Bandierung/Wickelung rutscht herunter. Gibt es da einen Trick?

  • Hallo, bei meiner ersten Bandierung/Wickelung der Beine mit
    Lip-/Lymphödem Stadium II - III hat die Wickelung durch den Therapeuten nicht wirklich gut geklappt.



    Bei mir sind die Bein-Bandagen vom Oberschenkel bis auf Knie bereits nach einigen Schritten runtergerutscht. Hier rutscht der weiße Netzstrumpf herunter und zieht die Bandagen mit. Klebt man das Netzgewebe oder die Bandagen nicht am Schenkel fest?? So wie die Therapeutin das gemacht hat, war die ganze Wickelung eher für die Katz´.

  • Also ich hatte das Problem damals auf der Kur am Anfang auch immer mal wieder. Wenns gleich vor Ort passiert, rumdrehen und nochmal wickeln lassen.

  • Also ich hatte das Problem damals auf der Kur am Anfang auch immer mal wieder. Wenns gleich vor Ort passiert, rumdrehen und nochmal wickeln lassen.

    Die Therapeutin war schon weg. Klebt man das obere Ende wirklich nicht fest?? Meine Oberschenkel haben einen Umfang von 84 cm, da hält keine Bandage einfach so.


    Ich bin ein bisschen traurig, denn die Bandagen haben mir Entlastung gebracht und ich hätte die bestimmt bis nächsten Tag dran lassen können. Die Arme sind leider nicht bandagiert worden, obwohl die auch übel betroffen sind und schon bei leichten Druck Hämatome bekommen.

  • Der lymphatische Kompressionsverband ist keine Zauberei - also hilft auch kein Trick.
    Der lymphatische Kompressionsverband ist Präzisionsarbeit, da hilft nur üben, üben, üben.


    Ich habe diese Übung, und doch gibt es immer wieder Oberschenkelformen, die mich buchstäblich verzweifeln lassen.
    Da hilft nur Geduld:
    - Geduld des Therapeuten, es immer und immer wieder zu üben und zu basteln und neue Wege zu beschreiten, um ans Ziel zu kommen: den gut sitzenden Kompressionsverband zu schaffen.
    - Geduld des Patienten, sein Übriges dazu zu leisten: beim Wickeln gerade stehen, Gewicht auf das zu wickelnde Bein und sofort zu melden, wenn man schon unterm Wickeln das Gefühl hat, alles rutscht.


    Bei sehr weichem Gewebe am O-schenkel kann es helfen, nicht mit Wattebinden zu unterpolstern, sondern mit einer festen Platte. Diese Platte kann aus Schaumgummi bestehen, aus den wunderbaren Softkompress Artikeln, etc. Ich habe auch schon mal in einer Ausnahmesituation einen Bettbezug so gefaltet, dass er um den Oberschenkel passte. Das hielt bei einem extrem konischen, extrem weichen Oberschenkel ein paar Stunden. Man sieht, der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.


    Für den O-schenkel brauche ich mindestens die 12er braunen Kurzzugbinden. Obendrüber, wenn das ganze Konstrukt am Bein ist, kann zur Fixierung eine breite Langzugbinde genommen werden. Oder die Adhäsionsbinden, die kleben etwas.
    Auch eine Radlerhose drüber gezogen hält das Ganze im Zaum.
    Und wenn endlich die Bandage sitzt, sollte man sich zwar schon bewegen, laufen, aber bitte extreme Veranstaltungen meiden - Trampolinspringen :rolleyes: soll man bitte auf die Tage nach der Bandage verschieben.


    Nur: zusammen arbeiten müssen wir. Wir: Patienten und Therapeuten. Zusammen kommt man leichter ans Ziel.

  • Und so wird gewickelt:


    Zuerst den Fuß bandagieren.


    Dann folgt der


    Unterschenkel: im Knöchelbereich anfangen, zirkulär von unten (Knöchel) nach oben (Knie) wickeln. Festkleben. Wieder unten (Knöchel) anfangen, aber jetzt in die andere Richtung nach oben (Knie) wickeln. D. h. wenn vorher linksrum gewickelt wurde, wird jetzt rechtsrum gewickelt. Festkleben.


    Dann das Knie bandagieren und dann weiter:


    ab Knie den Oberschenkel bandagieren und wieder zirkulär von unten (Knie) bis oben (Leiste) wickeln. Festkleben. Wieder von unten (Knie) nach oben (Leiste) wickeln. Wieder: wenn von Knie bis Leiste rechtsrum gewickelt wurde, beim 2. Mal linksrum wickeln.


    Diese einmal rechtsrum, einmal linksrum Wickelei ergibt eine feste Konstruktion, die e i g e n t l i c h halten müsste.
    Bei extremen Beinformen m u s s manchmal variiert werden. Aber die gegenläufige Wickelung ist dringend umzusetzen für den festen Halt. Auch ist es oft nötig, die Bindenmenge der Oberschenkelform anzupassen, sprich man muss mehr Binden nehmen, damit das Ganze hält.


    Ich hoffe, ich habe mich verständlich ausgedrückt. Bei Unklarheiten gerne fragen.
    Ich bin auch gerne bereit, Hospitationen von Therapeuten anzunehmen. Gerne kann man mir am Arbeitsplatz über die Schulter schauen.


    Gutes Gelingen wünscht
    Biene

  • Hallo biene00756,


    dicken Dank für die ausführliche Beschreibung. Wird an den Armen auch gegenläufig bandagiert – also einmal rechts einmal links?


    An den Armen sind die Bandagen zum Glück nicht gerutscht.
    Für die Füße werde ich dann Radlerhosen nehmen – danke, das ist ein guter Tipp.


    Ansonsten ist die Bandagierung psychisch belastend, wenn man wie eine behinderte Mumie aussieht und die Leute auf der Straße einen angaffen. In das Behandlung-Zimmer laufen dann noch unvermittelt sämtliche Kolleginnen und die Chefin begafft einen jedes Mal stillschweigend in Unterwäsche. Ich weiß nicht, ob den Leuten klar ist, dass man mit seinen Körper eh schon ein psychisches Problem hat. :cursing:


    Daneben ist man mit der Bandagierung im Alltag ziemlich eingeschränkt - im Haushalt muss man alles stehen lassen mit den Armbandagen.
    Ein Klinikaufenthalt wäre wahrscheinlich sinnvoller gewesen.

  • Zitat

    Geduld des Patienten, sein Übriges dazu zu leisten: beim Wickeln gerade stehen, Gewicht auf das zu wickelnde Bein und sofort zu melden, wenn man schon unterm Wickeln das Gefühl hat, alles rutscht.


    Interessant.


    Muss man beim Wickeln also stehen?


    Bei mir wurde im Liegen gewickelt und das erschien mir wenig fachmännisch und hielt nicht lange.




    LG


    Gitte

  • Ja, ich beginne mit der Wickelung an den Füßen und Patient liegt dabei auf der Behandlungsliege.
    Dann Bandage Unterschenkel.
    Ist das alles angelegt, lasse ich den/die Patient/in hinstehen und
    ich bandagiere den/die Oberschenkel so wie vorab beschrieben.
    Wenn Zehen betroffen: zuerst Zehenbandage mit Mullbinden.
    Dann
    Aufbau: Schlauchverband,
    Wattebinden oder Schaumstoff oder anderes nötiges Unterpolsterungsmaterial,
    Kurzzugbinden.


    Fixieren mit Radlerhose o ä, wenn nötig.


    Zusätzlich verwende ich, so nötig, Pelotten ("Nierchen") zur Drückverstärkung hinter den Knöcheln oder passgenau zurechtgeschnittene Pelotten am Vorfuß.


    Sowie anderes Polstermaterial, je nachdem, welche Ödemausprägung/Hautbeschaffenheit mir vorliegt.

  • Hallo biene0756,


    bei mir sind die Bandagen trotz Radler gerutscht – nicht mehr so stark aber trotzdem stauchten sich die Bandagen am Knöchel und am Knie.


    Als eine andere Kollegin dann fester bandagierte, hielt die Konstruktion annähernd gut – nur drückte mir plötzlich Ödeme in die Zehen vor, so dass sie ganz deformiert und geschwollen aussahen, obwohl die bisher ganz schlank und normal waren. Das hat mich ungemein runtergezogen. Seitdem habe ich ganz auf die MLD verzichtet, zumal auch noch die Erstversorgung mit Kompressionsstrümpfen durch die umständliche Bewilligungsprozedur seit Wochen fehlen. So macht für mich die erste Entstauungsphase keinen Sinn.


    Eine kleine Zehe hat immer noch eine Hautfalte mehr und irgendwie sieht es so aus, als ob das Zehen-Ödem nicht mehr verschwinden will. Das ist jetzt ungefähr 2,5 Wochen her. Kann das sein, das wegen der einen falschen Wickelung das Ödem dort bestehen bleibt???

  • Wenn Zehen betroffen: zuerst Zehenbandage mit Mullbinden


    Sind denn die Zehen auch bandagiert worden? Anscheinend nicht.
    Flüssigkeit sucht sich den geringsten Widerstand aus, den bieten bei einer Bandage des Beines eben die Zehen. Deshalb unbedingt die Zehen mit Mullbinden komprimieren.


    Wegen einer falschen Wickelung bleibt das Ödem nicht unveränderllich und für alle Zeiten bestehen. Das ist wieder gut zu machen.
    Kommunikation! Reden mit der Therapeutin. Zeigen, was falsch gelaufen ist. Heute hat doch fast jeder ein Handy, mit dem man Fotos machen kann. Oder einen Digitalfotoapparat. Damit sofort, wenn man die dicken Zehen sieht, ein Foto machen und beim nächsten Termin der Therapeutin zeigen.
    Ganz auf die MLD/Behandlung zu verzichten ist der falsche Weg.


    Ihr müsst ein Team bilden, die Therapeutin und du, seid geduldig miteinander, gib der Therapeutin die Chance, deinen Hautzustand, deinen Ödemzustand richtig kennen zu lernen, nur zusammen bekommt man das Ödem so in den Griff, dass du zufrieden sein kannst mit der Behandlung.


    Deshalb bestehe ich immer darauf, dass die Bandage dran bleibt bis zum nächsten Tag, zur nächsten Behandlung. Das ist hier im stationären Betrieb einfach, das weiß ich. Ich kann am Bein sehen, was I C H falsch gemacht habe: z. B. falsche Druckverhältnisse, falsche Bindengröße, mehr Pelotten einsestzen etc. Ich schaue mir die Haut an: sehe ich Hautveränderungen, Stauchungen, Einschnürungen, Einblutungen, Schrammen, Farbveränderungen etc.


    Also ran an das Problem, es ist nahezu jedes Problem zu lösen. Früher oder Später. :thumbup:
    Viel Erfolg!
    Biene


    Ambulant ist das schwerer umzusetzen, deshalb zum Foto greifen.

  • Hallo Barbara111,


    bei mir hat es geholfen, den Mullunterstrumpf wegzulassen und an den Oberschenkeln nicht Watte sondern Schaumstoffbinden drunter zuwickeln. Ausserdem finde ich es wichtig, das möglichst bis in den Schritt gewickelt wird.