit Ernährungsumstellung in den Griff gekriegt hätte. Von daher finde ich es echt fies, wenn die Ärzte sich nicht nur nicht damit auskennen, sondern auch noch Fehldiagnosen stellen.

  • Hallo Ulla!

    Danke für deine Antwort.

    Ich habe heute den Vertretungsarzt meiner Ärztin (sie selbst ist in Urlaub) mit meinen "Erkenntnissen" ;) konfrontiert und ihm gesagt, dass ich eine Bekannte habe mit etwa der gleichen Figur und der gleichen Abnahmesymtomatik (also oben und unten gleichmäßig), die auch Wasser in den Beinen hatte.
    Ihre Schwester hat ein kombiniertes Lymph- und Lipödem und sie wurde deswegen extra gründlich durchgecheckt. Der Arzt ist wohl in Norddeutschland ein bekannter Spezialist und dieser hat festgestellt, dass sie weder ein Lip- noch ein Lymphödem hat, sondern "nur" eine Bindegewebsschwäche.
    Darauf meinte der Arzt zu mir, das wäre das gleiche. Der hat auch beim Erklären meiner Krankheit mal das Wort Lymphödem, und mal das Wort Lipödem benutzt. Ich denke er hat nicht wirklich viel Ahnung.
    Auf jeden Fall hab ich ihn solange gelöchert, bis er mir einen Termin bei seinem Chef versorgt hat, seines Zeichens Lymphspezialist.

    Am Dienstag muss ich hin, bin mal gespannt

    Liebe Grüße Anja

  • Hallo Anja,

    um sicher zu gehen, würde ich auf alle Fälle noch einen Facharzt aufsuchen. Da ich nicht weiß , wo du wohnst, klicke einfach mal hier drauf. Da findest du Fachärzte in ganz Deutschland.

    http://www.lymphnetz.de/html/facharzte.html

    Viele Grüsse
    Bianca



    >Hallo Ulla!
    >Danke für deine Antwort.
    >Ich habe heute den Vertretungsarzt meiner Ärztin (sie selbst ist in Urlaub) mit meinen "Erkenntnissen" ;) konfrontiert und ihm gesagt, dass ich eine Bekannte habe mit etwa der gleichen Figur und der gleichen Abnahmesymtomatik (also oben und unten gleichmäßig), die auch Wasser in den Beinen hatte.
    >Ihre Schwester hat ein kombiniertes Lymph- und Lipödem und sie wurde deswegen extra gründlich durchgecheckt. Der Arzt ist wohl in Norddeutschland ein bekannter Spezialist und dieser hat festgestellt, dass sie weder ein Lip- noch ein Lymphödem hat, sondern "nur" eine Bindegewebsschwäche.
    >Darauf meinte der Arzt zu mir, das wäre das gleiche. Der hat auch beim Erklären meiner Krankheit mal das Wort Lymphödem, und mal das Wort Lipödem benutzt. Ich denke er hat nicht wirklich viel Ahnung.
    >Auf jeden Fall hab ich ihn solange gelöchert, bis er mir einen Termin bei seinem Chef versorgt hat, seines Zeichens Lymphspezialist.
    >Am Dienstag muss ich hin, bin mal gespannt
    >Liebe Grüße Anja