Zum Lymphetape könnte ich jetzt ganze Romane schreiben, hier einige Stichpunkte. Meine Patienten habe ich z.T. seit 199o, nach allen Regeln der Kunst entstaut, KPE Phase I +II, flachgestrickt, verwöhnt durch Rene Gatzenberger, der mir viel zur Bestrumpfung gezeigt hat. Meine Patienten unterstützen meine Arbeit durch Selbstbehandlungsgriffe, Selbstbandagierung, Eigenengagement und trotzdem...manchmal hängst, die Fibrosen sind am nächsten Tag wieder wie vorher, ich brech mir die Finger ab...Das Tape hab ich seit Jahren verfolgt. Für unseren Lymphtherapeutenarbeitskreis haben wir vor 2 Jahren eine Lymphfachlehrerin, die auch an einer LymphfachKlinik arbeitet, eingeladen, bei der wir das Lymphtaping gelernt haben. Mir war wichtig, es macht jemand, der sich mit den Krankheitsbildern gut auskennt, mit dem Verlauf der Umgehungswege (Anastomosen), KPE macht und kritisch ist. Fazit: Seitdem ist fast jeder Patient von mir unterstützend!! getapet. Das heißt so wenig wie möglich,aber so viel wie nötig. Dann nur dort, wo ich mit Bandage und meinen unruhigen Materialien nicht hinkommen. Es hieß, unter der Bestrumpfung gehts nicht, aber meine Patienten sind alle bestrumpft, flachstrickt. Was haben sie für einen -positiven - Ehrgeiz entwickelt, die Fibrosen auf den Fußrücken, Knöchelbereichen zu überlisten. Egal welchen Alters. Techniken entwickelt, wie krieg ich den Strumpf übers Tape, ohne das sich dies aufrollt.
Im Genitalbereich, Mons Pubis Bereich, Frauen wie Männer, je nach Verhärtung und Narbenverlauf, als Lymphabflussunterstützung oder Fibrosetape. Ebenso Brustbereich/ Rumpfquadrant, Anastomosen unterstützen, Narben, entlastend für Achsel, Kopfödeme. usw. Einfach wunderbar. Ich weiß nicht, was ich ohne das Material machen würde.
Tape ist aber nicht Tape, es gibt welches, das nach einer Stunde abfällt. Meine Patienten sind bis zu 2 Wochen getapet, danach ruht sich die Haut wieder aus, ein paar Tage bis 1 Woche. Da ich auch Wundversorgung mache, bin ich im Ganzen sehr kritisch, eher weniger wie mehr. Wenn Patient das eine Tape nicht verträgt, weil Hautreizung, dann benutze ich eins von einer anderen Firma. Farben spielen bei den Mammapatienten nur in sofern eine Rolle, dass sie alle die Hautfarbe haben möchten, weil durch die Bluse nicht sichtbar. Schwarz nehme ich nicht, da die Farbe Nickel enthalten soll, Allergiebereitschaft...außerdem ist der Kontrast auf den Photos zu groß. Dokumentiert werden alle.
Ich "verklebe" keine Arme und Beine, weil ich die Lymphe mit der MLD anrege, darauf kommt die Bandagierung oder Bestrumpfung. Ich brauch das Tape für die Fibrosen, Narben, Übergänge , dort, wo kein Strumpf / Bandage ist. Ganz klar ist, dass das Tape nicht das Ödem zurückhält, zumindest bei meinen Patienten nicht. Da die meisten Bein betroffen sind. Da arbeitet die Schwerkraft dagegen.
Man sollte bedenken, dass wir chronische Patienten haben , deren Ödem lebenslang besteht. Da sollte man mit der Haut schon sehr sorgfältig umgehen, damit der Patient auch in einem Jahr noch getapet werden kann vorallem auch noch will. Mal abgesehen davon was der ganze Spaß kostet.
Das kann man nicht vergleichen mit einem Sportler, der sich mal zum Wettkampf alle paar Wochen ein Tape für 30.- anlegen lässt und das für kurze Zeit auf eine gesunde Haut.
Wie gesagt, ich bin seit über 2 Jahren dabei, mit meinen Patienten mit Begeisterung. Wir haben jetzt mit der Fachlehrerin einen ersten Erfahrungsaustausch, um Erfolge und Mißerfolge zusammen zu tragen, Anlegetechniken und - wege zu diskutieren, ergänzen und zu überarbeiten.
Das macht die Arbeit spannend und lebendig, die Patienten lassen sich anstecken und motivieren, achten mehr auf ihr Körpergefühl, denken mit, probieren was aus und manchmal überraschen sie mich mit ner neuen Idee, wir könnten doch mal....wo ich denk, warum bin ich den nicht selbst drauf gekommen.
Aber immer mal überlegen, laufen da wirklich die Lymphbahnen lang? Ein oberflächliches System, das sich zirkulär um den Arm wickelt, hab ich zumindest an meinen Patienten bisher nicht gefunden...
Barbara Ritzkowski