Bandage am gesunden Bein bei einseitigem primärem Lymphödem

    • Offizieller Beitrag

    Eine Frage an Dr. Martin bzw. Dr.Schingale:

    Bei mir (weiblich, 55 Jahre) besteht seit 5 Jahren ein einseitiges primäres Lymphödem Stadium 2 am linken Bein.

    1983 habe ich bei einem Unfall eine schwere Knieverletzung rechts erlitten ( Ruptur des vorderen Kreuzbandes, Außenbandruptur, komplette Zerstörung des Außenmeniskus, multiple Kapselrisse). Es wurde eine vordere Kreuzbandplastik, Außenbandnaht, laterale Meniskektomie sowie Kapselnaht durchgeführt.

    Nach nunmehr über 35 Jahren treten (wie zu erwarten) zunehmend arthrotische Beschwerden auf. Ich habe das Knie versuchsweise selber bandagiert und konnte die Beschwerden damit deutlich verbessern. Deswegen würde ich mir gern eine industrielle Kniebandage besorgen, bin mir aber unsicher, ob durch die Kompression im Kniebereich an dem bisher unauffälligen Bein aus einem möglicherweise vorliegenden Stadium 0 ein klinisch manifestes Stadium 1 oder 2 werden könnte.

    Sind diese Bedenken berechtigt oder sehen Sie diesbezüglich kein Risiko?

    Ich wäre Ihnen sehr dankbar für Ihre Einschätzung.

  • Eine Möglichkeit ,dass das bisher unauffällige Bein auch eine latente Lymphabflussstörung hat ist nicht auszuschliessen. Da aber das Trauma 1983 nicht zu einer Ödemmanifestation führte erscheint mir dieses gering.

    Eine Funktionslymphszintigraphie würde hier -- vielleicht auch im Hinblick auf eine spätere Operation - informativ weiterhelfen

    • Offizieller Beitrag

    Sehr geehrter Herr Dr. Martin,

    herzlichen Dank für die prompte Antwort.

    Im Internet habe ich zur Funktionslymphoszintigraphie einen Bericht von Dr. Herpertz, Bad Nauheim, gefunden, in dem er vor falsch-negativen Ergebnissen warnt, wenn die Tracer-Injektion in ödemfreies Gewebe erfolgt.

    Da bei mir an diesem Bein bisher kein Ödem vorliegt, müßte man doch den Tracer in ödemfreies Gewebe injizieren. Oder verstehe ich das falsch?

    Wie sehen Sie das?

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe die Funktionslymphszintigraphie im Mathias Spital in Rheine durchführen lassen, die Injektion erfolgte unter sterilen Bedingungen bds zwischen 1. und 2. Zeh. Wichtig ist, dass vorher 24 Stunden keine KompressionsbeStrumpfung getragen wurde, kein Sport getrieben wurde und nicht gelympht wurde.

    Die sportliche Belastung ist fest durch die definierte Geschwindigkeitseinstellung am Laufband. Während der 30 Minuten Bewegung steht man vor einer entsprechenden "Kamera" , die etwa in Beckenhöhe den Abtransport der radioaktiven Substanz misst. Nach einer gewissen Zeit wird die gesamte Verteilung der Radioaktivität im gesamten Körper gemessen.

    Bei mir ergab die Untersuchung eindeutig, dass das bisher nicht betroffene Bein auch keinerlei Anfangsstadium eines Lymphödems hat.

    Man kann wirklich streiten, ob diese Untersuchung einen Sinn macht in der Diagnostik des Lymphödems.

    Für mein Leben war sie aber ausgesprochen wichtig: Nicht nur das Wissen um die Gesundheit des nicht betroffenen Beins, viel wichtiger war sie noch für die Akzeptanz der Erkrankung, die Umstellung meines Lebens zum Zweck guter Bedingungen für das betroffene Bein.

  • Fluoreszenz-Lymphografie

    Die Fluoreszenz-Lymphografie stellt eine relativ neue Option in der Diagnostik des Lymphödems und der Therapieplanung dar. Dabei wird eine injizierbare Lösung mit dem fluoreszierenden Farbstoff Indocyaningrün (ICG) versehen und ähnlich wie bei der indirekten Lymphografie als Depot dermal eingebracht. Die zu untersuchende Körperregion muss anschließend mit einer Infrarotquelle (Wellenlänge 800nm) bestrahlt werden. Diese nicht ionisierende Strahlung wird von ICG absorbiert und regt den Farbstoff zur Fluoreszenz mit einer Wellenlänge von 830nm an.21 Über eine Infrarotkamera mit speziellem Filter kann hiermit der Verlauf des oberflächlichen Lymphtransportes in Echtzeit beobachtet und untersucht werden. 22 Hadamitzky et al. beschrieben 2013 vier beobachtete Befunde hinsichtlich der ICG-Ausbreitung entlang der unteren Extremität. Diese sind „normal“ (regelrechter Lymphtransport), „diffuse“ (entsprechend einem dermalen Rückfluss) (Abb. 2), „splash“ (eine kurzzeitige Abflussstörung ohne Ödembildung) und „stardust“ (eine Abflussstörung mit erhöhter Ödembildungsneigung).23


    Schlüsselwörter

    Indo-Cyanin-Grün (ICG) - Photo-Dynamic-Eye (PDE) - Fluoreszenz-Lymphographie - Kontrolle der Lymphtherapien

    Mit freundlichen Grüßen


    Dr. med. F.-J. Schingale
    ärztlicher Leiter Lympho Opt Klinik
    Pommelsbrunn
    Tel. 09154-911200
    http://www.lympho-opt.de/

    • Offizieller Beitrag

    Sehr geehrter Herr Dr. Schingale,

    herzlichen Dank für die ausführliche Info.

    Darf ich Sie abschließend noch fragen, welche Untersuchungsmethode Sie bei meiner Fragestellung (Abklärung der Situation der Lymphwege im bisher unauffälligen Bein) empfehlen würden, die Lymphszintigraphie oder die Fluoreszens-Lymphographie?

  • Hallo,

    Uli, ich habe gelesen, dass du keine Kompression tragen solltest vor dem Lymphszintigramm. Warum ist das so? Es hat mich etwas stutzig gemacht, da bei meinem Lymphszintigramm gesagt wurde, ich bräuchte meine Kompressionsstrümpfe nicht auszuziehen für die Untersuchung. Fussspitze war ja offen, da wurde dann direkt zwischen 1.und2. Zeh das Kontrastmittel gepritzt.

    Jetzt bin ich verunsichert. Sind die Ergebnisse jetzt verfälscht? Vielen Dank für die Erklärung.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Katalina!

    Bei mir wurde ja eine Lymph-Funktions-Szintigraphie gemacht, gesagt wurde mir, an den Originalgeräten und nach der Originalmethode von Dr. Brauer, dem Erfinder dieser Methode .


    Was wurde genau bei Dir gemacht und wo?


    Ja, genau, mir wurde gesagt, das verfälscht sonst das Ergebnis! (deshalb 24 Stunden vor der Untersuchung kein Sport, keine MLD und kein Kompressionsstrumpf)


    Wieso ist bei Deinem Lymphödem die Fußspitze frei? Ich bin dort quasi doppel-bestrumpft.


    VG Uli

  • Hallo Uli, ich bin irgendwie noch mitten in der Diagnostik und leider sehr verzweifelt.

    Ich lebe auf Lanzarote und die gesundheitliche Versorgung ist hier eine Katastrophe. Bei mir sind sich die Ärzte nicht einig, was meine Grunderkrankung ist und ich werde von eimen zum nächsten Arzt geschickt.

    Ich komme gebürtig aus Osnabrück und war dort bei Prof Dr. Heckenkamp, der mir im Sommer eine Klappeninsuffizienz diagnostiziert hat, Lymphödem habe ich keins. Hier nimmt man sich davon nichts an und sagt, ich hätte ein Lymphödem...

    Jetzt bin ich wirklich ratlos und weiss nicht, was ich tun soll.

    Fakt ist, dass ich Schmerzen habe, morgens wenn ich aufstehe, verfärbt sich mein Unterschenkel und Fuss innerhalb von Sekunden von blass nach dunkelrot. Ich wickel mein Bein nachts und morgens ziehe ich einen Kompressionstrumpf an. Bisher hat man mir noch keinen Flachstrick verschrieben...


    Danke für dein Interesse. Liebe Grüsse.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Katalina,

    ich hatte einen 12 Jahre langen Ärztemarathon bis zur Diagnose...


    Bist Du denn noch in Deutschland krankenversichert? Wenn ja, dann lass Deine Problematik in Deutschland in einer renommierten lymphologischen oder phlebologischen Fachklinik abklären.


    Welche Klappe soll insuffizient sein? Was war der Therapievorschlag von Prof Dr. Heckenkamp?


    Liebe Grüße

    Uli

  • Welche Klappe genau insuffizient ist, weiss ich leider nicht. Das steht nicht detailliert im Arztbrief, er erwähnt aber, dass er sonografisch keinen Anhalt für ein Lymphödem sieht.

    Als Therapievorschlag rät er zu Sport und Kompression. Das bringt aber keinerlei Besserung.

    3 x/ Woche zum Fitness und 1x / Woche gehe ich reiten.

    Ich bin leider nicht mehr versichert in Deutschland, die Untersuchung im Sommer habe ich privat bezahlt.

    Liebe Grüsse.

    • Offizieller Beitrag

    Bei Lymphödem ist Sport im Wasser empfehlenswert, da der Wasserkompressionsdruck wie MLD wirkt. Reiten ist mE nicht so gut, Verletzungsgefahr und ruckartige Bewegungen. (Aber ich habe auch bis zum 55. Lebensjahr Basketball gespielt, obwohl es genauso ungünstig ist)


    Gut wäre eine maßgefertigte Flachstrick-Kompressionsbestrumpfung über den gesamten betroffenen Bereich MIT der Fußspitze.


    Hat der Professor eine OP der Venen empfohlen?


    Mit AquaSport und Flachstrick kannst du bei beiden Erkrankungen wohl nichts falsch machen.


    Und bitte Vorsicht vor Verletzungen, ziehe lieber Schutz-Schuhe an im Meer, rasiere NICHT die Beine und tu bei Insektenstichen im Ödemgebiet eine jodhaltige Salbe auf die Stelle. Nicht, dass Du ein Erysipel bekommst!


    Du weißt, was ein Erysipel ist?

  • Bist ein Schatz Uli. Danke. Ja, ich weiss was ein Erysipel ist. Ich bin Krankenschwester.

    Ich muss trotzdem nochmal in Deutschland zum Gefässchirurgen. Ich war nämlich divese Male schwimmen und es hat keine Besserung gebracht. Im Bett habe ich das Bettende hoch gestellt und trotzdem schwillt mein Fussrücken an... Ist ja eigentlich genau das Gegenteil jeglicher physikalischer Gesetze...

    Vielen vielen Dank für deine Mühe.