Absolute und relative Kontraindikationen für MLD

  • Da in einigen Schreiben von Kontraindikationen gesprochen wird, ist es jetzt nötig, diese aufzuzeigen.


    Bevor MLD/KPE angewandt wird, bespricht der Therapeut diese mit dem Patienten (Befundaufnahme!).


    Dieses sind:
    Absolute Kontraindikationen:
    - kardiales Ödem (manifeste Herzinsuffizienz)
    - akute bakterielle Entzündungen
    - akute Venenerkrankungen
    - Erkrankungen, die mit Fieber einhergehen


    Relative Kontraindikationen:
    - maligne Prozesse (evtl. palliative Behandlung möglich)
    - Hals: (es ist Halsbehandlung gemeint, nicht Schlüsselbeingrube-Kontaktaufnahme!)
    <Carotis-Sinus-Überempfindlichkeit
    <Herzrhythmusstörungen
    <bei Patienten über 60 Jahre
    <Schilddrüsenfunktionsstörungen
    - Bauch:
    <akut entzündliche Prozesse
    <Strahlenkolitis oder Strahlenzystitis
    <Anus praeter
    <Morbus Crohn
    <Colitis ulcerosa
    <Divertikulitis
    <Schwangerschaft
    <Menstruation


    (Entnommen Lehrbuch: Das Lymphödem und die Komplexe Physikalische Entstauungstherapie/Hrsg. H. Pritschow und C. Schuchhardt, 2. Auflage 2008 )


    Wohlgemerkt:
    Diese relativen Kontraindikationen zeigen auf, daß bei zutreffender Vorerkrankung die z. B. Bauchdrainage ausgelassen wird und gleich am betreffenden Bein die Leistenlymphknoten behandelt werden.
    LG Biene

  • Kleine Ergänzung.


    Es wird zwischen allgemeinen Kontraindikationen,welche für jedes Körpergebiet gelten, und zwischen speziellen
    Kontraindikationen der Halsbehandlung und Bauchtiefdrainage unterschieden.
    Sämtliche Kontraindikationen können entweder absoluter oder relativer Natur sein.
    Relative Kontraindikationen kann der Arzt in begründeten Fällen aufheben, absolute aber nicht.
    Absolute Kontraindikationen sind bereits beschrieben worden.
    Für die " Kontaktaufnahme am Hals" zur Vorbehandlung vieler Behandlungsaufbauten, mit der Behandlung der
    Nll cervicales inferiores et superiores, gelten die speziellen Kontraindikationen. Ersatzweise kann das Durchbewegen der Schultergürtel erfolgen.
    Folgende Kontraindikationen zur Bauchtiefdrainage sollten ergänzt werden:
    -bei Anfallsleiden ( Epelepsie) wegen der Gefahr einer Hyperventilation die Anfälle auslösen könnte
    -Divertikulose des Darms
    -Bauchaortenaneurysma oder nach dessen operativer Behandlung
    -massive arteriosklerotische Veränderungen ( meist im Rahmen von Stoffwechselstörungen, wie Diabetes mellitus,
    Hyperlipidämien )
    -starke Verwachsungen in Folge operativer Eingriffe
    -Veränderungen von Bauch und/oder Unterbauchregion nach strahlentherapeutischer Behandlung
    -Z.n. Beckenvenenthrombose


    Grundsätzlich gilt, dass eine Bauchtiefdrainage nie Schmerzen bereiten, und die Dosierung sich immer nach dem
    Empfinden des Patienten richten sollte.
    Bei Kontraindikationen für die Bauchtiefdrainage könnnen Ersatzgriffe angewendet und eine umfangreiche
    Atemtherapie durchgeführt werden.


    G.Weise :)

  • Zum Thema relative Kontraindikation - Morbus Crohn:


    Ich selber leide seit zwei Jahren unter Morbus Crohn. Wir handhaben es bei der MLD immer so das meine Lymphtherapeutin immer vorher fragt wie die "momentane Lage" des Darmes und damit des Bauches so ist. Sind bis jetzt damit meist ganz gut gefahren. Klar gab es auch schon Tage da mußten wir die Bauchtiefdrainage abbrechen weil es zu heftig wurde - aber wie gesagt bisher recht selten.


    Liebe Grüße tilliwilly

    Wer kämpft kann verlieren - wer nicht kämpft hat schon verloren!!!

  • Hallo,
    Ileitis regionalis ( Morbus Chron ) ist keine relative sondern eine absolute Kontraindikation für die Bauchtiefdrainage!
    Hier darf keine "klassische" Bauchtiefdrainage durchgeführt werden, sondern evtl. nur eine Ersatztherapie.


    G. Weise

  • Sorry aber sie steht bei den relativen, oder???


    Ich denk aber auch das das jeder selber entscheiden muß - auch inwieweit er es aushält. Und meine Lymphtherapeutin ist in der Hinsicht echt klasse und super vorsichtig!!!


    Liebe Grüße tilliwilly

    Wer kämpft kann verlieren - wer nicht kämpft hat schon verloren!!!

  • Hallo,
    eine entzündliche Darmerkrankung gehört zu den absoluten Kontraindikationen für die Bauchtiefdrainage! :!:
    Kontraindikationen sind immer strikt von Therapeuten/in einzuhalten.
    Relative Kontraindikationen können nur vom behandelnden Arzt aufgehoben werden.
    Leider fehlt im Textauszug und in dem Buch ein Absatz.
    Unterschieden werden muß hier zwischen den absoluten und relativen KI`s für die ML/KPE und
    den speziellen Kontraindikationen wie Hals und Bauchtief. Aber auch hier gibt es absolute Kontraindikationen, die in der Therapie berücksichtigt werden müssen.
    Die für die Bauchtiefdrainage aufgeführten Erkrankungen sind absolute Kontraindikationen und klar deffiniert.
    Es geht nicht darum, ob die Therapie gerade vertragen wird oder der Therapeut/in einfühlsam sind, sondern vielmehr ob es gefährlich wird (siehe auch andere Kontraindikationen )! :!:
    MfG G. Weise

  • Ich habe Sie schon verstanden. Sie meinen es ja sicher auch nur gut mit uns Patienten ;) .


    Aber mal im Ernst - das hieße also für mich das bei mir keine Bauchtiefdrainage mehr gemacht werden sollte bzw darf??? Was aber statt dessen??? Bin jetzt doch ein wenig verunsichert, da ich bisher gedacht habe (vielleicht sollte ich manchmal nicht so viel denken ;) ) es ginge nach dem eigenen Wohlbefinden?!? Was also würden Sie empfehlen???


    Danke auf jeden Fall für Ihre Hilfe!!!


    Liebe Grüße tilliwilly

    Wer kämpft kann verlieren - wer nicht kämpft hat schon verloren!!!

  • Hallo tilliwilly,
    bei vorliegenden Kontraindikationen für die Bauchtiefdrainage kommen die Ersatzgriffe sowie eine Atmungstherapie (Intensivierung der Zwerchfellatmung) zum Einsatz. Dieses hat Ihr Therapeut/in in der Ausbildung gelernt. Lassen Sie sich das erklären.
    Ich wollte lediglich auf die Berücksichtigung der Kontraindikationen und Einhaltung aufmerksam machen.
    Wenn ich sie verunsichert haben sollte, bitte ich das zu entschuldigen.
    MfG Gösta Weise

  • Danke Blümchen72 für die aufmunternen Worte. Habe gestern schon ne heiße Diskussion mit meiner Lymphtherapeutin gehabt. Am Ende waren wir uns aber einig das wir so weitermachen wie bisher. Sie weiß ja aber auch inzwischen schon wie ich "ticke" ;) !!! Wenn´s zu heftig wird hört sie auch sofort auf. Danke und Liebe Grüße tilliwilly

    Wer kämpft kann verlieren - wer nicht kämpft hat schon verloren!!!

  • Hallo,
    es darf absolut nicht sein , dass über Kontraindikationen diskutiert oder "verhandelt" wird. Beschriebene Kontraindikationen sind von allen Therapeuten exakt zu beachten und einzuhalten!!!
    Kein wenn und aber!
    Die Therapie ist strikt nach Vorgabe zu verabreichen. Mittelmaß, oder heute geht es mal so ,und morgen nicht, gibt es
    in der Physikalischen Therapie oder Medizin nicht.
    Ihre "Abkommen" mit den Terapeuten/innen über Kontraindikationen wären glatte Durchfaller für diese in den Prüfungen.
    Da hier aber großzügig mit Begleiterkrankungen umgegangen wird, weiß ich allerdings nicht, ob hier überhaupt Kenntnis über die bestehenden Kontraindikationenn vorhanden sind. Fragen Sie doch einmal die Ärzte im Forum über Risiken der ML/KPE bei verschiedenen Kontraindikationen. Kontraindikationen sind begründet.


    MfG G. Weise

  • hallo herr weise,


    das mit der diskussion ist doch das selbe wie mit einen therapeut der sich weigert den hals vorher zu behandeln, weil seine meinung nach das nichts bringt!
    ich rate jedem patienten einfach mal einen therapeutenwechsel zu machen, und sei es nur mal um zu sehen wie es einem woanders geht, und ob man viel. unterschiede spürt.


    ps: gibt es eine anschrift oder so, wo man sich beschweren kann, wenn ein therapeut sich weigert ggf. die nötigen kontraindikationen anzuwenden?
    oder kann man solche vorfälle das nur der krankenkasse melden? :S

  • hallo dr. martin,


    was könnte zb. passieren? irgendwie glaub ich, das sich viele therapeut zu selbstsicher sind, leider.. und meint es kann eh nix passieren... was macht man also als patient, wenn doch was passiert??? ?(

  • Hallo !
    Z.B. Bei Herzinsuffizienz kann diese weiter bis zum Lungenödem dekompensieren .. Jede Kontraindikation ist mit den eigenen Risiken verbunden.
    Wer anders behandelt als durch die Regeln einer medizinischen Ausbildung vergegeben / empfohlen trägt im Schadensfall oft die Beweislast , dass sein Tun nicht ursächlich war.

  • Hallo,
    ich hab da mal ne andere Frage zu diesem Thema:


    ich bin krank, habe seit heute morgen starke Halsschmerzen, dicke Nase, Schnupfen, Ohrenschmerzen, Kopfschmerzen und leicht erhöhte Temperatur (37,6) morgens, tagsüber war nichts, jetzt hab ich fast 38 Grad.


    Hatte heute eigentlich Termin zur Lymphdrainage. meine vorherige Therapeutin hat sich imemr geweigert, die MLD zu amchen, wenn ich irgendeinen einen Infekt hatte. Nun habe ich aber die Praxis gewechselt, ich kenn die noch nicht so gut, hab angerufen und das geschildert und wolllte absaghen (2. Termin dort, 60 Minuten). Ich weiss, dass das doof ist, aber kann ich ja auch nicht ändern.


    Nun war die Dame am Telefon sehr unwirsch deswegen und meinte, ich könne trotdzem kommen. Ich sagte, dass das bisher anders war und ich Angst habe, dass sich da was erst recht verteilt, so wurde mir das immer gesagt. Sie meinte, die Erkältung kommt sowieso, ob ich komme oder nicht. Ich meinte, es geht ja nicht um die Erkältung, sodnern darum, dass mir die Lymphdrainage nicht schaden soll. Als ich darauf bestand, heute nicht zu gehen, war sie richtiggehend sauer am Telefon und auch ziemlich unfreundlich. Sie meinte, ich solle dann nächste Woche auf jeden Fall kommen, und das klang so wie: Einmal lass ich das durchgehen, nochmal nicht.


    Da ich heute sowieso nicht gut drauf bin, hat mich das zusätzlich belastet. Frage: War das richtig? Ich bin jetzt verunsichert. Kann man bei einer beginnenden Erkältung mit laufender Nase und Kopf-Hals-Ohrenschmerzen zur Lymphdrainage gehen oder nicht? Wer hat recht: die alte Therapeutin (nein!), oder die neue Praxis mit ihrem "Macht nix".


    LG Tine

  • Hallo Tine,


    wenn ich (primäres Lymphödem beider Beine) eine normale Erkältung habe, also ohne das Bett hüten zu müssen und nicht arbeiten zu können, dann gehe ich ganz normal zur Therapie, das hat keinen Einfluss.


    Wenn der Infekt allerdings noch gar nicht da ist, dann passiert schon was, zumindest bei mir. Erst vorletzte Woche. Ich war eigentlich nur ein bißchen müde und hab dabei gar nicht in die Richtung gedacht, dass eine Erkältung im Anmarsch sein könnte. Zwei Stunden nach Therapieende dachte ich, mich hätte ein Bus überfahren, richtig heftig, wie Tag 3 einer fiesen Erkältung. Die ML kann also durchaus beschleunigend wirken. Was aber den deutlichen Vorteil hatte: dadurch dass ich die ersten Tage sozusagen übersprungen hatte, war die Erkältung umso schneller vorbei (o; Auch nicht verkehrt...


    Was ich nur immer mache: wenn ich einen Schnöf hab, rufe ich in der Praxis an und frage, ob das ok ist, dass ich komme. Geht ja auch um Ansteckung und das entscheiden dann meine Therapeutinnen, ob sie fit genug sind, meinen Bazillen zu trotzen!



    LG


    Fischkopp

  • Dr, Martin, danke für die Antwort.

    Zitat

    Bei einem akuten fieberhaften Infekt mit schlechtem Allgemeinbefinden sollte mit ML pausiert werden

    Warum genau?


    Fischkopp, auch danke für die Antwort.


    Ich mach das eher nach Bauchgefühl (da ich auch manchmal krank arbeite). Einfacher Schnupfen - da geh ich auch. Wichtig für mich war das Fieber, d.h. die Temperatur. Und beim Infekt hat man ja meist beides, Viren und Bakterien gleichzeitig, und ich denk mir, dass es nicht günstig ist, wenn Bakterien verschoben werden in andere Bereiche. Aber wie gesagt nach meinem Gefühl denk ich so und weil man mir das immer gesagt hatte.


    Vielleicht kann Dr. Martin noch Genaueres sagen?

  • Wenn ein akut fieberhafter Virusinfekt vorliegt ist z.B., wie zur Therapie erforderlich , wenig bekleidetes Liegen nicht sinnvoll. Zudem hat der Körper mit der Abwehr der Viren schon viel zu tun. Darüberhinaus ist ein Punkt das subjektive Befinden.Zusammenfassend: Ich würde so lange ich einen fieberhaften Infekt habe keine ML machen ( lassen)