Postthrombotisches Syndrom: Ungeliebte Spezialität und hoffnungslose Erkrankung?

  • Hallo liebe Mitgliederinnen und Mitglieder,


    ich freue mich als neues Mitglied hier zu sein. Ich habe auch schon fleißig im Forum gestöbert. Ich wünsche allen Leidgeplagten nur das Beste und ein dickes Lob an alle Personen, welche mit Rat und Expertise zur Seite stehen.


    Leider gehöre ich bereits mit 35 Jahren aufgrund von zwei Thrombosen auch zu den Postthrombotikern mit zwar freien, jedoch insuffizienten tiefen Venen.


    Das PTS scheint unter den Ärzten eine „ungebliebte Spezialtät“ zu sein. Trotz kontinuierlich zunehmenden Symptomen wie Krampfadern und Hyperpigmentierung, bleibt die Therapie ohne jegliche Modifikation seit 10 Jahren konservativ. Wie soll das weitergehen? :/



    Meine Fragen hierzu an die Fachleute:


    • Werden insuffiziente Stammvenen, Seitenäste, etc. erst unterbunden / entfernt, wenn die Haut kurz vor massiven Schäden steht oder sogar beschädigt ist? Ist das maximale Hinauszögern einer Intervention übliche und richtige Praxis?


    • Gibt es „PTS-Experten“ bzw. Fachkliniken, welche sich gerne und intensiv mit der Betreuung derartiger Patienten beschäftigen? Dies vorzugsweise im süddeutschen Raum.
      Man hat als Postthrombotiker leider nicht immer das Gefühl, ein gern gesehener Patient zu sein („da kann man sowieso nichts machen…“)



    Ich freue mich auf eure Antworten


    Schöne Grüße

    Neowing84

  • Zuerst muss geklärt werden, ob die hervorstehenden Varizen als Umgehungskreisläufe fungieren. Ist das nicht der Fall, können diese Venen entfernt werden. Wenn die tiefen Venen frei sind, kann auch kein Stent durchgeführt werden. Nach der Thrombose sind die Venenklappen defekt, das Blut fließt nicht mehr zum Herzen hin, sondern nach unten. Deshalb Kompressionsbestrumpfung, um die Klappen zu nähern und damit den Blutfluss Richtung Herzen wieder zu erhalten.

    Mit freundlichen Grüßen


    Dr. med. F.-J. Schingale
    ärztlicher Leiter Lympho Opt Klinik
    Pommelsbrunn
    Tel. 09154-911200
    http://www.lympho-opt.de/

  • Hallo zusammen,


    vielen Dank für die sehr schnellen Rückmeldungen. Folgende Unklarheit habe ich dennoch:


    Wenn eine ausgeprägte Seitenastvarikose sowie eine Stammvarikose der VSM 3. Grades vorliegt, wird dann eine Entfernung angeraten oder nicht?


    Nach meinem Verständnis sind diese Gefäße insuffizient, für den Rücktransport nicht mehr geeignet und sorgen eher für eine zusätzliche Über- bzw. Belastung des Beines und der Haut. Nach meinem Eindruck ist selbst ein konsequent getragener Kompressionsstrumpf KKL3 mit hoher Stiffness nicht in der Lage, den Negativeinfluss des PTS sowie der bestehenden Varizen zu stoppen. Entlang der Varizen zeigt die Haut Zeichen der Überlastung (rote "Einblutungen" / Punkte, Hyperpigemtierung). Aus diesem Grund ist es für mich nicht nachvollziehbar bzw. erklärbar, warum die Therapie dennoch konservativ bleibt und Varizen nicht entfernt werden.

    Habe ich hier einen Denkfehler? Ich möchte es nur verstehen.


    Vielen Dank nochmals und schöne Grüße


    Neowing84