Liposuktion: Warum hinauszögern?

  • Hallo liebe Forumsmitglieder!


    mittlerweile habe ich von Ärzten schon oft gehört, dass es beim Lipödem sinnvoll ist, zunächst auf konservative Maßnahmen zu setzen und erst ganz am Ende der Therapie eine Liposuktion in Betracht zu ziehen. Meine Frage lautet WARUM? Abgesehen von den Risiken (ich weiß, die sind nicht ganz zu verachten).
    Weshalb ist es aus medizinischer Sicht so sinnvoll, sich erst einmal jahrelang bzw. LEBENSLÄNGLICH (ja ich fühle mich sehr eingeschränkt) mit Kompressionsstrümpfen, manuellen Lymphdrainagen, Schmerzen und einer gepeinigten Psyche zufrieden zu geben, wenn das Fett am Ende doch nicht wesentlich verschwindet und trotz Anstrengungen eine Verschlimmerung (z.B. durch Schwangerschaft) nicht aszuschließen ist?
    Ich dachte, die Anzahl der Fettzellen im Körper ist von Geburt an festgelegt. (Seltsamerweise lese ich ab und zu, dass sich trotz genetischer
    Festlegung die Fettzellen vermehren können, was ich nicht ganz
    nachvollziehen kann.) Bei Lipödem schwellen dann die Fettzellen an.
    Wäre es da nicht naheliegend, dem Lipödem bereits im Anfangsstadium den Boden unter den Füßen wegzuziehen, indem man die angeschwollenen Fettzellen frühzeitig entfernt - zumindest soweit als medizinisch möglich? Zumal doch die Liposuktionskosten proportional mit der Ausprägung und dem Volumen des Lipödems ansteigen müssten.


    Gruß
    Biene

  • Die Fettzellen werden --ca 10% pro Jahr - aus Präadipocyten erneuert .Wir sehen auch immer wieder Rezidive des Lipödems trotz
    Liposuktionen. Vielen Patientinnen reicht des mit konservativer Therapie erreichbare auch unter Berücksichtigung Kosten/ Risiken aus.

  • Zitat

    mittlerweile habe ich von Ärzten schon oft gehört, dass es beim Lipödem sinnvoll ist, zunächst auf konservative Maßnahmen zu setzen und erst ganz am Ende der Therapie eine Liposuktion in Betracht zu ziehen. Meine Frage lautet WARUM? Abgesehen von den Risiken (ich weiß, die sind nicht ganz zu verachten).


    Eine Operation sollte erst am Ende der Therapie stehen. Gerade heute wieder 2 Patientinnen, di evor 6bzw. 8 Monaten mit der Frage der Liposuktion kamen: nach Gewichtsreduzierung und Kompression mit Sport ist ein eOp nicht erforderlich.
    Ansonsten siehe Kommentar Dr. Martin!

    Mit freundlichen Grüßen


    Dr. med. F.-J. Schingale
    ärztlicher Leiter Lympho Opt Klinik
    Pommelsbrunn
    Tel. 09154-911200
    http://www.lympho-opt.de/

  • Hmm, das klingt nicht sehr erbaulich... Ich dachte, dass die Anzahl der Fettzellen bei der Geburt "festgelegt" ist und durch Gewichtszunahme zwar der Umfang der einzelnen Zelle variieren kann, allerdings kein zahlenmäßiger Zuwachs erfolgt ;(

    Viele Grüße
    Sprotte

  • Das mit der lebenslänglichen konservativen Therapie klingt für mich trotzdem wenig aufmunternd. Ich frage mich nämliche schon, wie man denn bis ins höhere Alter fähig sein soll, ständig Kompressionsstrümpfe selbst anzuziehen, geschweige denn dazu Sport zu machen... Ich bin noch nicht alt ( 28 ) und habe seit Monaten ein entzündetes Schultergelenk (links), einen Tennisarm (auch links) und bereits zweimal denselben Außenmeniskus am linken Knie operiert.Sogar für mich ist es fast unmöglich ohne Gelenkschmerzen in die Hose zu schlüpfen oder Sport zu machen. Da wird mir Angst und bange, wenn ich dran denke, dass ich das im Alter noch tun soll. Zudem scheint das Lip-Fett wie eine tickende Zeitbombe zu sein. Da kann man doch noch soviel machen. Wenn es irgendwann aus körperlichen Gründen nicht mehr geht, dann war alles umsonst?!
    Ich frage mich aber vor allem: Wieviel "besser" wird denn speziell das äußere Erscheinungsbild durch die konservativen Therapie beim Lipödem Stadium I oder II? Wäre ich 70 hätte ich wohl weniger ein Problem damit, im Sommer mit langen Hosen und Kompressionshose herumzulaufen, aber da ich ja diese hässlichen Beine seit dem 14. Lebensjahr habe, kleide ich mich seit vielen Jahren auch nicht wie eine modebewusste junge Frau.

  • Ist doch alles kein Problem: zum Absaugen gehen und hoffen, dass Sie zu den 25-30% gehören, die nach der OP nichts mehr Tragen müssen.
    Das Lip-Fett wie Sie es nennen ist nur dann eine Zeitbombe, wenn die Ernährungsumstellung nicht gemacht wird, wenn Gewicht zugenommen wird, wenn frau Frustesser ist, wenn frau auf KH nicht verzichten kann, wenn frau....., wir lesen doch täglich alle möglichen Gründe, warum es nicht geht.

    Mit freundlichen Grüßen


    Dr. med. F.-J. Schingale
    ärztlicher Leiter Lympho Opt Klinik
    Pommelsbrunn
    Tel. 09154-911200
    http://www.lympho-opt.de/

  • Danke für Ihre Antwort!


    Ich finde den Ansatz ja durchaus gut, erst mal alles ohne OP zu probieren (und bin ja schon rege dabei).
    Ich möchte eben gerne wissen, ob eine frühzeitige Liposuktion generell besser ist, solange man sich noch in einem "viel-Fett-und-weniger Ödem-Stadium" befindet, als wenn man dies in einem weiter fortgeschritten Stadium mit erhöhter Ödemneigung vornehmen lässt.


    Gruß
    Biene

  • Hallo Herr Schingale!
    JA, leider habe ich schon mitbekommen, dass eine Liposuktion nicht unbedingt den Traum von einem Lipödem-freien Leben versprechen kann. Aber ist es nicht in verhältnismäßig vielen Fällen der Operierten so, dass sich die Erkrankung nach dem Eingriff schon deshalb weniger drastisch weiterentwickelt als ohne OP, da zumindest ein gewisser Fettzellanteil entfernt wurde, der ansonsten noch zusätzlich vorhanden wäre?
    Die im Körper verbleibenden Fettzellen können zwar wieder anwachsen und logischerweise kann man hier einwenden, dass bei falschem Verhalten der Patientin ebenso eine Verschlechterung vorkommen kann - oder vielleicht auch in einigen Fällen ohne drastisches "Fehlverhalten" der Betroffenen, sofern man davon überhaupt sprechen kann. Aber wenn man nach einem solchen Eingriff weiterhin konservative Maßnahmen fortsetzt, dann müsste das Langzeitergebnis im "Normalfall" doch etwas besser ausfallen als ohne OP? Oder würden Sie sagen, dass die Liposuktion von vornherein völlig sinnlos ist?
    Mir geht es in erster Linie um eine umfassende Information, (als Studentin könnte ich mir die OP momentan ohnehin nicht leisten...). Mir ist es wichtig, ein Ergebnis zu erzielen mit dem ich wieder unbeschwert sein kann, denn ich bin sehr unzufrieden mit dem momentanen Zustand.
    Es würde mich deshalb auch interessieren, inwieweit andere Verfahren wie z.B. die Lipokavitation Erfolge mit sich bringen. In welchem Lipödemstadium man diese Anwendung am besten vornimmt, welche Beinbereiche davon profitieren und welche weniger bzw. wie lanhanhaltend eine solche Therapie schätzungsweise ist.


    Entschuldigen Sie bitte die vielen Fragen! Ich möchte mich anbei bei Ihnen für Ihr Engagement herzlich bedanken!
    Mit freundlichen Grüßen!

  • Problem aus dieser Woche: 35 jährige völlig schlanke Patientin, BMI 20,6kg/m² hatte vor 10 Jahren Liposuktion der Oberschenkel und des Gesäßes.
    Befund jetzt: ausgeprägtes Lipödem der Oberschenkel, Unterschnekle weniger, Berührungsschmerzhaftigkeit. Beschwerden begannen wieder nach der 2. Geburt vor 2 Jahren, rasche Zunahem der Oberschenkel. ?( Patientin trägt Flachstrickbestrumpfung.
    Die Lipokavitation hilft bei Lipohypertrophie(Reiterhosen und am Bauch, bei Lipödem nur wenig Erfolg.

    Mit freundlichen Grüßen


    Dr. med. F.-J. Schingale
    ärztlicher Leiter Lympho Opt Klinik
    Pommelsbrunn
    Tel. 09154-911200
    http://www.lympho-opt.de/

  • ... Beschwerden begannen wieder nach der 2. Geburt vor 2 Jahren, rasche Zunahem der Oberschenkel....

    Das bestätigt mir, dass ich besser keine Kinder bekommen sollte, :S
    die Schwangerschaft wohl dann alles noch schlimmer macht. :cursing:

    VG
    Darkangel

  • Wieso dann aber nach einer Liposuktion und bei Idealgewicht die Beine genauso schlimm wiederkommen? Das bestätigt mir: Vorsicht mit Operation oder alle 10 Jahre genügend Geld bereithalten!

    Mit freundlichen Grüßen


    Dr. med. F.-J. Schingale
    ärztlicher Leiter Lympho Opt Klinik
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  • Gibt es da vielleicht schon aussagekräftigere Zahlen bzgl. Vergleichsstudien bei Frauen mit und ohne Liposuktion bei weiteren Hormonschwankungen während des Lebens? Weil man hört, egal bei welchen Dingen, leider immer von einzelnen (Ausnahme-)Fällen. Oder ist die Situation, wie Sie sie bei der 35-jährigen Patientin geschildert haben, der Regelfall?

  • Ist nicht der Regelfall.
    Bei meinen bisherigen Nachforschungen fand ich nur bei übergewichtigen Patientinnen wieder eine Umfangszunahme der Beine. Bei dieser Patientin blieben die abgesaugten Bereich am Gesäß normal, nur die Lipödemanteilen wuchsen wieder.

    Mit freundlichen Grüßen


    Dr. med. F.-J. Schingale
    ärztlicher Leiter Lympho Opt Klinik
    Pommelsbrunn
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  • Hallo,


    ich habe Zitate in einem Bericht der "Äzte-Zeitung.de" gefunden, wonach Aussagen eines Spezialisten aufgegriffen werden, wie ich zumindest verstanden habe:

    Zitat

    "Die typischen Wassereinlagerungen beim Lipödem können nach Angaben der Lübecker Dermatologen mit physikalischen Maßnahmen und anschließender Kompression sowie mit Entstauungsgymnastik zurückgedrängt werden. Jedoch beeinflussen Lymphdrainagen und konsequentes Tragen der Kompressionsstrümpfe nicht die progrediente Fettvermehrung. Hier führt die Liposuktion rasch zu sichtbaren Verbesserungen."


    Diese These widespricht doch wiederum der These, dass die konservativen Maßnahmen auch einen Fettabbau beim Lipödem erzielen können. Mittlerweile stelle ich mir das so vor, dass das Lipödem selbst nicht abgebaut werden kann, sondern nur ein gewisser (übergewichtsbedingter) Fettanteil, der nicht zum genetisch-bedingten Lipödem gehört. Es soll ja bislang noch nicht genau erforscht worden sein, ob es da bei den betroffenen Frauen zwei Typen von "Fett" gibt. Aber allmählich klingt das aber so.
    Also ich weiß inzwischen einfach nicht mehr, was ich da glauben soll.


    Fakt ist, dass ich bei mir trotz konservativer Maßnahmen bislang keinen Einfluss auf das Fettgewebe beobachten konnte, geschweige denn eine Gewichtsreduktion. Da ich in meinem bisherigen Leben noch nie Übergwicht gehabt habe und plötzlich innerhalb sehr kurzer (wenige Wochen) Zeit 4-5 Kilo mehr wog, die sich aber sehr deutlich an der Optik der gesamten Beine bemerkbar machten, v.a. an den Knien und den Waden, scheint es mir so, als ob der Körper nun nicht mehr sehr viel Fett "hergeben" möchte/könnte. Denn, WO soll er denn noch abnehmen, wenn der gesamte Rumpf/Gesicht normal sind und eigentlich zu einem Normalgewichtigen gesunden Menschen passen, und dazu laut Messung einen rel. hohen Muskelanteil vorliegt, die Beine aber vom Lipödem betroffen sind?? Mal angenommen, man kann alles steigern und noch weiter an den "gesunden" Körperstellen abnehmen, worin zeichnet sich dann aber der Erfolg der konservativen Therapie aus? Dass das Fett mit diesen Maßnahmen an den Beinen nicht weiter wächst, solange man keine größeren Hormonschwankungen mehr hat oder es bis zum Lebensende schafft, keinen einzigen Kilo mehr zuzunehmen, was aufgrund der Wechseljahre/Schwangetrschaften wohl kaum möglich ist?
    Es tut mir leid, dass ich da so hartnäckig mit den FRagen dranbleibe, aber dieses Thema beschäftigt mich momentan enorm.


    Grüße,
    Biene