Ist Lymphödem ein Risikofaktor bzgl. Corona?

  • Hallo zusammen,

    ich habe seit vielen Jahren ein Lymphödem in beiden Beinen und im rechten unteren Lymphquadranten (so steht es in meinem Befund). Das habe ich ganz gut im Griff mittlerweile mit Lymphdrainagen und Strümpfen. Nur in meiner letzten Schwangerschaft wurde es ziemlich schlimm. Jetzt bin ich wieder schwanger und wäre meines Berufs wegen (freiberuflich, daher kein Beschäftigungsverbot) für die Terminvereinbarung zur Corona-Impfung freigeschaltet. Ich stehe nun vor der Entscheidung, ob ich mich trotz Schwangerschaft impfen lasse oder nicht (ohne Schwangerschaft würde ich es sofort tun, aber so geht es ja nur mit individueller Kosten-Nutzen-Abwägung). Das hängt freilich auch von einer Risikoeinschätzung ab, wie gefährdet ich durch eine COVID-Erkrankung wäre. Daher meine Frage: ist ein Lymphödem ein Risikofaktor für einen schweren COVID-Verlauf in irgendeiner Form? Man sagt ja mittlerweile, dass COVID eher eine System- als eine Lungenerkrankung ist, deswegen frage ich mich das... Können Sie mir weiterhelfen in diesem Punkt? Meine Hausärztin wusste darüber leider nicht Bescheid. Vielen Dank.

    Viele Grüße,

    A.

    • Offizieller Beitrag

    Covid19 geht auf jeden Fall wohl mit Gefaessbeteiligung einher, siehe hierzu Arbeiten der Hamburger Rechtsmedizin.


    Ein primäres Lymphödem hat sich meines Wissens bisher nicht als Risikofaktor für einen schweren Verlauf von covid19 herauskristallisiert. Aber es ist nun auch eine sehr seltene Erkrankung.


    Wenn du einen Beruf hast mit hoher Frequenz fremder Menschen mit ungenügend Abstand, dann würde ich nicht arbeiten, so lange die Schwangerschaft besteht. Alternativ würde ich sämtliche Beipackzettel der bisher zugelassen Impfpraeparate bezüglich Schwangerschaft und Impfung und Zeitpunkt derselben durcharbeiten.

  • Ein Lymphoedem alleine ist kein Risiko für einen schweren Verlauf einer Covid 19 Infektion.

    Ausnahme : Mitbeteiligung der grossen Lymphstämme des Brust/Bauchraumes mit Pleuraergüssen/Aszites sowie dann Immunglobulinmangel. Hier sind schwere Verläufe denkbar. Studien hierzu gibt es meines Wissens nach hierzu bisher nicht.


    P.S. Zwei nahe Kontaktpersonen einer Schwangeren haben , zumindest in Baden Württemberg , eine altersunabhängige Impfberechtigung !

    Mit freundlichen Grüßen


    Dr. Peter Martin

    Chefarzt Földiklinik i.R.
    Hinterzarten

    Földiklinik Tel. 07652-124-0

    https://www.foeldiklinik.de/

    Einmal editiert, zuletzt von Dr. Martin ()

  • Wie Dr. Martin geschrieben hat!

    "Normales" Lymphödem kein erhöhtes Risiko für schweren COVID-19 Verlauf.


    Kleine Ergänzung bezüglich Beipackzettel der derzeitigen Impfstoffe, da es diesbezüglich bei mir immer wieder Anfragen gibt:


    ..."möglich Wirkung auf das Lymphsystem".... die bezieht sich auf eine mögliche Lymphknotenschwellung als Ausdruck der Immunantwort.

    Lymphödempatienten können geimpft werden.


    Bezüglich Schwangerschaft und Impfen: Es gibt eine erste Impfstudie mit 187 schwangeren Frauen/stillenden Müttern, in welcher ein positiver Effekt (Übertragung von AK auf das Neugeborene) gezeigt werden konnte. Weitere Studie sind in Arbeit (übrigens auch Impfungen an Kindern unter 16 Jahren).


    Eine offizielle Impfempfehlung der österreichischen GynäkologInnen liegt aber noch nicht vor, auch der Beipackzettel der Impfstoffe wurde noch nicht umgeschrieben. Somit ist eine Impfung in der Schwangerschaft zum heutigen Zeitpunkt "offlabel" also wahrscheinlich unbedenklich aber noch zu wenig mit Daten hinterlegt und im Einzelfall zu entscheiden.

  • Neueste Ergänzung:


    Stellungnahme österreichische GynäkologInnen vom 25.03.2021!


    https://www.oeggg.at/leitlinie…hmen/covid-19-sars-cov-2/


    weitere Verlinkungen und laufende Studien:


    Stellungnahme Harvard:

    https://www.health.harvard.edu…eastfeeding-2021010721722


    Laufende Studie mit Pfizer/Biontec an 4000!!!! Schwangeren

    https://www.clinicaltrials.gov…CT04754594.&draw=2&rank=1

  • Vielen herzlichen Dank für Ihre ausführlichen Antworten. Das beruhigt mich schonmal. Mein Gynäkologe und meine Hausärztin raten mir aufgrund der noch sehr dünnen Datenbasis aktuell von einer Impfung ab (viele meiner Kontaktpersonen sind aber glücklicherweise schon geimpft). Wäre das Lymphödem jetzt ein zusätzlicher Risikofaktor, dann hätte ich mir das vielleicht nochmal anders überlegt. So werde ich vermutlich eher abwarten... Vielleicht habe ich ja Glück und es gibt bald mehr Daten dazu - die ersten sind ja sehr vielversprechend :) Vielen Dank für die vielen Links auch!