BERLIN (dpa). Die Verbraucherzentralen wollen Übergewicht bei Kindern bekämpfen und fordern einen Stopp für Werbung, die sich an Kinder richtet. Politik und Hersteller täten sich bislang schwer, das Problem ernsthaft anzugehen, kritisierte der Chef des Bundesverbands der Verbraucherzentralen, Gerd Billen, am Mittwoch in Berlin.
Die Bundesregierung hatte in ihrem Aktionsplan gegen Übergewicht 2008 eine Selbstverpflichtung der Lebensmittelwirtschaft angestrebt, auf Werbung gegenüber Kindern unter zwölf Jahren zu verzichten. Die Verhaltensregeln des Deutschen Werberates seien zu unkonkret.
Zwei Millionen Kinder und Jugendliche gelten in Deutschland als übergewichtig oder fettleibig. Allein um Schokolade und Süßwaren zu bewerben, gäben Hersteller dreimal so viel Geld aus, wie den Krankenkassen für Gesundheitsprävention zur Verfügung stehe, kritisieren die Verbraucherzentralen.
Der Münchner Ernährungsexperte Professor Berthold Koletzko sagte: "Marketingaktivitäten von Lebensmittelherstellern, Handels- und Restaurantketten haben einen wesentlichen Einfluss darauf, wie sich Ess- und Trinkgewohnheiten von Kindern entwickeln."