Sprunggelenksverletzung bei Lymphödem

  • Hallo zusammen,


    hat hier per Zufall jemand Erfahrung mit Umknicken bei einem Lymphödem Typ II?


    Beim Trailrunning habe ich eine Wurzel übersehen und bin ziemlich stark umgeknickt. Es fühlte sich so an, als ob sehr fester Kleber (wie etwa ein Powerstrip von Tesa) gelöst würde. Das Band selbst zeigt keine Auffälligkeiten. Auch nach dem ersten Schock konnte ich direkt auftreten. Zurück bin ich dann gegangen. Nun ist es leichte schmerzempfindlich bei Druck.


    Ich frage mich, ob das Gelenk so stark faszial verklebt sein kann, dass sich durch das Umknicken dort etwas gelöst hat oder ggf. ein Trauma ausgelöst hat. Würdet ihr damit zum Lymphologen gehen?


    Das Gelenk zu tapen dürfte aufgrund des Lymphödems nicht gerade hilfreich sein. Habt ihr Erfahrung mit eventuellen Alternativen wie Orthesen (nicht Aircast) zur vorübergehenden Versteifung des Gelenks?


    Lieben Dank für eure Einschätzung


    PS: Mein Lymphödem ist einseitig im unteren Bereich des Unterschenkels.

  • Erster Ansprechpartner sollte der Unfallchirurg sein.


    Nach der klinischen Untersuchung kann es notwendig sein, dass ein RÖ zum Ausschluss einer Fraktur (Knochenbruch) bzw. knöcherner Bandausriss gemacht werden muss und ergänzend eine Sonographie (Ultraschall) zum Ausschluss einer Verletzung der 3 Seitenbänder und des quer verlaufenden Ringbandes (Retinaculum).


    so oder so


    1. Lokale Kältebehandlung mit cool packs, kühlenden Salben

    2. kurzfristige Anwendung von entzündungshemmenden/abschwellenden Salben und Tabletten (3- 5 Tage, zB. Voltaren, Ibuprofen, Diclofenac, etc.)

    3. Hochlagerung des Beines, bei stehendem oder sitzendem Beruf, Krankmeldung für mindestens eine Woche

    4. Bei starkem anschwellen statt Strumpf untertags Kurzzugbandagen, darunter kann auch getaped werden

    5. Wenn möglich Akuttermin zur Lymphdrainage, es kann ableitend Lymphdrainage durchgeführt werden. Diese hat einen Abschwellenden und schmerzlindernden Effekt und reduziert auch die Anzahl der Entzündungszellen (Mediatioren) im Bereich der Verletzung.

    6. Bei sehr starker Schwellung oder knöcherner Verletzung 1 WO Spaltgips, sonst Schiene (Orthese) möglich (keine Aircast, diese stabilisiert nicht nach vorne und hinten).


    alles Gute für Sie!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Steinchen,

    habe gute Erfahrungen(leider persönlich und zur Zeit 😅)mit Orthesen, die das feste Stabilisierungsmaterial im Innenknöchelbereich haben und mit elastischen Gurten den Knöchel dann daran fixieren. Sie verhindern die seitlichen Bewegungen, lassen aber das normale Gehen ect zu.


    Herzliche Grüße und gute Genesung

    • Offizieller Beitrag

    Es wäre vielleicht zu überlegen, ob ein so verletzungsanfälliger Sport wie Trailrunning bei Lymphödem sinnvoll ist.

    Besser sind Sportarten wie Schwimmen, Radfahren, Wandern, Nordic Walking ect. Wenn Du so gern läufst, dann zumindest nicht cross, sondern auf "sicherem" Untergrund.

    Jede Verletzung kann das Lymphödem verschlechtern.

  • Der Arzt hat ein MRT angeordnet, um zu prüfen, wie es generell um die Bänder steht. Im Zweifelsfall werde ich mit einer Stütze laufen müssen. Aber nach nun 6 verletzungsfreien Jahren im Gelände werde ich nicht zurück auf die Straße wechseln, wo ich viel mit Gelenkproblemen zu kämpfen hatte. Tatsächlich passt sich der Körper erstaunlich gut an das Laufen im Gelände an (starke Fußmuskulatur, Bänder, Sehnen). Aufgrund vorangegangener Nekrotisierender Fasziitis und langer Entlastung muss ich wohl vor allem weiter viel für die Koordination und die Beweglichkeit machen und natürlich konzentrierter sein auf den wurzeligen Abschnitten. Heute war ich jedenfalls direkt bei der Lymphdrainage. Morgen hole ich die Orthese.

  • Hallo Steinchen,

    habe gute Erfahrungen(leider persönlich und zur Zeit 😅)mit Orthesen, die das feste Stabilisierungsmaterial im Innenknöchelbereich haben ....

    Welche Orthesen sind das, so etwas suche ich, da mein Sprunggelenk instabil ist und ich nach innen wegknicke (Maßschuhe sind gut ,aber bei dem warmen Wetter mit Kompression eine Qual)

  • Ich habe nun die Sporlastic Swede-O-Universal X8. Frage mich allerdings, ob für einen längeren Einsatz nicht etwas weicheres wie die Fibulo-Tape oder Malleo (diese „strumpfartigen“) besser wäre. Die jetzt verschriebene schnürt etwas ein, sorgt auf der anderen Seite aber definitiv dafür, dass ich akut nicht nochmal umknicke.

    Einmal editiert, zuletzt von steinchen ()

  • Danke für den Hinweis mit den Wunden - tatsächlich fehlt mir bisher eine vernünftige „Beratung“ zum Umgang mit dem Lymphödem. Bisher wurde das Bein immer nur im Hinblick auf die Narben und Hauttransplantationen hin begutachtet - selbst der Lymphologe meinte, es wird erst interessant, wenn die Narbenkompression nicht mehr getragen werden muss.


    Zur eigentlichen Frage:

    Die Schwellung des Traumas ist stark zurückgegangen. Ich habe viel hochgelegt & Retterspitzwickel gemacht. Wenn ich unterwegs war, habe ich die Orthese getragen. Diese versuche ich nur so eng wie nötig zu schnüren. An einer Stelle habe ich nach dem Tragen eine leichte Delle am Lymphödem, wie bei zu engen Socken.


    Die Schwellung des Lymphödems, dass ich ja am unten Unterschenkel habe, ist bei mir ziemlich konstant, da mir zirkulär am oberen Unterschenkel komplett die oberen Lymphbahnen fehlen. Ich gehe derzeit 1-2x pro Woche zur MLD und trage rund um die Uhr Kompression.


    Die Haut selbst weist seit dem Trauma keine Auffälligkeiten auf. Lediglich das „Übliche“, bereits zuvor vorhandene Problem bei viel Wärme. Dann wird die Innenseite ca. 5 cm über dem Knöchel rot.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Steinchen,

    eine Komressionversorgung kann je nach vorliegenden Gegebenheiten sehr unterschiedlich in Material und Ausführung sein. Du schreibst von Narbe und Hauttransplantation in Kombination mit einem Lymphödem. Um darauf näher einzugehen, ist sowohl mehr Information zur Erkrankung wie auch zur jetzigen Versorgung notwendig.

    Vielleicht gibt es auch ganz konkrete Fragen von Dir?

    Herzliche Grüße

  • Hallo Kasimir,


    Danke für die Info.


    In Folge einer Infektion mussten mir große Teile der Haut und Weichteile am rechten Bein entfernt werden. Unterhalb des Knies auch ein Stück rundherum. Sprich da fehlt alles bis runter zur Faszie und dem Muskel. Die Wunden wurden mit Spalthaut (also einer hauchdünnen Schicht) bedeckt. Diese ist gut verheilt, kann aber natürlich nicht das leisten, was Unterhautfettgewebe und gesunde Haut leisten.


    Generell habe ich bisher mein Wissen zum Lymphödem rein von meinem Physiotherapeuten, einem Buch (Földi) und dem Internet. In der Rehaklinik für Brandverletzte erhielt ich MLD. Diese wurde mir weiterhin empfohlen, weshalb ich sie nun auch weiterhin rezeptiert bekomme. Weitere Informationen zur Behandlung des Lymphödems habe ich nicht im Speziellen erhalten. Generell interessiert mich alles, was ich mit dieser chronischen Krankheit beachten sollte.


    Konkret frage ich mich, wie ich die faszialen Verklebungen rund um das Sprunggelenk und die Achillessehne gut behandeln/lösen kann. Manche Betroffene empfehlen hier z.B. unabhängig von Problemen mit den Bändern das Tragen einer Bandage mit eingenähten Silikonpolstern rund um den Knöchel.


    Viele Grüße

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Steinchen,

    der erste Schritt bei Dir ,ist die Narbenkompression. Sie sorgt dafür dass die Narbenbildung möglichst glatt und sozusagen geordnet erfolgt.In der Regel wird das mit einem langzügigen relativ dünnem Material gemacht.Das bestehende Lymphödem wird nach der Reife der Narbe in der Regel mit kurzzügigen dickerem und wandstabilerem Material versorgt. Die Verklebungen von Narbengeweben werden hauptsächlich manuell vom Physiotherapeuten behandelt, auch Dehnung und Eigenübungen sind möglich.

    Unterstützen könnten Pelotten sein, diese werden in der Narbenkompression häufig aus Silikon gefertigt ,allerdings eher um das Hautklima und die Narbenstruktur positiv zu beeinflussen oder auch Gewebeverluste aufzufüllen.

    Hier sind besonders die Wundränder zu beachten.

    Bei der Behandlung von Lymphödemen sorgen Pelotten dafür,dass sich keine Ödemflüssigkeit besonders an den konkaven Stellen sammelt. Die Pelotten werden dann häufig strukturiert mit Noppen ect verwendet, um mit der Massagewirkung den Lymphabfluss nochmals zu steigern, um das eiweißreiche Lymphödem zurückzudrängen.

    Wichtig und gut wäre, bei bestehenden Lymphödemen, dann einen guten Übergang zu finden. Den Zeitpunkt und Umfang der Versorgung, legt Dein behandelnder Arzt fest und hängt mit der Belastbarkeit und der Reife der Narbe zusammen.

    Herzliche Grüße

    • Offizieller Beitrag

    ich empfehle eine frühzeitige stationäre Entstauung in einer lymphologischen Fachklinik KPE Phase 1. Das ist ein Ort, sich viel Wissen anzueignen, mit erfahrenen Therapeuten verschiedene Versionen der Bandagierung "auszuprobieren" sowie Eigenbandagierung zu erlernen.


    Ja, und auch über geeignete Sportmöglichkeiten nachzudenken. Mit Sport, der zu harten Kontakten auf hartem Untergrund führt, riskierst du Verletzungen. Und das ist ungünstig bei einem schwierigen Lymphoedem. Und das hast du ja wohl.

  • Puh, danke für all das Input!!


    Dann werde ich mir wohl erstmal einen Lymphologen suchen müssen, der entsprechende Maßnahmen unterstützt. Bisher bin ich bei einem plastischen Chirurgen und der Klinik, die die Not-OP und Transplantationen gemacht hat, zur Nachsorge. Wenn ich dich, Uli29, richtig verstehe wäre also eine Reha sinnvoll oder gibt es andere Möglichkeiten für solch eine stationäre Entstauung?


    Ob es sich um ein „schwieriges Lymphödem“ handelt, kann ich schwer beurteilen. Die Schwellung ist sicht- und spürbar, aber nicht total offensichtlich. Betroffen sind etwa 20cm am unteren Unterschenkel. Die Physios meinen, bei mir ginge es mit der MLD um die Erhaltung des Ist-Zustands.


    Mein Kompressionsstrumpf ist übrigens relativ dick und hat an den empfindlichen Stellen ein dünnes weiches Material zusätzlich eingenäht. Es handelt sich aber definitiv um Langzugmaterial.