Welche Auswirkungen kann ein links herum angezogener K-Strumpf haben?

  • Hallo zusammen,


    ich weiß, dass die Frage zunächst dämlich klingt, aber es geht um folgendes:
    Meiner in einem deutschen Altenpflegeheim (mit sehr guter Bewertung) lebenden Mutter mit Pflegestufe I und leichter Demenz wird oft einer der beiden Kompressionsstrümpfe links herum angezogen, d. h. das Haftband wird nach außen getragen und kann die Strümpfe nicht oben halten.
    Folge ist dann natürlich, dass die Strümpfe runter rutschen und im Kniebereich wohl auch "einschneiden" und dazu überall Querfalten sich bilden.


    Schon beim 1. Mal, als ich dies feststellte, wies ich die Pfleger darauf hin und bekam zur Antwort:
    Das sei nicht so schlimm, denn die Kompression wäre dieselbe, egal, ob der Strumpf links oder rechtsherum angezogen wird (!).


    Wenn es nur ein Mal passiert wäre, wäre ich ja nicht so verärgert darüber ... und jedes Mal habe ich mich beschwert, was aber nichts genutzt hat, weil man wohl denkt, dass das nicht schlimm sei und daher keine Notwendigkeit sieht, darauf zu achten.





    Mich würde interessieren, ob denn bei einem links herum getragenen Kompressionsstrumpf, der runter rutscht und im Knie oder anderswo dann Falten schlägt, die Gefahr einer Thrombosebildung steigt?
    Oder können sich andere gesundheitliche Nachteile ergeben, wenn der Strumpf linksherum getragen wird?

    Ich will bei meiner Mutter natürlich gesundheitliche Nachteile verhindern und suche nach (weiteren) Argumenten.



    Danke für alle Antworten.




    LG
    Gitte

  • Wenn ein Kompressionsstrumpf rutscht ,Falten bildet und dann einschnürt könnte die Thrombosebildung gefördert werden.wenn dies Bein linksrum tragen passiert sollte dies unterlassen werden

  • Hallo Black Bandage,


    Danke für ihren Beitrag.
    Sie haben Recht, wenn Sie sagen, dass zuviel Höflichkeit bei so einer Sache nicht dienlich ist und vor allem kann das falsche Anziehen von K-Strümpfen auch schaden.
    Ich habe schon öfter diese und auch andere Mängel beanstandet, wobei ich natürlich versuche, den Ton zu wahren. Gut manchmal bin ich auch schon -für meine Verhältnisse- energisch gewesen.
    Aber oft merke ich, dass es abprallt oder mir zwar Änderungen versprochen werden, aber nicht umgesetzt werden.
    Der Hinweis auf die Fotodokumentation ist gut und richtig. Ich hatte gestern auch bedauert, dass ich keinen Fotoapparat dabei hatte.


    Ob ich innerhalb der Familie jemanden finden würde, der diese Dinge reklamiert, ist fraglich, weil alle anderen in der Familie meine Mutter nur kurz besuchen und dann nicht bemerken, wenn etwas nicht stimmt und auch keiner ahnt, wie sich falsches Anziehen eines K-Strumpfes auswirken kann.
    Ich selbst bin wöchentlich rd. 4 bis 6 Stunden bei meiner Mutter und bekomme Pflegemängel mit, die ich auch immer versuche, anzusprechen mit leider zu wenig Erfolg.


    Pflegemängel sind in allen Heimen an der Tagesordnung, so dass ein Heimwechsel nichts bringen würde. Auch in einem Heim, wo mein Vater ganz am Anfang mal war, hatte ich falsch herum angezogene K-Strümpfe bei ihm gesehen und andere Pflegemängel dazu noch.


    Ich habe eben die Befürchtung, wenn ich mich ständig beschweren muss, dass man dann erst Recht meine Mutter vernachlässigt, d. h. sie es dann zu "büßen" hat.
    Ich kann aber auch nicht zusehen, weil die Pflegemängel eher zunehmen, so dass ich doch auch mal den Heimleiter ansprechen werden müssen.



    LG
    Gitte

  • Dass das Anziehen von Kompressionsstrümpfen nicht gerade zur Lieblingstätigkeit vieler Pfleger zählt, musste ich leider auch am eigenem Leib erfahren.


    Neben der Grundpflege bekommt meine Mutter täglich rundgestrickte Schenkelstrümpfe und ich eine flachgestrickte3-teilige Kompressionsbestrumpfung (Kniestrümpfe, Oberschenkelstulpen, Bermuda) angezogen durch den Pflegedienst angezogen.


    Dabei nging man sehr achtlos und teilweise auch unkompetent vor - ob auf links oder rechts angezogen schien total egal - ich hatte ständig mit den Pflegern zu kämpfen - wurde so gar beschimpft, dass ich keine rundgestrickten Strümpfe trage, das sei doch nicht normal - die seien ja nicht so dehnbar und viel schwerer anzuziehen. Ich solle mir andere anschaffen :D Nun, ich trage die Kompression, die mir durch Fachärzte (unter anderem auch rehaklinik) verordnet wird und die ich für meine beine benötige.


    Eines Morgens kam dann eine für uns unbekannte Pflegerin, die aber vorgab schon seit 15 Jahren bei der Diakonie zu sein. Erst später merkte ich, dass meine Mutter beide Kniestrümpfe auf links anhatte und auch ich hatte beide auf links an. Da der Haftrand nun aussen war, rutschten die Strümpfe, obwohl der Oberschenkelstulpen das noch etwas abhielt. Auf beiden Füssen sind Polsterungen aufgenäht, um damit es nicht im Ristbereich so schwer scheuert. Jetzt lag die Polsterung aussen, hatte also keine Wirkung und es scheutere wahnsinning, zumal durch das falsche Anziehen der Strümpfe es sich am Knöchelbereich staute.


    Eine Beschwerde, die allerdings gleichzeitig auch darauf abzielte, dass der Pflegedienst meinte, ihre Mitarbeiter bereits während der üblichen Nachtruhe (5.40 Uhr) zu schicken, führte dann zur Kündigung seitens der Diakonie . Mit dem neuen Pflegedienst (seit 1.2.2014) habe ich keinerlei Probleme damit.


    Aus meiner Sicht: auf links angeszogene Strümpfe können Schaden anrichten.



    Liebe Grüße

  • Danke für den Beitrag, der zeigt, dass das Problem offenbar gar nicht so selten ist. Ich kenne mittlerweile einige Pflegeheime und weiß, dass überall vergleichbare Pflegefehler passieren.
    Leider gibt es im Pflegebereich viele Mängel und zu wenig Kontrollen. Sicher muss man auch bedenken, dass der Zeitfaktor nicht in Ordnung ist und die Pflegekräfte oft zu wenig Zeit für die zu erledigende Arbeit haben. Ich selbst wäre aber bereit, z. B. mehr Geld für ein Pflegeheim zu zahlen, wenn dafür die Qualität der Versorgung deutlich besser würde.
    Leider werden die Mißstände von den verantwortlichen Stellen wie Heimaufsicht, MdK weitgehend ignoriert oder gar nicht erst festgestellt ... und deshalb und weil die Politik sich nicht ausreichend um die stark zunehmende Zahl der Pflegebedürftigen kümmert, wird sich nicht viel ändern.


    Mir graut davor, selbst mal zum Pflegefall zu werden und hilflos dem Pflegepersonal ausgesetzt zu sein.


    LG
    Gitte

  • Guten Tag, Gitte,


    falsch getragene Kompressionsteile können für die Patienten sehr unangenehm sein und im Einzelfall natürlich auch ihre Wirkung dadurch verlieren bzw. sogar zu Schaden führen.


    Unabhängig davon halte ich es aber einfach für ein Zeichen mangelnder Achtung vor der Person, sie nicht sorgfältig zu bekleiden. Nur zum Querdenken: bei den meisten von uns wird sich ein ungünstiges Bild der Eltern einstellen, wenn wir kleine Kinder sehen, die in nicht-sauberer, auf links gewendeter und dann vielleicht auch noch zur Jahreszeit unpassender Bekleidung herumlaufen. Da ist der - zumindest gedankliche - Vorwurf der Vernachlässigung naheliegend.


    Und wer sogar sichtbare Zeichen der Missachtung hinterlässt - wie geht der in den unbeobachteten Situationen mit den Pflegeabhängigen um???

    Sabine Stüting


    Ärztin, Klinik Rheine

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Gitte,


    erst einmal ein großes Lob an Sie: Wir finden es wirklich toll, dass Sie sich so gut um Ihre Mutter kümmern und Ihnen solche Fehler auffallen.


    Wie Sie schon richtig erkannt haben, ist es falsch einen Kompressionsstrumpf auf links gedreht anzuziehen. Das erwähnte Rutschen und Einschnüren kann selbstverständlich Nachteile in der Therapie bringen. Die Strümpfe dürfen beim Tragen weder Schmerzen verursachen, noch Dellen bilden oder einschnüren. Der übers Bein nach oben hin abnehmende Druck, der eine erfolgreiche Kompressionstherapie ausmacht, kann in diesem Fall nicht mehr gewährleistet werden. Zudem gibt es diverse Strümpfe, die an der Innenseite eine andere Materialzusammensetzung aufweisen, als an der Außenseite, damit beispielsweise ein hoher Baumwollanteil an der Haut direkt aufliegt. Außerdem kann das Haftband natürlich nicht halten, wenn es nach außen gedreht ist.


    Deshalb würden auch wir Ihnen dazu raten, den Pfleger erneut darauf hinzuweisen. Denn die Kompressionsstrümpfe Ihrer Mutter sollen schließlich Ihren gesundheitlichen Zweck erfüllen können.


    Wir hoffen, dass wir Ihnen weiterhelfen konnten!
    Ihr Ofa Bamberg Team

  • Hallo zusammen,



    danke auch für die letzten, sehr interessanten Beiträge.


    Zitat

    Wie Dr. Stüting empfinden auch wir es als missachtend, eine Person nicht sorgfältig zu kleiden und auf diese Weise zu vernachlässigen.


    Das ist sehr richtig. Ich denke auch, dass man in den Pflegeheimen darauf mehr achten muss, als es in der Regel getan wird.
    Aber mir scheint, dass man bei Demenzkranken (meine Mutter hat eine leichte Demenz) einfach glaubt, dass diese Menschen eh nichts mehr merken und dass es egal ist, wie sie angezogen sind und auch sonst bekommen Demenzkranke weniger Aufmerksamkeit durch die Pfleger.


    Leider wird auch beim Ankleiden meiner Mutter nicht immer auf die Optik geachtet und noch schlimmer: Vor einigen Tagen hatte man ihr tagsüber die Schlafanzughose der letzten Nacht angezogen ...
    Meine Mutter ist aber noch nicht so dement, als dass es ihr egal ist, wie sie angezogen ist. Daher versuche ich ihr auch in diesem Punkt zu helfen.


    Ich werde auf jeden Fall mit der Heimleitung sprechen.



    LG
    Gitte

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe selber eine ähnliche Erfahrung mit einem Heim gemacht. Nach dem Tod meines Vaters hat mein Bruder meine Mutter in ein Altenheim gebracht, sie war dort in einem Mehrbettzimmer mit Frauen. Das habe ich nicht mitbekommen weil meine Eltern und mein Bruder in Schleswig-Holstein wohnten, ich in Hessen. Als wir einige Monate nach dem Tod meines Vaters meine Mutter besuchen wollten hat mich fast der Schlag getroffen als ich sah wie meine Mutter untergebracht war. Ich habe noch am selben Tag meine Mutter (die Heimleitung hat sich heftig gewehrt) aus diesem "Heim" geholt und es geschafft binnen weniger Tage ein sehr schönes Senioren Heim zu finden wo sich meine Mutter recht wohl gefühlt hat wie sie mir später sagte. Ich habe mich geschämt wie meine Mutter untergebracht worden war. Das neue Senioren Heim war ein Unterschied wie Tag und Nacht.

  • Es ist eine Schande, Menschen im Alter in Mehrbettzimmern unterzubringen.
    Oft haben diese alten Menschen jahrelang, wenn nicht jahrzehntelang sich ans "allein leben" gewöhnen müssen und wenn sie hilfsbedürftig werden, kommen sie mit mehreren in ein Zimmer. Das ist menschenunwürdig.
    Gerade im Alter hat doch jeder seine kleinen Eigenheiten entwickelt.
    Und dann soll man sich selbst im intimsten Lebensbereich, dem Schlaf, anderen unterordnen müssen?
    Undenkbar.
    Armes Deutschland, wie gehst du mit deinen Alten um?
    :cursing::cursing::cursing:

  • Hallo zusammen,



    meine Mutter ist in einem Einzelzimmer untergebracht. Darauf haben wir Wert gelegt, weil das doch besser ist für sie und für den evtl. Zimmergenossen.
    Und das Heim, wo meine Mutter lebt, hat auch positive Aspekte. Beschäftigungstherapie wird dort sehr viel geboten, auch Andachten, worauf meine Mutter viel Wert legt.
    Auch die Lage des Heimes ist gut. D. h. es ist sonst ganz zufriedenstellend.
    Nur im pflegerischen Bereich könnte es besser laufen wie meine o.g. Schilderungen zeigen und meinem Eindruck nach wurde im pflegerischen Bereich am Anfang auch besser gearbeitet. D. h. bei Personalwechsel ist es denkbar, dass solche Mängel zunehmen, wenn ein oder 2 neue Mitarbeiter weniger genau sind.


    Aber ich kenne, wie schon erwähnt, auch andere Heime und weiß, dass es in keinem Heim optimal ist. Gerade im pflegerischen Bereich gibt es auch in den anderen Heimen Mängel.
    Ein Beispiel ist, dass in mehreren Heimen meinen Eltern auch mal Stützstrümpfe angezogen wurden, die jemandem anderen gehörten. So etwas merkt man als Angehöriger nur, wenn man sich sehr intensiv kümmert, d. h. ich merkte es, weil ich meine Mutter abends auch mal ausziehe. Wie kommt man sonst schon auf die Idee, die Namen auf den Stützstrümpfen zu kontrollieren?
    Ich könnte aus den einzelnen Heimen noch einige Negativbeispiele nennen.
    Ein Beispiel noch, weil ich mich darüber auch oft aufgeregt habe:
    Mein Vater bekam ein Asthmamittel in einem sog. Turbohaler:
    Symbicort heißt es und wird häufig bei Asthmatikern verordnet.
    4 Hub täglich war seine Minimaldosis. Ein Turbohaler enthielt 60 Hub, so dass alle 15 Tage ein neues Rezept hätte ausgestellt werden müssen. Aber es passierte in jedem Heim und auch beim ambulanten Pflegedienst, dass der Turbohaler mind. die doppelte Zeit verwendet wurde oder gar noch länger. Und das war nicht ohne Folgen bei meinem Vater geblieben, denn als ich mit ihm mal unterwegs war, konnte er kaum laufen, so rang er nach Luft.
    Man hat ihm entweder nur ein oder 2 Hub täglich gegeben oder man hat nicht gemerkt, wenn er leer war oder man hat das "'Gerät" falsch bedient und das Medikament war dann nicht freigesetzt, oder, oder .... Fehlermöglichkeiten gibt es einige.
    Da aber die Anwendung solcher Turbohaler sehr häufig ist, sollte man erwarten, dass das Pflegepersonal sich in der Bedienung dieser Mittel auskennt.
    Es ist aber nicht so.
    Ich habe die jeweiligen Pfleger darauf hingewiesen, doch der Ist-Verbrauch blieb immer hinter dem Soll-Verbrauch zurück.
    Ich vermute, dass die Kontrollbehörden wie Heimaufsicht oder MdK gar nicht auf die Idee kommen, den tatsächlichen Verbrauch von Medikamenten mit den jeweiligen Medikamentenplänen zu vergleichen. Da gäbe es einiges zu entdecken, denn auch bei der Gabe von anderen Medikamenten wird oft "geschludert".



    Zitat

    Armes Deutschland, wie gehst du mit deinen Alten um?


    Das ist ein sehr wahrer Satz.
    Alle Menschen können mal in ein Pflegeheim kommen, d. h. schon die noch jüngeren Menschen sollten Wert darauf legen, dass in den Pflegeheimen gut gearbeitet wird und ggf. sollte man dann auch bereit sein, für gute Pflege ein paar Euro mehr bezahlen zu müssen.
    Nur wenn es hinten und vorne an Fachpersonal fehlt, sehe ich für die künftigen Generationen sehr schwarz.



    LG
    Gitte