Frage an Dr. Killinger - Ospen in Österreich nicht mehr erhältlich - Ersatz?

  • Lieber Herr Dr. Killinger!


    Ich hoffe, ich darf Sie so direkt anschreiben im Forum.


    Ich habe leider wieder mal ein Erysipel (meine OP bei Dr. Tzou ist im Juni 23 - siehe Thema LVA in Wien).
    Unglücklicherweise sind wir auch gerade im Urlaub in Lanzarote und ich bin doppelt unglücklich.


    Ich habe von zu Hause eine Packung Ospen 1000 mitgenommen und meine Rötung war nach einem Tag verschwunden. Diese Packung reicht bis wir nach Hause fliegen am Freitag. Mein Problem ist jetzt, dass in Österreich keine Apotheke mehr Ospen hat und ich gelesen habe, dass der Wirkstoff Penicillin V am besten verträglich, da ein Schmalband Antibiotika. Und es wirkt auch immer sehr gut bei mir. Mein Hausarzt hat mir jetzt auf die Ecard Augmentin gebucht als Ersatz, aber das ist dann ein Breitband Antibiotika, oder?

    Außerdem hat man mir gesagt, dass auch Augmentin nicht mehr überall erhältlich ist.


    Was wäre ein gleichwertiges Schmalband Antibiotika zu Ospen, welches man in Österreich bekommen kann. Oder wo könnte ich Ospen sonst noch erhalten?


    Weiters hätte ich noch eine Frage bezüglich der Einnahme. Ich würde das Antibiotika jetzt zur Sicherheit 3 Wochen einnehmen. Normalerweise nehme ich Ospen 1000 3 x tgl. für zwei Wochen. Wenn man es länger nimmt, kann man es dann ein wenig reduzieren in der dritten Woche auf 2 x tgl.? Ich wiege nur 50 kg und bin mir nie ganz sicher bezüglich der Einnahmemenge. Mein Hausarzt meinte überhaupt nur die ersten drei Tage 3 x tgl. und dann auf 2 x tgl. reduzieren.


    Vielen Dank für Ihre Antwort und Hilfe.


    Liebe Grüße aus - derzeit - Lanzarote,


    Monika

    • Offizieller Beitrag

    Zur Dosierung, liebe Monika, bitte die Fachinfo lesen. Man reduziert nicht in der dritten Woche.

    Aber möglicherweise kannst du gewichtsadaptiert insgesamt geringer dosieren.

    Freundliche Grüße


    Uli29

  • Ospen ist in der Tat nicht lieferbar und schmerz im Alltag extrem v.a. bei Kindern mit Mandelentzündungen als Saft oder als Tabletten beim Erwachsenen.


    Augmentin ist prinzipiell eine gute Lösung, das ist ein Penicillin kombiniert mit Clavulansäure ergo wie Clavamox. Ist natürlich vom Wirksprekturm her breiter und die Calvulansäure verursacht oft die Darmbesschwerden wie Durchfall.

    Bei diesem Antibiotikum ist die Empfehlung bei "stärkeren" Infektionen mehrere Tage 3x1 zu geben und dann auf 2x1 zu reduzieren auch richtig.


    Alternative wäre noch Ospamox 1000g 2x1 tgl., das ist ein reines Penicillin ohne Clavulansäure, wird in Österreich auch produziert und ist lieferbar. Das wäre m.M. nach der Favorit aktuell.


    Ich würde zur Antibiose auch dringend raten entweder 1x tgl. Bioflorin Direktsticks morgens 1x1 zu nehmen (9 Euro, ohne Rezept in der Apotheke für 8 Stück) oder Alternativ auf Rezept Bioflair 2x1 aber mit mindestens 2 Stunden Abstand zum Antibiotikum.


    Nach Abschluss der Antibiose Darmsanierung mit Omnibiotik für 4 Wochen.


    Als Erwachsener mit 50 kg muss keine Dosis reduziert werden. Die meisten Antibiotika sind ab 40 oder 45 kg im Standard zu nehmen.

    Bei einigen muss aber eine mögliche Nierenschwäche oder Leberschädigung berücksichtigt werden und dann die Dosis reduziert werden.


    Besser kann ich es jetzt als Allgemeinarzt nicht mehr erklären, ein Pharmakologe wäre da noch hilfreich :)

  • Lieber Herr Dr. Killinger!


    Vielen lieben Dank für Ihre Bemühungen, niemand hat mir bisher je Ospamox genannt.
    Clindac kenne ich schon, dass habe ich ganz schlecht vertragen.


    Ich habe mal eine Apotheke in der Schweiz angeschrieben, die haben laut Internet noch Ospen im Handel. Evt. kann man es dort abholen lassen, wenn man das Rezept mailt.


    Weiß man denn ob dieses Produkt irgendwann wieder lieferbar ist. Im Internet habe ich nichts darüber gefunden.


    Darmflora Aufbauprodukte nehme ich ohnehin das ganze Jahr zB Darmflora Plus Selekt von Dr. Wolz und Omni Biotic Metabolic Balance. Meine Darmflora musste leider schon sehr viel Antibiotika aushalten.


    Ich nehme übrigens bei jedem Durchgang Antibiotika Perenterol Forte Trockenhefe, das wurde mir empfohlen ... ich hoffe, das ist kein Fehler und danach mache ich immer das komplette Darmsanierungsprogramm, zuerst mit Probiotika und dann mit Präbiotika.


    Die Bioflorin Sticks werde ich mir auf jeden Fall sofort nach dem Urlaub besorgen.


    Nochmals vielen Dank für die rasche Antwort, das weiß ich sehr zu schätzen.

  • Lieber Herr Dr. Killinger!


    Ich habe eine Apotheke in der Schweiz gefunden, die einer Bekannten von mir das Ospen übergibt und die schickt es mir dann zu. Ich habe gerade das Rezept in die Schweiz gemailt. Leider bekam ich nur ein Rezept für eine Packung Ospen 1000 a 30 Stück. Meine Sprechstundenhilfe meinte, man kann nicht mehr aufschreiben an einem Tag lt. System. Evt. kann ich nächste Woche nochmals eines holen.


    Ich habe jetzt schon 8 Tage Opsen 1000 3 x am Tage genommen. Ist es nun wirklich notwendig nochmals 14 Tage so eine hohe Dosierung zu nehmen oder kann man auch auf 2 pro Tag reduzieren? Mein Hausarzt meinte ohnehin so eine lange Einnahmedauer findet er nicht notwendig, aber er ist nun mal auch kein Experte in Sachen Erysipel.


    Vielen Dank für Ihre Einschätzung.


    Liebe Grüße, Monika

  • Lymphödempatienten brauchen leider häufig die 21 Tage, damit nicht innerhalb von 2-3 Monaten das selbe Erysipel wieder auftritt. In diesen 21 Tagen ist 3x tgl. 1g bis sogar 3x 1,5g nötig.

    Eine Reduktion auf 2x1 pro Tag würde ich nicht empfehlen.

    Eine Reduktion der Therapiedauer auf 14 Tage ist für "gesunde" nicht Lymphödempatienten ok aber für Lymphödempatienten riskant.

    Sollte nach 21 Tagen bei 3x1 immer noch ein Erysipel innerhalb der nächsten 2-3 Monate auftreten ist eine neuerliche Therapie von 3x1 für 21 Tage gefolgt von 1x tgl. 500mg für 3-6 Monate empfohlen.

    Bei Wiederholung trotz dieser "Dauertherapie" ist eine Blutabnahme von aeroben und anaeroben Blutkulturen zur Bestimmung von möglichen resistenten Keimen (interessanterweise bei Erysipel eher nicht häufig!) nötig.

    Ultima ratio ist eine Spritze in den Gesäßmuskel alle 4-6 Wochen mit einem Depotpenicillin (Retarpen in Österreich aber akt. nicht lieferbar oder Tardocillin über Deutschland beziehbar, die Krankenkassen zahlen akt. auch auf Bewilligung, da keine Alternative in Österreich verfügbar).

    Weiters Lymph OP dann sinnvoll zur Reduktion der Erysipelhäufigkeit durch Verbesserung des Lymphabflusses (siehe Dr. Traeger im Forum).

  • Lieber Herr Dr. Killinger!

    Vielen Dank, dass Sie sich immer die Zeit nehmen alles so ausführlich zu erklären. Dann nehme ich das Ospen 1000 jetzt mal 21 Tage lang und hoffe, dass ich bis zu meiner LVA am 14. Juni bei Dr. Tzou verschont bleibe.

    Liebe Grüße, Monika

  • Bitte gerne!


    Um das Risiko bis zur OP zu reduzieren können Sie nach der Dauer von 21 Tage mit 3x1 auch auf 1x tgl. 500mg Ospen bis zur OP als Prophylaxe wechseln.

    Das wäre echt zu überlegen!


    Alle 4 Wochen medizinische Fußpflege, Pausieren der Beinhaarrasur, tgl. Hautpflege z.B. mit Excipidial Lipolotion abends.


    Zusätzlich 5 Tage vor OP bei Prof. Tzou beginn mit dem Octenisan Set 2.0 zur lokalen antiseptischen Therapie (in der Apotheke bestellbar für ca. 23 Euro).

  • Ich wollte eigentlich nicht wirklich eine Dauerantibiose bisher wegen der massiven Darm- und Leberschädigung. Ich hatte auch zwischenzeitlich schon Jahre ohne ein Erysipel, aber ich sehe die Notwendigkeit, um bis zur OP ohne weiteres Rezidiv durchzukommen.


    Ich bin nur nicht ganz sicher, wie man zu einem Dauerrezept für Ospen kommt, es war schon wirklich schwer ein Rezept für 21 Tage zu erhalten über meinen Hausarzt.


    Ich habe mal Frau Prim. Dr. Brandstätter aus dem Hanusch Krankenhaus in Wien angeschrieben. Sie hat mir ja auch Dr. Tzou empfohlen und ich hoffe, dass sie mir da weiterhelfen kann.


    Excipidial Creme nehme ich schon seit Jahren, Rasuren sowieso nicht mehr, einzig Fußpflege habe ich noch nie professionell machen lassen. Ich hatte aber noch nie das Gefühl, dass die Erysipele von dort ausgehen oder das dort eine Problemzone ist.


    Schade, dass Tirol so weit weg ist, sonst würde ich sehr gerne zu Ihrer Lymphsprechstunde kommen. :)


    Danke nochmals für die großartige Hilfe!!!

  • Lieber Herr Dr. Killinger!


    Ich hätte noch eine letzte Frage an Sie, weil ich am Freitag nochmals zu meinem Hausarzt fahre.

    Wäre eine Depotspritze, wie Sie oben beschreiben, schonender bzw. besser verträglich als die orale Einnahme vom tgl. Penicillin?


    Ich nehme an diese Depotspritze muss dann von der chefärztlichen Abteilung der ÖGK genehmigt werden.


    Ich habe mir auf jeden Fall schon die ganzen Informationen von Ihnen ausgedruckt für meinen Hausarzt.


    Und Herrn Dr. Tzou werde ich über dieses tolle Forum berichten und natürlich liebe Grüße ausrichten :)

  • Eine Vergleichsstudie kenne ich nicht in Bezug auf tgl. niedrig dosiertes Penicillin V gegen i.m. alle 6 Wochen.

    Möglich wäre i.m. auf alle Fälle. Die Spritze muss aber langsam durch den Hausarzt in den seitlichen Pomuskel gespritzt werden, brennt auch ein bisschen.

    Bezüglich der Verordnung, die Apotheke muss zuerst nachschauen ob Retarpen 2,4 Mill. I.E. verfügbar ist, das wäre ohne Bewilligung mit normalem Hausarztrezept zu bekommen.

    Wenn nicht verfügbar, was ich befürchte, müsste der Hausarzt ein Rezept anlegen (Magistrale mit Bezeichung "Tardocillin 1200 auf 4ml") und dies vom Chefarzt bewilligen lassen, als Diagnose: Ihre Lymphödemerkrankung (z.B. I89. sek. oder prim. Lymphödem Stadium II in re./li. Bein post OP,etc. und wiederkehrende Erysipele, frustrane orale Therapie, i.m. alle 6 Wochen geplant, Retarpen in Österreich aktuell nicht lieferbar, geplante lympholog. OP 06/23)

    Dieses Medikament müsste die Apotheke dann aus Deutschland bestellen, hat bei uns schon mehrfach gut geklappt und wurde bewilligt.

  • Nochmals vielen lieben Dank. Ich werde das morgen alles zu meinem Hausarzt mitnehmen.

    Ich würde eher die Spritze bevorzugen. Leider sind solche "Sonderwünsche" nicht sehr beliebt bei ihm und seinem Team, aber jetzt kann ich besser argumentieren. :)

  • Wollte nur kurz berichten, dass ich die Tardocillin Spritze sofort genehmigt bekommen habe (es wurde genau so geschrieben wie von Ihnen angegeben) und schon in der Apotheke in Deutschland bestellt wurde.


    Diese Spritze lasse ich mir dann nach der letzten Einnahme vom Ospen - also am Tag 22 - geben und dann nochmals 6 Wochen später, dann reicht die Wirkung bis zur OP am 14. Juni. Entschuldigen Sie die vielen Fragen, aber mein Hausarzt hat dazu überhaupt keine Meinung (ist sogar eher ablehnend und hat mir nur gesagt die Spritze sei ziemlich schmerzhaft).


    Danke und liebe Grüße,

    Monika