Primäres Lymphödem - Verschlechterung durch Schwangerschaft...

  • Guten Morgen,


    ich hab seit 2009 ein primäres Lymphödem im rechten Bein & Po. Nun bin ich im 6. Monat schwanger und merke seitdem 4. Monat eine zunehmende Verschlechterung ;(

    Die letzten 11 Jahre war mein Lymphödem zum Glück sehr stabil, evtl. auch dank meines niedrigen BMI (173cm , 58kg) . Inzwischen habe ich 7 kg zugenommen und merke das nun sehr im rechten Lymph-Bein und Po. Das Blut rauscht im Vergleich zu früher sofort runter zu den Beinen - selbst wenn ich nur nachts kurz auf Toilette gehe - aber das hängt wohl mit den erhöhten Wassereinlagerungen in der Schwangerschaft zusammen, oder?

    Ich merke die Zunahme vor allem im Fuß, Knöchel und unteren Unterschenkel. Aktuell trage ich Flachstrich Kompressionsklasse 2 - Einbeinhose inkl. Po. Habe vor 4 Wochen auch erstmalig Fußkappen erhalten, da plötzlich die Zehen auch geschwollen waren.


    Nun meine Frage - wie kann ich eine weitere Verschlechterung in den nächsten 3-4 Monaten verhindern bzw. zumindest etwas verringern? Mein Sanihaus meinte auf Kompressionsklasse 3 zu erhöhen wäre in der Schwangerschaft überhaupt nicht ratsam. Ist das richtig? Zu viel Druck und schlecht für den Kreislauf? Evtl. dann mit Pelotten arbeiten, damit zumindest die Knöchel mehr Druck erhalten? Zur MLD gehe ich bereits seit paar Wochen nun 2 x pro Woche für 45 min. Bandagieren tue ich seit 2014 nicht mehr, da ich keinen positiven Effekt dadurch feststellen konnte. Sollte ich wieder anfangen?


    Frage : Erhöhung der Kompressionklasse von 2 auf 3 in der Schwangerschaft ist das ratsam?


    Wäre sehr um euren Rat bzw. auch den von Dr. Martin dankbar!


    Vielen Dank im Voraus!!

    Bettina

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe eben gerade woanders dazu etwas geschrieben.

    Ich empfehle eine Zweibein-Strumpfhose!

    Viele Menschen mit einseitigem primären Beinymphödem haben bereits im besseren Bein ein Latenzstadium!

    Ich würde bei kkl2 bleiben! Aber ich würde mir einen AG-STRUMPF oder einen AD-Strumpf mit geschlossener Fussspitze in Kkl1 dazu holen. Den könnte man dann darüber ziehen oder auch nicht.


    Vielleicht wäre der Jobst relax Nachtstrumpf eine sinnvolle Ergänzung?


    Ich empfehle Bandagierung!! Unbedingt!


    Und ACS light! Siehe anderen Post.

  • Danke Uli!! Das sind sehr hilfreiche Tipps! Hab ein paar Fragen dazu:


    - Nachtstrumpf: super Idee! Weißt du, ob man diesen auf Rezept von der Kasse erhält oder ist das stets eine Privatleistung?

    - ACS Light: zieht man diesen über den Kompressionsstrumpf oder statt einem Strumpf`


    Ja, in meinem linken Bein merke ich auch, dass das Bein abends schwerer ist. Hoffe wirklich nicht, dass sich auch hier ein Lymphödem aufgrund der Schwangerschaft bildet. Ziehe daher manchmal einen Rundstrickstrumpf an, wenn ich merke, dass es da etwas dicker ist. Ich habe Bedenken, dass wenn ich eine Zweibeinstrumpfhose die nächsten 4 Monate aufm 'nicht Lymphbein' anziehe, dass er evtl. 'faul' wird und er dann ohne Strumpf nach der Schwangerschaft nicht mehr klar kommt. Oder macht das physisch null Sinn?


    Letzte Frage - wofür steht AG und AD-Strumpf nochmal? :)


    Liebe Grüße

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Bettina,

    zur evtl. Erhöhung der Kompressionsklasse wird Dr. Martin bestimmt noch etwas sagen.

    Hast Du die Möglichkeit, öfter MLD zu bekommen? Viel Schwimmen bzw. Aquagymnastik wirkt sich auch positiv aus.

    Eigenbandagierung ist bestimmt sinnvoll, Du merkst ja selber am besten, wieviel Druck Du brauchst bzw. Dir guttut.

    • Offizieller Beitrag

    A, D und E sind die Markierungen beim messen.


    AD= Kniestrumpf

    AG reicht bis zur Leiste


    Jobst relax Nachtstrumpf sowie ACS Light haben keine Hilfsmittelnummer und bedürfen einer speziellen fachärztlichen Begründung, um von der GKV erstattet zu werden.

    ACS light zieht man über etwas drüber, ich ziehe es über die Kompression oder das Knöchelelement auch gerne über den Nachtstrumpf.


    Sehr viele Schwangere ziehen eine Strumpfhose an. Schon wegen venöser Probleme, die häufig in der Gravidität sind.


    Der Gedanke, ein Bein mit einem möglicherweise latenten Lymphoedem in der Schwangerschaft nackig zu lassen, damit die Gefäße "in Übung" bleiben, ist nicht richtig.


    Du kannst in der Schwangerschaft keine Lymphfunktionsszintigraphie durchführen.


    Das latente Lymphoedem kann durch die Schwangerschaft zu einem manifesten Lymphoedem werden, deshalb empfehle ich eine Strumpfhose.

  • Kompressionsstrumpfhose dann mit Schwangerschaftslaibteil , Kompressioonsklasse 3 allerdings nur an den Beinen möglich.

    Keine Bauchtiefdrainage.

    Das Auftreten von zusätzlichen schwangerschaftsbedingten Ödemen durch Frauenarzt (mwd) beobachten lassen

  • Der Vorteil der Strumpfhose (Zweibein) wäre auch, dass ein flexibler Leibteil gemacht werden kann. Das heißt z.B. mittels Klettsystem kann das Leibteil verstellt werden und wächst quasi mit er Schwangeren mit.

    V.a. im letzten Drittel der Schwangerschaft ist eine gute Kompression notwendig.

    KKL2 an den Beinen, Zehen KKL1 und Leibteil KKL1 ist normalerweise ausreichend. KKL3 an den Beinen nur wenn feste/harte Fibrosen und ein hoher Gewebedruck/Hautveränderungen des Lymphödem Stadiums III vorliegen (zu Bestimmen über eine ärztliche ambulante lymphologische Untersuchung) .


    Zusätzlich zur Flachstrickkompression untertags kann für die Nacht bei eher weichen Ödemen ohne feste Fibrose mit einem flexiblen Klettssystem (zB. ACS von J.UZO oder circaid von medi), und bei Ödemen mit fester Fibrose mit zB JOBST Relax oder Mobiderm gearbeitet werden.

    Wenn eine lymphologsche Begründung vorliegt (ambulante lymphologische Untersuchung), kann es auch zu einer Kostenübernahme durch die KK kommen.


    Bei Ödemzunahme Kontrolle von Harn, Blutdruck und Blutzucker beim Hausarzt oder FA für Gynäkologie

  • Danke Dr. Killinger. Meine Physiotherapeutin wie auch Sie schlagen KKL1 für die Zehenkappe vor. Aktuell ist die Zehenkappe und die Einbeinhose KKL2 und nur das Leibteil mit eingebautem Schwangerschaftsleibteil von Jobst ist KKL1. Einerseits ist der Druck am Vorderfuß und in den Zehen recht hoch, aber meine Befürchtung wäre, wenn ich auf KKL1 für die Zehenkappe runter stufe, ist dass der Vorderfuß + Zehen anschwillen, da der Druck durch die Einbeinhose nicht nur die Lymphflüssigkeit nach oben schiebt. Würde mich sehr interessieren, warum Sie KKL1 für die Zehenkappe empfehlen. 🤔🙏

  • Danke Dr. Killinger. Meine Physiotherapeutin wie auch Sie schlagen KKL1 für die Zehenkappe vor. Aktuell ist die Zehenkappe und die Einbeinhose KKL2 und nur das Leibteil mit eingebautem Schwangerschaftsleibteil von Jobst ist KKL1. Einerseits ist der Druck am Vorderfuß und in den Zehen recht hoch, aber meine Befürchtung wäre, wenn ich auf KKL1 für die Zehenkappe runter stufe, ist dass der Vorderfuß + Zehen anschwillen, da der Druck durch die Einbeinhose nicht nur die Lymphflüssigkeit nach oben schiebt. Würde mich sehr interessieren, warum Sie KKL1 für die Zehenkappe empfehlen. 🤔🙏


    Erfahrungsgemäß benötigen die meisten Lymphödeme an den Zehen und am Leibteil "nur KKL1". Dies ist in der Anatomie und der damit einhergehenden Druckverteilung geschuldet. auch dürfen Sie nicht vergessen, dass im Vorfußbereich bis zu den Zehengrundgelenken eine "Überlappung" der Kompression (Zehenkappe überlappt mit dem Beinteil der Strumpfhose) vorhanden ist, die auch "stabilisierend" wirkt.

    Erschwerend kommt auch hinzu, dass Sie an den Zehen einen sehr kleinen Umfang haben und damit eine "schlechtere Druckverteilung". Dies erklärt auch, warum häufig auch die Kleinzehe bei der zehenkappe ausgespart wird. Hier kommt es im Bereich des Ristes (Außenbereich der Kleinzehe und der Basis) zu Druckspitzen, welche als sehr unangenehm empfunden werden können.


    KKl2 für Zehenkappen setze ich eigentlich nur bei sehr hohem Gewebedruck im Bereich der Zehen, sprich bei einem Stadium III Lymphödem mit dementsprechenden Hautveränderungen im Bereich der Zehen (Papillomatose, etc.) ein, oder wenn das Beinteil mittels KKL3 oder höher versorgt ist.


    Sollte es tatsächlich zu einer Ödemverlagerung in die Zehen kommen, muss zuerst die Passgenauigkeit und im Anschluss auch die "Überlappung" mit dem Beinteil überprüft werden.